Fallout 76: Reparatur-Kits werden als Pay-to-Win-Baustein betrachtet
Publisher versprechen gebetsmühlenartig, dass Mikrotransaktionen erstens optional und zweitens kein Pay to Win sein würden. Was das tatsächlich bedeutet, darüber herrschen bei Anbieter und Spieler oftmals unterschiedliche Vorstellungen. So auch im Falle von Reparatur-Kits, die Bethesda im Shop von Fallout 76 anbieten will.
Reparatur-Kits sind in zwei Versionen geplant. Beide können überall auf der Welt ohne Werkstatt eingesetzt werden und verbrauchen keine Crafting-Materialien. Die einfache Variante repariert einen Gegenstand vollständig und kann im Ingame-Shop für die Premium-Währung Atome erworben werden, die sich kaufen oder in geringerem Umfang verdienen lässt. Verbesserte Kits bringen einen Gegenstand auf 150 Prozent seiner Lebenspunkte und sollen lediglich als Belohnung für Spieler eingesetzt werden.
Die Einführung der Kits sei ein „populärer Wunsch“ aus der Community gewesen, begründet Bethesda die Entwicklung, die nach Möglichkeit mit weiteren Gebrauchsgenständen auf Basis von Spieler-Ideen fortgesetzt werden soll. Darüber hinaus sei der Publisher der Ansicht, dass man innerhalb des Spiels und im Shop „etwas Neues mit ihnen ausprobieren“ könne.
Es geht um die Zukunft und das Prinzip
Dieses „Neues“ wird jedoch als Versuch wahrgenommen, entgegen vorheriger Aussagen Pay-to-Win-Elemente im Spiel unterzubringen – die Reparatur-Kits sind die ersten Gegenstände im teuren In-Game-Shop, die Einfluss auf das Gameplay haben. Seine Ausrüstung sofort zu reparieren kann in PvP- und PvE-Kämpfen je nach Spielsituation einen Vorteil verschaffen.
Ob die Kits im Lategame, wo es sie als Belohnung und genug Crafting-Material gibt, einen großen Vorteil darstellen und damit überhaupt ein signifikantes Pay-to-Win-Element sind, wird in der Community als unerhebliche Frage betrachtet. Wichtig ist lediglich der Umstand, dass es sich um ein Gameplay-Element handelt, das einen Vorteil verschaffen kann. Dieser manifestiert sich auch indirekt: Wer sofort ohne Rohstoffbedarf reparieren darf, benötigt keine Perks, die die Lebensdauer erhöhen und kann dafür andere Vorteile wählen.
Damit bricht Bethesda Versprechen von Bethesda-CEO Pete Hines, der Pay-to-Win-Bestandteile explizit ausgeschlossen hatte. Angeboten werden sollten nur kosmetische Extras.
Versprechen sollen gehalten werden
In der Community geht es deshalb um das Prinzip: Versprechen, so der Tenor, müssen eingehalten werden. Befürchtet wird darüber hinaus, dass Bethesda in Zukunft mit weiteren Gegenständen nach diesem Muster verfahren wird und in kleinen Schritten deutlicher an Pay-to-Win heranrückt. Dies alles empfinden Fans als unangemessen in einem Spiel, das Bethesda für 60 Euro verkaufen möchte.
Pay 2 Win mechanics add perverse design incentives for the devs. They encourage bad design because the game is being balanced to drive players towards cash shop purchases instead of being balanced to be the most fun.
PolygonMan auf Reddit
Zu guter Letzt wird dem Anbieter unterstellt, dass seit neuestem schneller verderbende Nahrungsmittel ein Bedarf erzeugender Baustein für die bereits angedeutete Einführung von Kühlschränken sein können – eine weitere Community-Idee, mit denen Bethesda ja „etwas Neues“ ausprobieren möchte.
Zwei Sichtweisen
Eine Stellungnahme von Bethesda zu den Pay-to-Win-Vorwürfen steht noch aus. Traditionell unterscheiden sich diesbezügliche Definitionen aber im Bedarfsfall. Kein Pay-to-Win ist aus Spielersicht gleichzusetzen mit rein kosmetischen Extras identischer Sichtbarkeit, für Publisher können auch indirekte Vorteile akzeptabel sein. Pay to Win wäre dann erst der Verkauf von stärkeren Waffen und Rüstungen.