Google Nest Hub im Test: Googles bestes Smart-Home-Gerät hat noch Potenzial
tl;dr: Der Google Nest Hub mit Google Assistant leistet sich bei der Hardware erneut keine Patzer und bietet ein rundes Gesamtpaket. Bei der Software muss der Hersteller aber mit einem Browser, der eigenen Suche und zusätzlichen Optionen etwa bei YouTube und Spotify nachlegen, um auch Intensivnutzer zu überzeugen.
Heute startet der Google Nest Hub in Deutschland in den Verkauf, Googles eigenes Smart-Display mit integriertem Google Assistant, nachdem es seit dem 8. Mai vorbestellt werden konnte. Bei dem Google Nest Hub handelt es sich quasi um die Kombination eines smarten Lautsprechers wie dem Google Home mit einem Display, um die Inhalte nicht nur über die Sprachausgabe auszugeben, sondern mit zusätzlichen Informationen auf dem Bildschirm zu versehen.
Bereits Ende letzten Jahres kam der Nest Hub in den USA in den Handel, die deutsche Version ist technisch unverändert, inzwischen hat der Hersteller jedoch die Nest- und Home-Entwicklung vereint, weshalb das ehemals Google Home Hub genannte smarte Display in Deutschland schon als Google Nest Hub erscheint.
Technische Daten des Google Nest Hub
Den Google Nest Hub gibt es in einer einzigen Ausführung mit einer Größe von 178,5 × 118 × 67,3 mm (B × H × T) und einem Gewicht von 480 Gramm. Anders als beim Lenovo Smart Display stehen somit nicht zwei Display-Größen zur Auswahl. Stattdessen setzt Googles Nest Hub immer auf ein 7-Zoll-Display mit Touchscreen und einer Auflösung von 1.024 × 600 Pixeln. Dies führt zu einer Pixeldichte von 170 ppi. Lenovos Smart Display kommt beim 10-Zoll-Modell mit 1.920 × 1.200 Bildpunkten auf schärfere 226 ppi, während die 8-Zoll-Variante mit 1.280 × 800 Pixeln eine Pixeldichte von 188 ppi bietet und somit nicht sichtbar schärfer ist als Googles Nest Hub. Die Pixeldichte des Nest Hub ist aber minimal höher als beim Amazon Echo Show, der bei einem 10-Zoll-Display eine Auflösung von 1.280 × 800 Pixeln bietet, was in einer Pixeldichte von rund 151 ppi resultiert. Im Alltag sind aber die unterschiedlichen Pixeldichten des Google Nest Hub, Amazon Echo Show und Lenovo Smart Display mit 8 Zoll nicht wahrzunehmen.
Beim SoC kommt ein AMLogic S905D2 zum Einsatz, der auf vier Cortex-A53-Kerne mit bis zu 2,0 GHz setzt. Weitere technische Einzelheiten zur Größe des verbauten Arbeits- und Flash-Speichers hat Google nicht bekannt gegeben.
Drei Tasten, zwei Mikros und ein Sensor
Neben einer Lautstärkewippe an der rechten Rückseite des Displays verbaut Google lediglich eine Taste zum Stummschalten der Mikrofone oben in der Mitte der Rückseite des Displays. Weitere Tasten braucht und bietet das smarte Display nicht. Die Positionierung an der Rückseite ist schlicht, macht sie aber auch schwerer zugänglich – im Alltag aber kein Problem. Die beiden nach vorne gerichteten Far-Field-Mikrofone hat Google oberhalb des Bildschirms verbaut. Dazwischen sitzt der Umgebungslichtsensor, der es auf Wunsch ermöglicht, die Display-Helligkeit und die Farbtemperatur automatisch in Abhängigkeit vom Umgebungslicht zu steuern.
WLAN ac, Bluetooth 5 und Google Cast
Auch im Nest Hub steckt in der Basis ein einzelner Breitbandlautsprecher, wobei Google keine technischen Details des verbauten Modells nennt. Als Funkverbindungen unterstützt der Nest Hub Wi-Fi 5 (WLAN 802.11 b/g/n/ac) mit 2,4 und 5 GHz, Bluetooth 5 und das Google-Cast-Protokoll, um Inhalte vom Smartphone oder Tablet auf das Display zu übertragen. Das Netzteil des Nest Hub liefert maximal 15 Watt.
Keine weiteren externen Anschlüsse
Der Stromanschluss ist zugleich der einzige externe Anschluss des Google Nest Hub. Einen USB-Anschluss oder SD-Kartenleser zum Zuspielen externer Inhalte bietet das smarte Display nicht, sondern setzt wie alle Vertreter auf die rein drahtlose Übertragung von Inhalten aus der Cloud oder über Cast. Auch einen Kopfhöreranschluss, etwa um YouTube-Videos am Schreibtisch zu hören, ohne den Raum zu beschallen, bietet Googles Produkt nicht.
Keine Kamera für die Privatsphäre
Auf eine Kamera verzichtet Google beim Nest Hub, um der Sorge der Anwender um die eigene Privatsphäre Rechnung zu tragen. Ob Google damit tatsächlich eine höhere Akzeptanz für das eigene Produkt aufgrund von Berührungsängsten und des mulmigen Gefühls der ständigen Überwachung seitens der Kunden erreichen möchte oder bei der Entwicklung des smarten Displays noch nicht so weit war, eine Kamera zu integrieren, bleibt offen. Lenovo hat den Kompromiss aus Schutz und Funktion beim eigenen Smart Display sehr gut gelöst und neben einer mechanischen Trennung der Verbindung auch eine Kameraabdeckung integriert, so dass der Nutzer sicher vor heimlichen Videoaufzeichnungen ist und die Kamera nur bei Bedarf tatsächlich aktivieren muss.
Eine große Einschränkung im Vergleich zu Lenovos Smart Display stellt der Verzicht auf die Kamera allerdings nicht dar, da diese aufgrund zu starker Einschränkungen der Smart-Display-Plattform von Google ohnehin nur für Google Duo genutzt werden kann, das sich keiner enormen Verbreitung erfreut.
Google selbst hat die eigene Haltung zum Verzicht auf eine Kamera mit dem Nest Hub Max aber bereits wieder verworfen und diesem eine Kamera spendiert, die sich dem Nest-Ökosystem anschließt und auch über die Nest-App von unterwegs abgerufen werden kann. Zudem ermöglicht sie die Steuerung bestimmter Aktionen per Geste. Dies ist ein deutlicher Funktionsgewinn im Vergleich zur aktuellen Google-Duo-Limitierung. Vorerst startet der Google Nest Hub Max aber diesen Sommer nur in den USA. Wann er nach Deutschland kommt, ist noch offen.
Einrichtung per App
Auch der Google Nest Hub wird über die Google-Home-App eingerichtet. Das Vorgehen ist dabei identisch zum Lenovo Smart Display, weshalb hierauf nicht erneut detailliert eingegangen wird.
Das Display unter dem Kolorimeter
Das kleine 7-Zoll-Display erreicht eine maximale Helligkeit von 431 cd/m², was etwas dunkler als die 10-Zoll-Vertreter des Lenovo Smart Display und Amazon Echo Show ist. Dennoch ist die Helligkeit absolut ausreichend. Auch die Homogenität ist gut, die maximale Abweichung liegt bei 8 Prozent und ist somit niedriger als die 15 Prozent des größeren Bildschirms des Lenovo Smart Display.
Auch das Display des Google Nest Hub kann wie bereits erwähnt wahlweise automatisch oder manuell in zehn Stufen geregelt werden. Der für die automatische Regelung notwendige Sensor befindet sich im oberen Bildschirmrahmen zwischen den beiden Mikrofonen.
Der Schwarzwert bei maximaler Helligkeit liegt in der Spitze bei relativ hellen 0,493 cd/m². Im Durchschnitt kommt das Display auf einen Kontrast von rund 930:1. Bei niedrigster Helligkeitseinstellung leuchtet es bei der Darstellung von Weiß nur noch mit maximal 1,93 cd/m² und ist somit tatsächlich fast aus. Die Farbtemperatur des 7-Zoll-Bildschirms liegt bei kühlen 7.145 Kelvin.
Leistungsaufnahme des Nest Hub
Leistungsaufnahme in Watt | ||
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Lenovo Smart Display 10 Zoll | Google Nest Hub | |
Standby und Display an (100 %) | 5,7 Watt | 2,6 Watt |
Standby und Display aus | 2,7 Watt | 1,5 Watt |
Videowiedergabe via YouTube | 6,5 bis 8,5 Watt | 2,2 bis 3,0 Watt |
Musikwiedergabe via Spotify | 6,0 bis 9,0 Watt | 2,1 bis 3,5 Watt |
Auch beim Nest Hub schwankt die Leistungsaufnahme bei der Musik- und Videowiedergabe in Abhängigkeit der wiedergegebenen Inhalte und der Lautstärke, weshalb ein Intervall angegeben wird. Bei der Wiedergabe über Spotify liegt die Leistungsaufnahme bei 70 % Lautstärke meistens bei rund 2,2 Watt. Alle Messungen wurden mit manueller maximaler Display-Helligkeit durchgeführt, um reproduzierbare Ergebnisse zu erhalten. Im Vergleich zu Lenovos Smart Display beträgt die Leistungsaufnahme weniger als die Hälfte.