Arbeitsbedingungen: CD Projekt will Angestellte besser behandeln
Im Gefolge von Berichten über problematische Crunch-Kultur bei Branchengrößen wie BioWare, Epic Games, Riot Games und Rockstar äußert sich auch CD Projekt zu dem Thema. Das Unternehmen versichert öffentlich, dass Überstunden garantiert freiwillig sind und will diesen Status damit festschreiben.
Mitgründer Marcin Iwiński wünschte sich gegenüber Kotaku, dass sein Studio Bekanntheit dafür erlangen solle, Spieler, aber auch Entwickler „mit Respekt zu behandeln“. Eine Politik freiwilliger Überstunden hat das Studio schon länger, sie soll aber nun besser umgesetzt werden.
Ganz ohne die Crunch-Time möchte CD Projekt aber nicht auskommen. Es gebe „natürlich“ Stellen, an denen „wir härter arbeiten müssen – ich denke die E3-Demo ist ein gutes Beispiel“, sagte Iwiński. Crunch werde nicht eingeplant, ergebe sich aber trotz Puffer-Zeiträumen, weil die Projektplanung schwierig sei. Entwickler könnten sich aber bei Bedarf freinehmen, niemand würde für diesen Wunsch schief angeschaut.
Iwiński will deshalb absolut deutlich machen, dass die Entwickler, die aktuell an Cyberpunk 2077 arbeiten, selbst dann nachts oder an Wochenenden keine Überstunden machen müssen, wenn sie direkt danach gefragt werden. Weil die Frage eines Vorgesetzten aufgrund vieler Faktoren nicht zwangsläufig echte Entscheidungsfreiheit gewährt, wird die Option nun öffentlich gemacht – was das Unternehmen bei gegenläufiger Handhabung zur Zielscheibe von Kritik macht. Die Entwicklung von Cyberpunk 2077 soll daher für die Mitarbeiter weniger belastend werden als die von The Witcher 3, das die meisten Angestellten mit exzessiven Überstunden belastete.
Reaktion auf Berichte
Nach eigenen Angaben wollte CD Projekt nach den zahlreichen Crunch-Berichten und der Diskussion um Arbeitsbedingungen in der Branche selbst Stellung beziehen und sich positionieren. Daran zweifelt Kotaku; nach Berichten der Seite über Crunch bei der problembehafteten Entwicklung von Anthem haben sich vier ehemalige Mitarbeiter von CD Projekt gemeldet und von ähnlichen Zuständen berichtet – auch die Entwicklung des vielversprechenden Cyberpunk-Rollenspiels verläuft nicht in ruhigen Gewässern.
Diese können jedoch von der Abteilung abhängen, schreibt Kotaku, weil der Seite andere Angestellte von vergleichsweise normalen Arbeitszeiten berichtet hätten. Es sei anzunehmen, dass unter anderem die Qualitätssicherung und Technik-Teams vor dem Erreichen von Meilensteinen wie den E3-Demos besonders belastet worden wären.
Der Gang an die Öffentlichkeit hätte insofern neben dem Wunsch, Zustände tatsächlich positiv verändern zu wollen, auch präventiven Charakter. Das mögliche Kalkül: Schon vor anstatt nach dem erwarteten Skandal Besserung geloben, um den Schaden zu minimieren. Berichtet wurde von den ehemaligen Mitarbeitern auch von einer Crunch-Kultur, bei der Angestellte unter Druck gesetzt sehen, zahlreiche Überstunden zu leisten, die allerdings nachts und an Wochenenden mit Zuschlägen versüßt werden.