GeForce GTX 1650 im Test: TU117 punktet mit Effizienz statt Leistung

Wolfgang Andermahr
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GeForce GTX 1650 im Test: TU117 punktet mit Effizienz statt Leistung

tl;dr: Mit der GeForce GTX 1650 ist das vorerst günstigste Turing-Modell erschienen. ComputerBase hat zwei Modelle von Gigabyte im Test. Die Grafikkarte ist sehr energieeffizient, bei der Leistung reicht es am Ende aber nicht, um mit AMDs Radeon RX 570 gleichzuziehen. Und günstiger ist die Konkurrenz auch.

Nvidias Turing-Architektur hat mit der GeForce GTX 1660 für rund 220 Euro zwar kürzlich die 200-Euro-Marke ins Visier genommen, Radeon RX 570 und Radeon RX 580 traten in ihrem Preissegment damit aber immer noch gegen den Turing-Vorgänger Pascal an. Das hat sich nun geändert, denn die GeForce GTX 1650 löst die GeForce GTX 1050 sowie die GeForce GTX 1050 Ti ab und ist ab 149 Euro verfügbar.

Die GeForce GTX 1650 richtet sich an Spieler, die es bei der Full-HD-Auflösung belassen möchten und in AAA-Spielen dazu bereit sind die Detailstufe zu reduzieren. Nvidia hat mit der Grafikkarte auch die zahlreichen Casual- und E-Sport-Spiele wie zum Beispiel Apex, Fortnite und Overwatch im Visier. Damit das Vorhaben gelingt, haben die GeForce-Entwickler mit dem TU117 eine weitere GPU mit der Turing-Technik, aber „ohne RTX“ aufgelegt und paaren das Modell mit einem 4 GB großen GDDR5-Speicher. Ob das reicht, um sich vom Vorgänger abzusetzen und mit der Radeon RX 570 anzulegen, wird der Test zeigen.

Gigabyte GeForce GTX 1650 OC (unten) und GTX 1650 Gaming OC (oben)
Gigabyte GeForce GTX 1650 OC (unten) und GTX 1650 Gaming OC (oben)

Für den Test standen der Redaktion zwei Modelle von Gigabyte zur Verfügung. Bei der GeForce GTX 1650 OC handelt es sich um ein Einstiegsmodell, das sich beinahe an die Vorgaben von Nvidia hält. Die GeForce GTX 1650 Gaming OC kommt dagegen mit einem größeren Kühler sowie höheren Taktraten daher und darf auch mehr elektrische Leistung aufnehmen.

Der TU117 als kleinster Turing ohne RTX und mit GDDR5

Der TU116 der GeForce GTX 1660 (Ti) ist mit 284 mm² immer noch eine verhältnismäßig große GPU – und für die GeForce GTX 1650 vermutlich schlicht zu teuer. Der dort eingesetzte TU117 ist mit 200 mm² noch einmal ein gutes Stück kleiner, wenn auch abermals deutlich größer als der direkte Vorgänger GP107, der nur auf 132 mm² kommt. Dafür gibt es mit 4,7 Milliarden Transistoren aber auch deutlich mehr Schaltungen (3,3 Milliarden auf dem GP107).

Technisch sind der TU117 und der TU116 identisch, doch fehlen rund ein Drittel aller Einheiten. So sind noch 16 Streaming-Multiprocessors (SMs) auf der GPU übrig geblieben, was 1.024 Shader-Einheiten und 64 TMUs entspricht. Die GeForce GTX 1650 stellt allerdings noch nicht den Vollausbau des TU117 dar – dieser ist einer möglichen GeForce GTX 1650 Ti vorbehalten. Bei der GeForce GTX 1650 sind zwei SMs abgeschaltet und damit noch 896 ALUs und 56 TMUs aktiv.

Darüber hinaus wurde die Anzahl der ROPs reduziert. Anstatt 48 gibt es auf dem TU117 noch 32 ROPs, die allesamt aktiv sind. Und auch das Speicherinterface fällt kleiner aus. Vier 32-Bit-Controller sind noch übrig geblieben, was einem 128-Bit-Interface entspricht. Die Speicherausstattung der GeForce GTX 1650 beträgt 4.096 MB des Typs GDDR5.

Nvidia sieht für den Turing-Einstieg einen Basistakt von 1.485 MHz vor, der durchschnittliche Turbotakt soll 1.665 MHz betragen. Die TDP liegt offiziell bei 75 Watt. Modelle mit Referenz-Takt benötigen deshalb keinen separaten PCIe-Stromanschluss, Modelle mit höherem Takt hingegen schon.

Nvidia GeForce GTX 1050 Ti Nvidia GeForce GTX 1650 Nvidia GeForce GTX 1060 AMD Radeon RX 570 (Test 2)
Chip: GP107 TU117 GP106 Polaris 20
Transistoren: ca. 3,3 Mrd. ca. 4,7 Mrd. ca. 4,4 Mrd. ca. 5,7 Mrd.
Fertigung: Samsung 14 nm TSMC 12 nm TSMC 16 nm FF+ Globalfoundries 14 nm
Shader-Einheiten: 768 896 1.280 2.048
Basis-Chiptakt: 1.290 MHz 1.485 MHz 1.506 MHz 1.168 MHz
Maximaler Chiptakt: 1.696 MHz 1.815 MHz 1.848 MHz 1.244 MHz
TFLOPs (FP32): 2,6 TFLOPs 3,3 TFLOPs 4,7 TFLOPs 5,1 TFLOPs
TFLOPs (FP16): 2,6 TFLOPs 6,5 TFLOPs 4,7 TFLOPs 5,1 TFLOPs
KI-Kerne: Keine
TFLOPs (FP16) mit KI: Nein
Raytracing: Nein
ROPs: 32 48 32
Pixelfüllrate: 54 GPix/s 58 GPix/s 89 GPix/s 40 GPix/s
TMUs: 48 56 80 128
Texelfüllrate: 81 GTex/s 102 GTex/s 148 GTex/s 159 GTex/s
DirectX (Feature-Level): 12_1 12_0
Speichergröße: 4 GB GDDR5 6 GB GDDR5 4 GB GDDR5
Speichertakt: 3.504 MHz 4.000 MHz 3.500 MHz
Speicherinterface: 128 Bit 192 Bit 256 Bit
Speicherbandbreite: 112 GB/s 128 GB/s 192 GB/s 224 GB/s
Leistungsaufnahme Typisch/Maximal: ?/75 Watt ?/120 Watt 150 Watt/?

Die Gigabyte GeForce GTX 1650 (Gaming) OC im Detail

Gigabyte schickt gleich vier verschiedene Modelle der GeForce GTX 1650 ins Rennen. Im Test befindet sich die GeForce GTX 1650 OC und damit Gigabytes Einstiegsmodell in normaler Größe. Ab 170 Euro ist die Karte zurzeit lieferbar. Darüber hinaus hat sich mit der GeForce GTX 1650 Gaming OC das Topmodell eingefunden. Dafür sind mindestens 185 Euro zu bezahlen.

Die GeForce GTX 1650 OC im Detail

Die GeForce GTX 1650 OC kommt auf eine Länge von 19,5 cm. Damit ist die Grafikkarte klein, allerdings gibt es von Gigabyte ein noch kürzeres Modell. Das PCB selbst ist mit 15,5 cm noch einmal kürzer als die Grafikkarte mit Kühlsystem. Die Grafikkarte ist mit einem simplen Kühler ausgestattet, der aus einem einfachen Alu-Kühlkörper mit einigen groben Lamellen besteht. Darüber hinaus sorgen zwei im Durchmesser 75 mm große Axiallüfter für die nötige Frischluft. Diese schalten sich auf dem Windows-Desktop ab. Etwas unangenehm ist aber die Anlaufdrehzahl, denn mit 2.800 Umdrehungen geben die Lüfter zunächst hörbar Vollgas, bevor die Drezahl reduziert wird.

Gigabyte hat die Grafikkarte minimal übertaktet. Der Basistakt der GeForce GTX 1650 OC beträgt 1.485 MHz, der durchschnittliche Turbotakt 1.710 MHz. Das sind 45 MHz mehr als Nvidia vorsieht. Der 4.096 MB große GDDR5-Speicher arbeitet mit den normalen 4.000 MHz. Bei der TDP hält sich Gigabyte dennoch an die Empfehlungen. Maximal 75 Watt darf sich die Grafikkarte genehmigen, einen Stromanschluss gibt es nicht. Zudem lässt sich das Power-Target manuell nicht erweitern.

Die GeForce GTX 1650 Gaming OC im Detail

Die GeForce GTX 1650 Gaming OC ist mit einer Länge von knapp 27 cm deutlich größer. Die Gaming OC hat auch ein längeres und komplexeres PCB sowie deutlich mehr Kühlfläche. Auch der Kühler selbst ist komplexer. Das Basiskonstrukt ist bei mehr Fläche zwar identisch, doch gibt es zwei Heatpipes und eine Backplate. Die zwei Axiallüfter sind mit einem Durchmesser von 95 mm ebenso größer. Positiv zu erwähnen ist, dass die Anlaufdrehzahl der Lüfter bei dem „Flaggschiff“ mit 1.250 Umdrehungen deutlich angenehmer ist.

Der Basistakt der GeForce GTX 1650 Gaming OC liegt zwar erneut bei 1.485 MHz, Gigabyte gibt mit 1.815 MHz aber eine höhere Turbofrequenz an. Die TDP beträgt dennoch nur 75 Watt. Es gibt einen Sechs-Pin-Stromstecker und zudem lässt sich anders als bei der kleineren Version das Power-Target auf 105 Watt erhöhen. Das Potenzial zum Übertakten ist damit deutlich größer.

Drüber hinaus bietet die GeForce GTX 1650 Gaming OC eine RGB-Beleuchtung. Allerdings handelt es sich dabei nur um den Gigabyte-Schriftzug auf der Kühlerseite, der in unterschiedlichen Farben und Mustern leuchten kann.

Merkmal Gigabyte GTX 1650 OC Gigabyte GTX 1650 Gaming OC
Karte PCB-Design Gigabyte Gigabyte
Länge, Breite 19,5 cm, 11,0 cm 27,0 cm, 12,0 cm
Stromversorgung nur PCIe-Slot 1 × 6 Pin
Kühler Design WindForce, 2,0 Slot WindForce, 2,0 Slot
Kühlkörper Alu-Kern/Radiator Alu-Kern/Radiator
1 Heatpipe
Lüfter 2 × 75 mm (axial) 2 × 95 mm (axial)
Lüfter abgeschaltet (2D) Ja Ja
Anlaufdrehzahl 2.800 Umdrehungen 1.810 Umdrehungen
Takt
(Stromsparmodus)
GPU-Basis 1.485 (300) MHz 1.485 (300) MHz
GPU-Durchschnitt 1.710 MHz 1.815 MHz
GPU-Maximum 1.935 MHz 1.980 MHz
Speicher 4.000 (405) MHz 4.000 (405) MHz
Speichergröße 4.096 MB GDDR5 4.096 MB GDDR5
Leistungsaufnahme Standard-TDP 75 Watt 75 Watt
Maximale TDP 75 Watt 105 Watt
Anschlüsse 1 x DisplayPort 1.4
2 x HDMI 2.0b
1 x DisplayPort 1.4
3 x HDMI 2.0b

Die tatsächlichen Taktraten unter Last

Die Turing-GPU TU117 ist wie die anderen Turing-Modelle von Nvidia mit GPU-Boost in Version 4.0 ausgestattet. Der neue Turbo nutzt anstatt eines nun zwei Temperature-Targets (TT). Wurde das TT auf Pascal erreicht, taktete die Grafikkarte sofort auf den Basistakt herunter und „erholte“ sich dann innerhalb des Limits wieder. Wird das erste TT (83 °C) auf Turing mit GPU-Boost 4.0 erreicht, taktet die GPU jetzt nicht auf den Basis-, sondern den Boost-Takt herunter. Erst wenn das zweite TT (85 °C) erreicht wird, liegt der Basistakt an. Dadurch möchte Nvidia den Leistungsverlust reduzieren, der durch eine schlechte GPU- beziehungsweise Gehäusekühlung bedingt wird.

Die Temperature-Targets lassen sich mit GPU-Boost 4.0 darüber hinaus genauer beeinflussen. So lässt sich zum Beispiel konfigurieren, dass die Temperatur völlig ignoriert werden soll – zumindest so lange, bis eine gewisse unbeeinflussbare Temperatur erreicht wird und die GPU als letzter Rettungsanker heruntertaktet. Limitiert die Temperatur nicht, verhalten sich GPU-Boost 3.0 und 4.0 wiederum genau gleich.

Die Turing-GPU hat einen maximalen Takt, der bei niedrigen Temperaturen sowie geringer Auslastung anliegt. Dieser variiert von Grafikkarte zu Grafikkarte. Bei höherer Temperatur und GPU-Auslastung reduziert sich die Frequenz automatisch.

Es gibt dieselben Limits wie bei Pascal

Mit dieser Frequenz arbeitet die Grafikkarte, wenn ein gewisses Budget bei der Leistungsaufnahme (75 Watt bei beiden getesteten Gigabyte-Modelle der GeForce GTX 1650) und bei der Temperatur (83 °C) nicht überschritten wird. Andernfalls wird die Frequenz so lange reduziert, bis die Limits wieder eingehalten werden. Manuell kann das Temperature-Target bei beiden Modellen auf maximal 90 Grad Celsius erhöht werden. Das Power-Target kann auf 105 Watt bei der GeForce GTX 1650 Gaming OC angehoben werden, bei der GeForce GTX 1650 OC dagegen überhaupt nicht.

Auffällig bei Turing: Die GPUs wechseln den Takt in 15-MHz-Schritten und arbeiten dabei vergleichsweise gleichmäßig, während AMDs Vega-GPU in hoher Frequenz den Takt ändert.

Die tatsächlichen Taktraten im Fractal Design Define R5
Spiel (1.920 × 1.080) Gigabyte
GeForce GTX 1650 OC
Gigabyte
GeForce GTX 1650 Gaming OC
Maximaler Takt in Spielen 1.935 MHz 1.980 MHz
Far Cry 5 1.815 MHz [PT] 1.920–1.935 MHz [PT]
Hellblade: Senua's Sacrifice 1.815–1.860 MHz [PT] 1.920–1.935 MHz [PT]
Kingdom Come: Deliverance 1.815–1.845 MHz [PT] 1.905–1.935 MHz [PT]
Overwatch 1.935 MHz [PT] 1.845 MHz [PT]
Shadow of the Tomb Raider 1.830–1.845 MHz [PT] 1.920–1.935 MHz [PT]
[P] = Power-Target limitiert, [T] = Temperature-Target limitiert

Kann der Takt unlimitiert arbeiten, liegt die in Spielen maximale Frequenz der GeForce GTX 1650 OC bei 1.860 MHz. In den fünf getesteten Titeln erreicht die Gigabyte-Grafikkarte diese nur selten, da das Power-Target durchweg einschreitet, den Takt aber nur moderat reduziert. 1.815 MHz in Far Cry 5 sind die niedrigste Frequenz, meistens liegt der Takt etwas höher.

Die GeForce GTX 1650 Gaming OC arbeitet nicht ganz 100 MHz schneller. 1.935 MHz sind das maximal Mögliche in Spielen, die die Grafikkarte auch in allen Titeln stellenweise erreicht. Das zeigt, dass das in beiden Fällen bei 75 Watt liegende Power-Target nur zu einem geringen Maße auf die Taktrate Einfluss hat. In Kingdom Come: Deliverance liegen zwischen 1.905 MHz und 1.935 MHz an. Das ist der niedrigste Takt im Test.

Die GeForce GTX 1650 übertaktet

ComputerBase hat die Gigabyte GeForce GTX 1650 Gaming OC fürs Übertakten benutzt, da sich bei der Grafikkarte das Powerlimit von 75 Watt auf 105 Watt erhöhen lässt. Die TU117-GPU erlaubt eine um 106 MHz höhere Frequenz, bevor es zu ersten Abstürzen kommt. Damit beträgt der durchschnittliche Turbotakt 1.921 MHz und in Spielen arbeitet die Grafikkarte mit knapp über 2.000 MHz.

Der 4.096 MB große GDDR5-Speicher hat ein deutlich größeres Potenzial. Dieser lässt sich um 850 MHz übertakten, sodass die Frequenz bei 4.850 MHz und damit nur knapp unter dem Niveau des GDDR5X-Speichers mit 5.000 MHz liegt.

So schnell arbeitet die „GeForce GTX 1650 @ OC“

Auf der kommenden Seite arbeitet die als „GeForce GTX 1650 @ OC“ betitelte Grafikkarte entsprechend mit einem Powerlimit von 105 Watt, einem Basistakt von 1.591 MHz, einem durchschnittlichen Turbotakt von 1.921 MHz und einem Speichertakt von 4.850 MHz.