Apple Mac Pro: Die technischen Raffinessen des Innenlebens im Überblick
Sechs Jahre nach der „Tonne“ hat Apple gestern einen neuen Mac Pro veröffentlicht, der mit aktueller Hardware ausgestattet und wieder aufrüstbar ist. Auch das Pro Display XDR mit 6K-Auflösung ist neu in Apples Sortiment. Speziell zum Mac Pro fasst ComputerBase in diesem Artikel die versteckten technischen Details zusammen.
Neuer Mac Pro ist so groß und schwer wie alter Mac-Tower
Der neue Mac Pro entspricht wieder mehr einem klassischen Desktop-Computer, der vom Anwender selbst aufgerüstet werden kann. Dies war zuletzt beim bis 2013 angebotenen Mac Pro im alten „Käsereibe-Design“ der Fall. Der gestern vorgestellte neue Mac Pro ist 52,9 × 45 × 21,8 Zentimeter (H×T×B) groß und wiegt ab 18 kg. Er ist damit in etwa so groß wie Apples letzter Tower von Mitte 2012. Die alte Tonne brachte es gerade einmal auf 25,1 × 16,8 cm (H×Durchmesser) und wog mindestens 5 kg.
Mac Pro (Mid 2019) | Mac Pro (Mid 2012) | Mac Pro (Late 2013) | |
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Höhe | 52,9 cm | 51,1 cm | 25,1 cm |
Breite | 21,8 cm | 20,6 cm | 16,8 cm (Durchmesser) |
Tiefe | 45,0 cm | 47,5 cm | |
Gewicht | ab 18,0 kg | ab 18,1 kg | ab 5,0 kg |
Apple liefert den Mac Pro auf vier Standfüßen aus, die sich jedoch gegen optionale Räder tauschen lassen, die den Tower auf eine Höhe von 55,7 Zentimetern bringen. Den Preis der optionalen Räder hat Apple bislang nicht angekündigt. Allgemein fehlen noch jegliche Preisinformationen zur optional erhältlichen Ausstattung, lediglich zum Basismodell mit Intel Xeon W-3223, AMD Radeon Pro 580X, 32 GB RAM und 256 GB großer SSD ist der Preis von 5.999 US-Dollar vor Steuern (Sales Tax) bekannt.
CPU bestimmt RAM-Ausbau und Geschwindigkeit
Mit welcher CPU der neue Mac Pro bestückt wird, ist ausschlaggebend dafür, wie viel RAM verbaut und mit welcher Geschwindigkeit dieser betrieben werden kann. Beim Xeon W-3223 mit 8 Kernen sind es bis zu 1 TB RAM mit 2.666 MHz, beim Xeon W-3235 mit 12 Kernen und Xeon W-3245 mit 16 Kernen sind es ebenfalls 1 TB RAM, hier aber mit 2.933 MHz. Erst beim Xeon W-3265M mit 24 Kernen sowie Xeon W-3275M mit 28 Kernen sind es bis zu 2 TB RAM mit 2.933 MHz, wobei Apple selbst maximal 1,5 TB RAM anbieten wird. Da auf der Rückseite des Mainboards aber ganz normale DIMM-Slots verbaut sind, können Anwender den Arbeitsspeicher selbst aufrüsten. Apple verbaut bis zu zwölf 128-GB-Module in der Maximalkonfiguration mit 1,5 TB, Nutzer müssten für 2 TB somit eine Mischbestückung vornehmen. Apple plant laut Webseite den Verkauf von Speicherkits mit 8 GB, 16 GB, 32 GB und 64 GB, wobei auch Kits mit 128 GB angesichts des Bedarfs beim Maximalausbau angeboten werden dürften.
Kerne/Threads | Takt (Basis) | Turbo (1 Kern)/Turbo 3.0 | Max. Speicher | TDP | |
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Xeon W-3275M | 28/56 | 2,5 GHz | 4,4/4,6 GHz | 2 TB DDR4-2933 | 205 W |
Xeon W-3265M | 24/48 | 2,7 GHz | 4,4/4,6 GHz | 2 TB DDR4-2933 | 205 W |
Xeon W-3245 | 16/32 | 3,2 GHz | 4,4/4,6 GHz | 1 TB DDR4-2933 | 205 W |
Xeon W-3235 | 12/24 | 3,3 GHz | 4,4/4,5 GHz | 1 TB DDR4-2933 | 180 W |
Xeon W-3223 | 8/16 | 3,5 GHz | 4,0/4,2 GHz | 1 TB DDR4-2666 | 160 W |
Auf der CPU sitzt ein großer Passivkühler, der bis zu 300 Watt abführen kann. Auch die Grafikkarten werden zunächst passiv gekühlt. Drei Lüfter in der Front und ein „Blower“ in der Seite für den Arbeitsspeicher führen die Wärme des Systems nach hinten ab.
Grafikkarten ausschließlich von AMD
Interessant ist Apples Bestückung hinsichtlich der Grafikkarten. Das Basismodell kommt mit einer AMD Radeon Pro 580X, die 36 Compute Units, 2.304 Stream-Prozessoren, 8 GB GDDR5 und eine Single-Precision-Leistung von 5,6 TFLOPS bietet. Daran lassen sich bis zu sechs 4K-Displays, zwei 5K-Display oder zwei Pro Display XDRs mit 6K-Auflösung (6.016 × 3.384) anschließen. Die Karte selbst bietet zwei HDMI-2.0-Anschlüsse, vier DisplayPort-Verbindungen werden intern an die Thunderbolt-3-Anschlüsse des Rechners geleitet. Die Grafikkarte ist als sogenanntes MPX Module (Mac Pro Expansion Module) ausgelegt und belegt bei halber MPX-Höhe zwei Slots.
AMD Radeon Pro Vega II mit 32 GB statt 16 GB HBM2
Darüber rangiert die AMD Radeon Pro Vega II mit 64 Compute Units, 4.096 Stream-Prozessoren, 32 GB HBM2 und einer Single-Precision-Leistung von 14,1 TFLOPS. Angesichts der Speicherausstattung entspricht die Karte jedoch der Radeon Instinct MI60, wenngleich die Single-Precision-Leistung mit 14,7 TFLOPS nicht übereinstimmt. Apple verbaut im Mac Pro somit eine Radeon Pro Vega II, die es in dieser Form nicht regulär zu erwerben gibt. Die Grafikkarte bietet viermal Thunderbolt 3 und einmal HDMI 2.0, zusätzlich werden zwei DisplayPort-Anschlüsse intern an die Thunderbolt-3-Ports des Mac Pro geleitet. Erneut lassen sich bis zu sechs 4K-Displays, nun aber drei statt zwei 5K-Display oder zwei Pro Display XDRs mit 6K-Auflösung betreiben. Die Grafikkarte kommt als „Full-height MPX Module“ und belegt vier Slots.
Flaggschiff ist die AMD Radeon Pro Vega II Duo mit zwei Vega-II-GPUs auf einer Platine, die jeweils 64 Compute Units, 4.096 Stream-Prozessoren und 32 GB HBM2 bieten. Hier lassen sich bis zu acht 4K-Displays, bis zu vier 5K-Display oder bis zu vier Pro Display XDRs mit 6K-Auflösung anschließen. Die Krone setzt dem Ganzen eine Doppel-Konfigurationen aus zwei Radeon Pro Vega II Duo auf, die für bis zu sechs Pro Display XDRs ausgelegt ist, die in Summe dann 120 Millionen Pixel darstellen.
PCI-Express-Slots des Mac Pro im Überblick
Interessant ist, wie Apple die Grafikkarten im System verbaut, denn klassische PCI-Express-Stromanschlüsse sucht man vergebens, es gibt sie aber, wenngleich versteckt. Auf den ersten Blick ist auch nicht erkennbar, wie Apple die DisplayPort-Anschlüsse intern zu Thunderbolt 3 umleitet. Apple setzt bei den MPX-Modulen zum einen auf klassisches PCIe 3.0 x16, das neben den Daten auch bis zu 75 Watt für die Energieversorgung liefert. Links daneben sitzt zusätzlich ein weiterer PCIe-Stecker, der weitere bis zu 475 Watt liefert und für die Thunderbolt-3-Versorgung zuständig ist. Zwei dieser speziellen Slots für MPX-Module bietet der Mac Pro, ein volles MPX-Modul mit Radeon Pro Vega II (Duo) belegt in der Höhe jeweils vier Slots und verdeckt damit den dazwischen liegenden klassischen PCIe-Slot, nur bei der Radeon Pro 580X mit halber MPX-Höhe bleibt dieser frei.
Es müssen aber nicht zwangsweise Apples proprietäre MPX-Module für Grafikkarten verbaut werden, denn für beide MPX-Steckplätze stellt Apple wahlweise jeweils bis zu 300 Watt über zwei 8-Pin-Anschlüsse zur Verfügung, wenngleich derzeit noch nicht erkennbar ist, wo die Anschlüsse verlaufen. In Summe sind es pro Karte 375 Watt. Bei den eigenen MPX-Modulen sind es hingegen insgesamt bis zu 500 Watt pro Karte.
PCIe-Anschlüsse des Mac Pro (von oben nach unten) | |||
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Slot | Anbindung | Extras | |
8 | PCIe 3.0 x4 | Ab Werk mit I/O-Karte von Apple bestückt | |
7 | PCIe 3.0 x8 | – | |
6 | |||
5 | PCIe 3.0 x16 | Für Apple Afterburner vorgesehen | |
4 | MPX Bay 2 | PCIe 3.0 x8 für Thunderbolt 3 bis zu 300 Watt über zwei 8-Pin-Anschlüsse |
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3 | |||
2 | MPX Bay 1 | PCIe 3.0 x8 | PCIe 3.0 x8 für Thunderbolt 3 bis zu 300 Watt über zwei 8-Pin-Anschlüsse |
1 | PCIe 3.0 x16 |
Direkt über den Grafikkarten lässt sich in einem PCIe-x16-Slot Apples eigene Beschleunigerkarte Afterburner installieren, die ProRes und ProRes RAW beschleunigt. Einen Preis hat Apple für die Karte mit eigenem FPGA noch nicht verraten. Mit Afterburner können die genannten Codecs in Final Cut Pro X, QuickTime Player X und unterstützten Drittanbieter-Apps beschleunigt werden. Unterstützt werden bis zu drei Streams in 8K ProRes RAW oder bis zu zwölf Streams in 4K ProRes RAW.
Insgesamt bietet der Mac Pro acht PCIe-Slots, wobei Grafikkarten die unteren vier Slots belegen und im obersten Slot mit halber Länge (x4) ab Werk eine I/O-Karte von Apple mit zweimal USB 3.0 Typ A (5 Gbit/s), zweimal Thunderbolt 3 (40 Gbit/s) und 3,5-mm-Klinke. Dazwischen liegen drei PCIe-Slots mit voller Länge, aber nur einmal x16 und zweimal x8. Ab Werk sind zudem ganz unten auf der Rückseite zwei Ethernet-Anschlüsse mit jeweils 10 Gbit/s verbaut. Auf der Oberseite des Towers finden sich zwei weitere Buchsen für Thunderbolt 3. Im kabellosen Bereich unterstützt der Mac Pro WLAN-ac, aber noch nicht das neue Wi-Fi 6. Außerdem ist Bluetooth 5.0 integriert.
SSDs im eigenen Format
SSDs sind im Mac Pro kommen neuen Erkenntnissen zufolge nicht im standardisierten M.2-Format, sondern in selber Bauweise wie im iMac Pro. Den Mac Pro wird es in Konfigurationen mit einmal 256 GB, zweimal 512 GB (1 TB), zweimal 1 TB (2 TB) und zweimal 2 TB (4 TB) geben. Apple gibt sequentielle Transferraten von bis zu 2,6 GB/s für das Lesen und bis zu 2,7 GB/s für das Schreiben an. Die SSDs werden wie in anderen Macs über Apples T2-Chip verschlüsselt.
Auslieferung immer mit 1.400-Watt-Netzteil
Der neue Mac Pro wird mit Magic Keyboard samt Ziffernblock und Magic Mouse 2 ausgeliefert, beide Komponenten sind in Silber oder Schwarz wie beim iMac Pro erhältlich. Optional lässt sich am Mac Pro das Magic Trackpad 2 betreiben. Zum Lieferumfang gehören zudem ein Kabel von USB Typ C auf Lightning (1 m) und ein Stromkabel mit 2 Metern Länge. Das Netzteil liefert vom Basis- bis zum Topmodell eine Spitzenleistung von 1.400 Watt, die kontinuierliche Leistung liegt aber bei 1.280 Watt bei 108 V – 125 V oder 220 V – 240 V respektive 1.180 Watt bei 100 V – 107 V.