London: U-Bahn-Betreiber erstellt WLAN-Bewegungsprofile
Der Londoner U-Bahn-Betreiber „Transport for London“ (TfL) erstellt anhand der WLAN-Signale der Smartphones der Fahrgäste Bewegungsprofile von diesen. Ziel sei es, die Nutzung des U-Bahn-Netzes besser analysieren und hierdurch den Fahrgästen bessere Informationen zur Auslastung und optimalen Routen geben zu können.
Das WLAN-Tracking wird am 8. Juli dieses Jahres beginnen und erfolge in enger Absprache mit dem Datenschutzbeauftragten Großbritanniens und den gesetzlichen Bestimmungen. Demnach werden alle Daten pseudonymisiert, so dass kein Rückschluss auf einzelne Personen möglich ist. Auch etwaige Suchverläufe durch die Nutzung des WLANs werden nicht aufgezeichnet. Die pseudonymisierten Bewegungsprofile sollen zwei Jahre lang gespeichert werden. TfL möchte dabei auf die WLAN-Daten von insgesamt 260 Stationen im U-Bahn-Netz der Stadt zurückgreifen.
MAC-Adresse als eindeutiger Identifikator
Die Erkennung eines Smartphones erfolgt anhand der übertragenen MAC-Adresse, die an Router übertragen wird, wenn nach verfügbaren Netzwerken gesucht wird. Eine Verbindung zum Netzwerk der TfL ist somit nicht Voraussetzung, um vom System erfasst zu werden. Wer nicht erfasst werden möchte, kann sich nur durch ein Deaktivieren des WLANs oder durch Nutzung des Flugmodus' der Datenerhebung entziehen.
Bislang nutzt die Fahrgesellschaft lediglich Informationen aus dem eigenen Fahrkartensystem, um zu analysieren, wie Fahrten im eigenen Netz durchgeführt werden. Dies könne zwar zeigen, wo Fahrgäste das U-Bahn-Netz betreten und verlassen, aber erfasse keinerlei Informationen darüber, wie sie sich innerhalb der Stationen bewegen. Durch die Nutzung von WLAN können die Bewegungen innerhalb des Netzes künftig zudem fast in Echtzeit beobachtet werden.
Erster Feldversuch im Jahr 2016
Dem Start des WLAN-Trackings im Juli war ein vier Wochen langer Feldversuch an 54 Stationen im Jahr 2016 vorausgegangen. Dabei wurden 509 Millionen Datensätze von 5,6 Millionen Smartphones erhoben, die rund 42 Millionen Fahrten im U-Bahn-Netz repräsentieren. Dabei wurde unter anderem deutlich, dass Fahrgäste sehr unterschiedliche Routen wählen und 40 Prozent von ihnen beispielsweise nicht die beiden meistbesuchten Routen zwischen King's Cross St. Pancras und Waterloo wählten.
Daten sollen über API zugänglich gemacht werden
Die Bewegungsdaten sollen über eine freie API auch Entwicklern und Wissenschaftlern zur Verfügung gestellt werden, damit diese die zugänglichen Informationen in Apps wie Routenplanern einbinden oder zur Forschung nutzen können.