Apple Mac Pro: Workstation mit bis zu 28 Kernen & 2× Dual-Vega-20
Apple hat den bereits vor zwei Jahren in Aussicht gestellten neuen, modularen Mac Pro präsentiert. Die Workstation bricht mit dem auf Design fokussierten Vorgänger, dessen zylindrisches Gehäuse eine Sackgasse war, und setzt auf ein klassisches Desktop-Gewand. Das kann bis zu zwei Dual-Vega-20-Grafikkarten aufnehmen.
2× 2 Radeon VII mit je 64 GB HBM2 sind möglich
Die Grafikkarte, die auf einem PCB auf zwei in 7 nm gefertigte Vega-GPUs setzt, gab es bisher nicht. Ihr Name: Radeon Pro Vega II Duo. Auch die Speicherkonfiguration ist neu: Pro GPU gibt es 32 GB HBM2, die bisher bekannte Radeon VII (Test) unterstützt nur 16 GB HBM2 pro GPU. Jede Radeon Pro Vega II Dual bietet damit 64 GB Grafikspeicher, ein Mac Pro mit gleich zwei der Grafikkarten 128 GB.
Apple gibt 56 TeraFLOPS maximale GPU-Rechenleistung für das stärkste System an. Das entspricht dem Faktor vier gegenüber einer Radeon VII für Desktop-Systeme. Die Taktraten der Dual-GPU-Grafikkarten fallen offiziell also nicht niedriger aus.
Es wird aber auch Konfigurationen mit nur einer Vega-20-GPU geben und 32 GB (Radeon Pro Vega II) und noch eine schwächere GPU geben: Als Basisoption nennt Apple eine Radeon Pro 580X (Polaris).
Intel Xeon W-3275 mit 300 Watt Package Power
Bei den CPUs setzt Apple auf Intel Xeon, nicht auf AMD. Maximal soll ein „neuer Intel Xeon“ mit bis zu 28 Kernen zum Einsatz kommen können. Damit dürfte ein Prozessor wie der Intel Xeon W-3275 auf Basis von Cascade-Lake gemeint sein, der zuletzt durch die Gerüchteküche wanderte. Die von Apple angegebenen Taktraten stimmen allerdings nicht 1:1 mit den in den Gerüchten überein.
Bis zu 1,5 Terabyte RAM
Die TDP des Xeon W-3275 beträgt 205 Watt, aber Apple will der CPU dauerhaft 300 Watt zugestehen, um sie immer mit maximaler Leistung (im maximalen Turbo) betreiben zu können. Als Basisoption nennt Apple einen Xeon mit 8 Kernen – Xeon W-3225 oder Xeon W-3223 mit je 160 Watt TDP könnten gemeint sein. Es wird auch Konfigurationen mit 24 Kernen, 16 Kernen und 12 Kernen geben. Das kleinste System bietet zudem 32 GB Arbeitsspeicher, maximal sind bis zu 1,5 Terabyte RAM möglich.
Netzteil mit 1.400 Watt und starke Kühlung
Der 28-Kern-Prozessor mit 300 Watt und zwei Dual-Radeon-VII mit kombiniert 850 Watt stellen hinsichtlich CPU und GPU zwar das absolut Maximum dar. Weil der neue Mac Pro mit seinen acht PCIe-Slots (PCIe 3.0) aber modular, flexibel und damit aufrüstbar ist, kommt jedes System mit einem 1.400-Watt-Netzteil zum Kunden. Im 230-Volt-Netz sollen darüber dauerhaft 1.280 Watt abrufbar sein.
Auch die Axial-Lüfter hinter der löchrigen Front und ein Radial-Lüfter auf dem massiven Kühlkörper der CPU finden sich in jedem System, egal welche Konfiguration der Käufer gewählt hat. Zusammen sollen die Lüfter bis zu 8,5 Kubikmeter Luft Pro Minute durch das Gehäuse blasen können und dabei unter „typischer Last“ nicht lauter werden als ein iMac Pro.
Das Mainboard, das keinem gängigen Format entspricht, sitzt in einem Gehäuse aus Edelstahl, dessen Seitenteile sich zusammen mit dem Deckel werkzeuglos in einem Stück nach oben entfernen lassen. So wird der Zugriff auf die Hardware möglich. Die beiden Tragegriffe sind wiederum Bestandteil des Rahmen und damit immer verfügbar. Optional soll es auch vier Räder für den Mac Pro geben.
Apple Afterburner beschleunigt ProRes (RAW)
Mit dem Afterburner präsentiert Apple auch eine eigene PCIe-Erweiterungskarte für den neuen Mac Pro. Dessen FPGA soll die Video-Formate ProRes und ProRes RAW in Hardware beschleunigt und damit drei parallele 8K- und zwölf parallele 4K-Streams in Echtzeit dekodieren können. Weil CPU und GPU geschont werden, sind damit laut Apple erstmals auch Filter in Echtzeit möglich. Der Afterburner muss separat erworben werden.
Als Anschlüsse stehen zwei Mal 10-Gbit-Ethernet, vier Mal Thunderbolt 3, zwei Mal USB 3.0 Typ A und Klinke zur Verfügung. Bis zu 4 TB SSD-Speicherplatz in zwei M.2-Modulen steht zur Verfügung.
Im Herbst ab 5.999 US-Dollar
Der neue Mac Pro erscheint im Herbst 2019. Ein genaues Datum hat Apple bisher nicht bekannt gegeben. Bekannt ist bisher auch nur der Einstiegspreis für die USA: 5.999 US-Dollar vor Steuern sollen für das System mit 8-Kern-Xeon, Radeon Pro 580X, 32 GB RAM und einer 256 GB großen SSD fällig werden.
Mit Präsentation der neuen Intel Xeon W-3200 durch Intel ist jetzt auch klar, welche CPUs genau im neuen Mac Pro zum Einsatz kommen. 28 Kerne und 24 Kerne sowie bis zu 2,0 Terabyte RAM (Apple: 1,5 TB) werden mit Xeon W-3275M und W-3265M möglich, 16 Kerne, 12 Kerne und 8 Kerne mit maximal 1,0 Terabyte RAM durch Xeon W-3245, Xeon W-3235 und Xeon W-3223.
Kerne/Threads | Takt (Basis) | Turbo (1 Kern) / Turbo 3.0 | max. Speicher | TDP | Preis | |
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Xeon W-3275M | 28/56 | 2,5 GHz | 4,4 / 4,6 GHz | 2 TB DDR4-2933 | 205 W | 7.453 USD |
Xeon W-3265M | 24/48 | 2,7 GHz | 4,4 / 4,6 GHz | 2 TB DDR4-2933 | 205 W | 6.353 USD |
Xeon W-3245 | 16/32 | 3,2 GHz | 4,4 / 4,6 GHz | 1 TB DDR4-2933 | 205 W | 1.999 USD |
Xeon W-3235 | 12/24 | 3,3 GHz | 4,4 / 4,5 GHz | 1 TB DDR4-2933 | 180 W | 1.398 USD |
Xeon W-3223 | 8/16 | 3,5 GHz | 4,0 / 4,2 GHz | 1 TB DDR4-2666 | 160 W | 749 USD |
Vega 20 im Vollausbau
Wie Leser in den Kommentaren zurecht angemerkt haben, nutzt Apple zwar die Vega-20-GPU der bekannten Radeon VII, allerdings in einer anderen Konfiguration. Denn während auf der Radeon VII vier der 64 Compute Units deaktiviert wurden, sind bei der Radeon Pro Vega II Duo sowie der Radeon Pro Vega II immer alle aktiv. Damit liegt der Takt der Dual-Variante bei vergleichbarer Rechenleistung dann doch etwas niedriger, was in der Regel der Effizienz und damit dem Stromverbrauch zugute kommt. Im Anschluss an die Präsentation durch Apple hat auch AMD die neue Serie offiziell präsentiert.
In Deutschland noch nicht bei Apple geführt
Auch am Morgen nach der Präsentation ist der neue Mac Pro auf der deutschen Webseite von Apple noch nicht gelistet. Die deutsche Pressemitteilung nennt zwar ebenfalls den Starttermin „Herbst“. In Anbetracht der Tatsache, dass es bisher auch nur einen US-Preis gibt, dürfte die Freigabe hierzulande aber höchstwahrscheinlich später erfolgen.