Intel-Roadmaps: Bis 2022 ist keine 10‑nm‑CPU für Desktop in Sicht
Das Warten auf Intels 10-nm-Prozessoren für Desktop-PCs könnte noch deutlich länger dauern. Neu veröffentlichte Roadmaps nennen für die Mainstream-Desktop-Plattform bis Ende 2021 lediglich 14-nm-CPUs – 10 nm wird nicht einmal erwähnt. Im Notebook soll auf Ice Lake in Kleinserie Tiger Lake in 10 nm folgen.
Dass Intel auch 2020 keine Desktop-Prozessoren im 10-nm-Verfahren anbietet, hat sich bereits angedeutet. Die gezeigte Client CPU Roadmap, die augenscheinlich im Rahmen von Intels Stable Image Platform Program (SIPP) erstellt wurde, bestätigt die Hinweise, dass ab dem 2. Quartal 2020 zunächst mit Comet Lake als weiterer 14-nm-Aufguss nach dem Coffee Lake Refresh zu rechnen ist. Wie schon vermutet, soll Comet Lake-S für den Mainstream-Sockel bis zu 10 Kerne bieten. Der Nachfolger soll Rocket Lake-S lauten und ein Jahr später, also ab dem zweiten Quartal 2021 ebenfalls bis zu 10 Kerne aufweisen und abermals in einem 14-nm-Prozess gefertigt werden. Sollten die Informationen sich bestätigen, dann wäre bis 2022 nicht mit 10-nm-Prozessoren für Desktop-PCs von Intel zu rechnen.
Im Fokus dieser und auch der zweiten Roadmap, die das Logo des OEM Dell trägt, stehen aber die CPUs für Notebooks und andere kompakte Systeme. Hier wird es nach ersten kläglichen Gehversuchen mit der Cannon-Lake-Generation den 10-nm-Prozess schon früher in Serie geben. Zunächst sei in der Familie der U-Serie mit 15 Watt bis 28 Watt Ice Lake-U mit zwei und vier Kernen für Notebooks geplant; noch im laufenden Quartal sollen die 10-nm-CPUs in limitierter Stückzahl verfügbar sein. Während die obere Leistungsklasse der H- und G-Serie zunächst ebenfalls mit Coffee Lake Refresh und Comet Lake ausharren muss, soll in etwa einem Jahr die 10-nm-Generation in Serie folgen: Die Rede ist von Tiger Lake-U und Tiger Lake-Y mit vier Kernen ab dem zweiten Quartal 2020.
Die Dell-Roadmap nennt auch Rocket Lake-U als Hybrid-Chip: Die CPU mit bis zu 6 Kernen soll weiterhin auf 14 nm basieren, während der Grafikeinheit 10 nm zugeschrieben werden. Auch Xeon E wird im Laufe seines Lebens über den Chipsatz neue Features bekommen: Zu Beginn mit PCIe 3.0, später über den Ice-Lake-Chipsatz auch PCIe 4.0 Interessant ist auch der bereits von Intel gezeigte Lakefield-SoC, der schon ab dem zweiten Quartal 2019 die neue M-Serie mit 3 Watt bedienen soll.
Letztlich lässt sich die Echtheit der Informationen noch nicht bestätigen, weshalb sie mit gesunder Skepsis zu genießen sind. Die Daten zu Comet Lake sowie Elkhart Lake passen aber weitgehend zur Roadmap, die jüngst beim Embedded-Hersteller Mitac durchgesickert ist. Die SIPP-Lösungen oder auch Business-Prozessoren sind oft aber später im Markt verfügbar als reguläre CPUs, wie Whiskey Lake-U vPro im Vergleich zu Whiskey Lake zuletzt zeigte; auch Coffee Lake Refresh als Business-CPU ist noch gar nicht verfügbar. Dies lässt zumindest den kleinen Hoffnungsschimmer, das eine der Lösungen doch noch eher kommen könnte, Ice Lake-SP für den Server hatte Intel bereits gezeigt, der High-End-Desktop hätte damit zumindest eine Grundlage.
Mit einer weiteren Roadmap legt Tweakers am Freitag noch einmal nach. Diese bestätigen viele bereits bekannte Dinge, Comet Lake mit zehn Kernen ist demnach als Consumer-Variante für das erste Quartal 2020 vorgesehen, der Zeitplan könnte aber einen Start erster Modelle noch 2019 erlauben. Vermutlich wird es dann auf ein ähnliches Prozedere wie in den vergangenen beiden Jahren hinauslaufen, als jeweils zwei CPUs im Herbst erschienen, der Rest im Jahr darauf.
Überraschend ist die Roadmap im High-End-Bereich mit dem, was nicht zu sehen ist: Ice Lake-SP oder auch Cooper Lake-SP. Stattdessen wird der schon totgeglaubte Cascade Lake-X ab dem dritten Quartal dieses Jahres im Handel stehen, wie Skylake-X Refresh aber ohne gravierende Neuerungen. Bei den Xeon soll Cascade Lake in eine zweite Runde gehen und die Purley-Plattform auch im Jahr 2020 am Leben halten. Dies widerspricht ein wenig den zuletzt getätigten Angaben von Intel, die bereits Ice Lake-SP gezeigt haben und Cooper Lake-SP als in Kürze, noch 2019 folgende neue Server-Plattform von Intel in Aussicht gestellt hatten. Dass diese laut der Dell-Roadmap dann aber nicht in den nächsten zwei Jahren erscheint, lässt einige Zweifel aufkommen. Zumal Intel bereits lauffähige Ice-Lake-Server-Systeme gezeigt haben, die jedoch kaum mehr drei Jahre entfernt sein dürften. Cisco hatte zuletzt beide CPU-Serien für 2020 im Programm.