5G-Modem: Apples 5G-iPhone für 2020 könnte an Intel scheitern
Intel will in der zweiten Jahreshälfte mit der Auslieferung des 5G-Modems XMM 8160 beginnen, damit im ersten Halbjahr 2020 Smartphones und Notebooks damit auf den Markt kommen können. Auch Apple sollte das 5G-Multimode-Modem für das 2020er iPhone erhalten. In den Zeitplan Intels hat Apple aber wohl kein Vertrauen mehr.
5G-Modems von Intel sind ein seit jeher mit Verspätungen verwobenes Thema. Das erste 5G-Modem XMM 8060 hat es nach seiner vor mehr als zwei Jahren erfolgten Ankündigung unter dem Codenamen Gold Ridge nie zur Marktreife geschafft und wurde stattdessen im November 2018, als es dem ursprünglichem Plan zufolge schon ein Jahr lang in der Massenproduktion hätte sein sollen, kurzerhand zu einer reinen Entwicklungsplattform degradiert, um Platz für den Nachfolger XMM 8160 zu machen.
Das im November 2018 angekündigte neue 5G-Modem soll in der zweiten Jahreshälfte 2019 an Partner ausgeliefert werden, damit diese ihre Geräte für einen Marktstart in der ersten Jahreshälfte 2020 vorbereiten können. Apple wäre mit dem neuen iPhone erst im September des nächsten Jahres an der Reihe, doch in Tim Cooks Unternehmen gibt es Zweifel an der Umsetzbarkeit von Intels Plänen, wie Fast Company unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen berichtet.
Intel soll Fristen verpasst haben
Dem Bericht zufolge habe Intel bereits mehrere Fristen für die Entwicklung des 5G-Modems verstreichen lassen. Das neue Modem unterstützt neben 5G im Sub-6-GHz- und mmWave-Bereich auch die älteren Mobilfunkstandards LTE, 3G und 2G. Apple benötigt erste Samples des Modems im Frühsommer dieses Jahres und ein finales Design zu Beginn des neuen Jahres, um die Produktion rechtzeitig für den Marktstart des neuen iPhones im September 2020 hochfahren zu können.
Neuer Intel-CEO denkt wie ein CFO
Offenbar gibt es aber nicht nur aufseiten von Apple Zweifel an dem Modem-Deal. Denn Apple soll für Intel ein schwieriger Kunde sein, der stets die neuesten technischen Errungenschaften und zugleich besonders niedrige Preise fordere, sodass die Chips kaum Gewinn abwerfen. Deshalb soll Intels neuer CEO Robert Swan bereits Zweifel an dem Geschäft mit Apple geäußert haben, denn mit Intels 10-nm-Prozess ließe sich im Data-Center-Umfeld deutlich mehr Geld verdienen, als die Kapazitäten für ein Modem zu opfern, das an Apple verkauft kaum Marge bietet. Hier zeichnet sich klar die Denkweise eines ehemaligen Finanzchefs ab, dessen Position Swan seit 2016 bei Intel inne hatte, bevor er nach dem Abgang von CEO Brian Krzanich zunächst übergangsweise neuer CEO war und dann Ende Januar dieses Jahres zum Vollzeitchef ernannt wurde. Auch ein prestigeträchtiges Geschäft muss eben profitabel sein.
MediaTek, Qualcomm und Samsung keine Option für Apple
Doch wohin soll Apple flüchten, wenn Intel nicht wie geplant liefern kann? MediaTek sei aus technischer Perspektive nicht die richtige Wahl für Apple, Samsung wiederum nicht aus Praktikabilitätsgründen, wie ein Analyst der Schweizer Großbank UBS von Fast Company zitiert wird. MediaTek hat das 5G-Multimode-Modem Helio M70 im Sortiment, während Samsungs All-in-One-Lösung Exynos 5100 heißt. Bei Samsung ist heute der Start der Massenproduktion erfolgt, wenngleich das Galaxy S10 5G schon morgen in Südkorea im Handel stehen wird, sodass die heutige Ankündigung eher als reine Formalität zu verstehen ist. Samsung will das Modem und weitere zugehörige Chips aber auch anderen Herstellern als der eigenen Smartphone-Sparte anbieten.
Übrig bleibt damit noch Qualcomm mit dem Snapdragon X55, dessen Sampling im ersten Halbjahr 2019 beginnen soll, damit Endgeräte gegen Ende des Jahres auf den Markt kommen können. Qualcomms Zeitplan würde damit zu Apple passen, zumal Qualcomm mit dem Snapdragon X50 bereits 5G-Erfahrung sammeln konnte. Gegen die Zusammenarbeit sprechen die mit Vehemenz vor Gericht geführten Streitigkeiten, wo es ausgerechnet um Mobilfunktechnologien geht.
Eigene Modems sollen 2021 einsatzbereit sein
Für ein 5G-fähiges iPhone im nächsten Jahr muss deshalb entweder Intel unbedingt rechtzeitig die Entwicklung abschließen oder Apple das 5G-Vorhaben auf 2021 verschieben. Dann soll ohnehin die eigene Modem-Sparte, die sich derzeit in San Diego unweit von Qualcomms Firmensitz breit macht, erste Ergebnisse liefern – auch im Bereich 5G. 1.000 bis 1.200 Entwickler, die von Intel und Qualcomm abgeworben wurden, sollen am neuen Standort bereits an eigenen Apple-Modems arbeitet, die schließlich bei Samsung und TSMC vom Band laufen sollen.