Asus ZenFone 6 im Test: Klappkamera, 5.000 mAh und viel Leistung zum fairen Preis
tl;dr: Das Asus ZenFone 6 setzt für Preise ab 500 Euro auf eine extravagante Klappkamera und wesentliche Tugenden: lange Akkulaufzeit, viele Anschlüsse, großes Display und leichtfüßige Software. Unter der Haube steckt zudem der schnelle Snapdragon 855. Zwar sticht das Smartphone selten hervor, doch das Gesamtpaket überzeugt.
Das Asus ZenFone 6 hat zu seiner Vorstellung für Aufsehen gesorgt. Dies liegt einerseits an der Klappkamera, die die Hauptkamera für Selfies einfach umdreht und für ein möglichst rahmenloses und unterbrechungsfreies Display sorgt. Andererseits ist es in einem Smartphone-Markt, in dem High-End-Modelle teurer werden, auch der vergleichsweise geringe Preis für die Fülle an Hardware und Features, mit der Asus aufhorchen ließ. Das ZenFone 6 startet bei 500 Euro in der Variante mit 6 GB RAM und 64 GB internem Speicher, das Testmodell ist für 560 Euro mit doppeltem Speicherplatz erhältlich. Für 600 Euro steht derweil ein Modell mit 8/256 GB bereit.
Ein Smartphone für das Wichtigste
Doch trotz der auffälligen Klappkamera setzt Asus nicht nur auf den Wow-Effekt, sondern konzentriert sich auf grundlegende Tugenden. Dazu gehören für den Hersteller ein großer Akku, leichtfüßige Software, ein großer Bildschirm, aber auch gewisse Basics wie eine Status-LED, eine Klinkenbuchse oder ein microSD-Schacht. Anders als beim deutlich teureren ROG Phone (Test) versucht Asus nicht bis ins Detail das Maximum herauszuholen, sondern ein rundes Paket für den anvisierten Preis zu bieten.
Technische Daten im Vergleich
Asus ZenFone 6 (6 GB/128 GB) |
OnePlus 7 |
Samsung Galaxy S10+ |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 9.0 | ||
Display: | 6,40 Zoll, 1.080 × 2.340 403 ppi IPS, HDR, Gorilla Glass 6 |
6,41 Zoll, 1.080 × 2.340 402 ppi AMOLED, Gorilla Glass 6 |
6,40 Zoll, 1.440 × 3.040 526 ppi WQHD+ Super AMOLED, HDR, Gorilla Glass 6 |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner, Status-LED | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | |
SoC: | Qualcomm Snapdragon 855 1 × Kryo 485, 2,84 GHz 3 × Kryo 485, 2,42 GHz 4 × Kryo 485, 1,80 GHz 7 nm, 64-Bit |
Samsung Exynos 9820 2 × Exynos M4, 2,73 GHz 2 × Cortex-A75, 2,31 GHz 4 × Cortex-A55, 1,95 GHz 8 nm, 64-Bit |
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GPU: | Adreno 640 585 MHz |
Mali-G76 MP12 | |
RAM: | 6.144 MB LPDDR4X |
6.144 MB LPDDR4X Variante 8.192 MB LPDDR4X |
8.192 MB LPDDR4X Variante 12.288 MB LPDDR4X |
Speicher: | 128 GB (erweiterbar) | 128 / 256 GB | 128 / 512 / 1.024 GB (erweiterbar) |
1. Kamera: | 48,0 MP, 2160p Dual-LED, f/1,80, AF |
48,0 MP, 2160p Dual-LED, f/1,70, AF, OIS |
12,0 MP, 2160p LED, f/1,50, AF, OIS |
2. Kamera: | 13,0 MP, f/2,40, AF | 5,0 MP, f/2,40, AF | 12,0 MP, f/2,40, AF, OIS |
3. Kamera: | Nein | 16,0 MP, f/2,20 | |
4. Kamera: | Nein | ||
5. Kamera: | Nein | ||
1. Frontkamera: | Nein | 16,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,00 |
10,0 MP, 2160p Display-Blitz, f/1,90, AF |
2. Frontkamera: | Nein | 8,0 MP, f/2,2 | |
GSM: | GPRS + EDGE | ||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
||
LTE: | Advanced ↓1.000 ↑150 Mbit/s |
Advanced Pro ↓1.000 ↑150 Mbit/s |
Advanced Pro ↓2.000 ↑316 Mbit/s |
5G: | Nein | ||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct, Miracast |
802.11 a/b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct, Miracast |
Bluetooth: | 5.0 | 5.0 LE | |
Ortung: | GPS, GLONASS, Galileo, QZSS | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo | |
Weitere Standards: | USB-C, NFC, 3,5-mm-Klinke | USB-C 3.1, NFC | |
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM | Nano-SIM Variante Nano-SIM, Dual-SIM |
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Akku: | 5.000 mAh fest verbaut |
3.700 mAh fest verbaut |
4.100 mAh (15,79 Wh) fest verbaut, kabelloses Laden |
Größe (B×H×T): | 75,4 × 159,1 × 9,20 mm | 74,8 × 157,7 × 8,20 mm | 74,1 × 157,6 × 7,80 mm |
Schutzart: | – | IP68 | |
Gewicht: | 190 g | 182 g | 175 / 198 g |
Preis: | 559,99 € | 559 € / 609 € | – / 1.249 € / 1.599 € / ab 269 € / ab 400 € |
Glas und Metall, so weit das Auge reicht
Wie praktisch jedes aktuelle Smartphone setzt auch Asus auf ein Sandwich-Design aus Glas und Aluminium. Das 6,4 Zoll große Display wird mit Gorilla Glass 6 bedeckt, auf der Rückseite kommt ebenfalls ein Glassubstrat der Firma Corning zum Einsatz. Zusammengehalten wird das Smartphone von einem Rahmen aus Aluminium, dessen Kanten geschliffen sind. Die Rückseite ist bauchig und liegt durch das schlankere Profil an den Seiten gut in der Hand, zieht aber Fingerabdrücke an. Zum Schutz gegen Rückstände und Stürze legt Asus dem Lieferumfang eine Klarsichthülle bei.
Die Verarbeitung des ZenFone 6 ist über jeden Zweifel erhaben und fehlerfrei. Alles sitzt an seinem Platz, die Spaltmaße sind gering und gleichmäßig und die Bohrungen sind sauber ausgeführt. Das vergleichsweise hohe Gewicht von 190 Gramm verteilt sich angenehm, sodass das Smartphone ergonomisch in der Hand liegt. Die geschliffenen Kanten verleihen dem Mobilgerät noch etwas zusätzliche Eleganz. Alle Knöpfe befinden sich auf der rechten Seite, von oben nach unten sind dies die „Smart-Taste“, die Lautstärkewippe sowie der Einschalter. In Anbetracht der Größe des ZenFone 6 fällt insbesondere die Smart-Taste klein aus, doch durch die angeraute Oberfläche lässt sich diese von den anderen Tasten unterscheiden. Allgemein lassen sich die Tasten gut erfühlen und bieten einen satten Druckpunkt mit eindeutigem Feedback.
Spätestens im eingeschalteten Zustand zeigt sich eine der Besonderheiten des ZenFone 6, nämlich die abwesende Frontkamera. Um das Display möglichst großflächig und ohne Unterbrechung unterzubringen, hat Asus darauf verzichtet, diese in einer Notch oder einem Einschnitt unterzubringen. Laut Hersteller liegt die Screen-to-Body-Ratio bei 92 Prozent. Dies ermöglicht Asus durch die „Flip Camera“, die sich bei Selfie-Bedarf um 180 Grad von der Front in Richtung Nutzer klappt.
Flip Camera rotiert auf Knopfdruck
Dies ist klar das Alleinstellungsmerkmal des ZenFone 6. Mit einem Druck auf die Selfie-Taste dreht sich die Kamera-Einheit in rund einer Sekunde und bietet die Fähigkeiten und meisten Modi der Hauptkamera auch vorderseitig an. Die Lösung setzt auf eine rotierende Fassung, die die beiden Kameras beherbergt und mit dem Smartphone verbindet. Laut Asus besteht das rotierende Modul aus einer Flüssigmetall-Legierung, die viermal stärker und 20 Prozent leichter als Stahl sei. In Bewegung gesetzt wird es von einem kleinen Schrittmotor. Laut Asus ist das Modul auf (mindestens) 100.000 Rotationen ausgelegt, was bei einer Nutzungsdauer von zwei Jahren immerhin 68 Betätigungen pro Tag entspricht. Bei drei Jahren Nutzung sind etwa 45 tägliche Rotationen möglich, über vier oder fünf Jahre sind noch 34 oder 27 Einsätze täglich gewährleistet. Darüber hinaus soll ein Gravitationssensor Stürze erkennen und die Kamera so bei Bedarf automatisch einfahren, um Beschädigungen zu verhindern.
Dies zeigt, dass Asus sich der Kompromisse, die mit mechanischen Bauteilen einhergehen, bewusst ist. Das ZenFone 6 ist nicht wasserdicht, was mit der mechanischen Kamera nicht unmöglich, aber deutlich schwerer wäre und die Kosten treiben würde. Zudem ist der Teil des Rahmens, an dem das Kameramodul sitzt, sehr dünn und dadurch unter Umständen anfälliger bei Stürzen. Die Kamera selbst sitzt im zugeklappten Zustand fest im Modul, ist aber nicht magnetisch oder ähnlich gesichert. Demzufolge lässt sie sich auch manuell per Finger öffnen, wenngleich dies einen minimalen, gezielten Kraftaufwand erfordert. Versehentlich öffnet sich die Kamera im Alltag nicht.
Zuverlässig, aber nicht ohne Kompromisse
Gezielt rotiert das Modul nur in der Kamera-App. Geschossen wird es ebenso darüber, aber auch über einen Schnellzugriff in der Benachrichtigungsleiste. Grundsätzlich bewegt sich die Kamera automatisch zurück, sobald die Kamera-App verlassen wird. Ist aber beispielsweise irgendein Hindernis, wie ein Finger, im Weg, hört der Motor nach einer kurzen Kraftprobe auf, dagegen zu arbeiten. Daraufhin bleibt die Kamera in dem Winkel aufgeklappt, in dem sie darauf traf, auch wenn es nicht mehr im Weg ist. An dieser Stelle ist der Schnellzugriff nützlich. Alternativ kann die Kamera auch mit dem Finger zurück in Position gebracht werden, hier rastet sie aber nicht (immer) sofort ein, sondern bedarf noch leichter Nachbesserungen. Wird die Kamera per Finger mit zu viel Kraft bewegt, erscheint eine Meldung auf dem Smartphone, dass Gewalt die Funktion einschränken kann.
Während des Testzeitraums hinterließ das Modul einen jederzeit zuverlässigen Eindruck. Kein einziges Mal hat die Kamera nicht sachgemäß rotiert oder fehlerhaft auf die Befehle innerhalb der Kamera-App reagiert. Einzig manuell sollte sie nicht bewegt werden, da sie bauartbedingt nicht felsenfest sitzen kann. Im Alltag ist die Konstruktion stabil und problemlos. Fraglich ist aber, wie es langfristig, auch mit dem Einfluss von möglichen Stürzen, aussieht. Geschützt werden kann das Modul nur schlecht, da es immer Freiraum zur Bewegung braucht, sofern nicht gänzlich darauf verzichtet wird. Mechanische Bauteile erfreuen sich in Smartphones seit letztem Jahr wieder steigender Beliebtheit. Eine Lösung wie die des ZenFone 6 ist eher unüblich, findet sich in abgewandelter Form aber auch im Samsung Galaxy A80. Andere Lösungen sind aber auch eine Pop-up-Kamera wie im OnePlus 7 Pro (Test) oder als Slider wie beim Xiaomi Mi Mix 3. Bis Frontkameras unter dem Display fortgeschritten genug sind, dürften mechanische Bauteile weiterhin relevant bleiben.
Wie bei allen mechanischen Bauteilen im Smartphone zeigt sich auch die „Flip Camera“ als ein Ansatz für den Einsatz eines großen Displays ohne Einschnitte bei gleichzeitig kleinen Rändern. Trotzdem bleibt eine solche Entscheidung fragwürdig, denn die langfristige Zuverlässigkeit ist schwer abzusehen, zudem sind mechanische Teile anfälliger für Schäden durch Stürze und erschweren auch einen Schutz gegen das Eindringen von Staub oder Wasser.
Solides Display zum Von-vorne-Anschauen
Das Display des ZenFone 6 ist ein aufgrund der „Flip Camera“ unterbrechungsfreies 6,4-Zoll-Panel auf IPS-Basis. Die Auflösung beträgt 1.080 × 2.340 Pixel im Seitenverhältnis 19,5:9. Auf den ersten Blick überzeugt der Bildschirm mit satten und kräftigen Farben, auch wenn kein OLED wie etwa im ROG Phone verbaut ist. Laut Asus wird der DCI-P3-Farbraum zu 100 Prozent, das NTSC-Spektrum zudem zu 96 Prozent abgedeckt. Das Display ist dank einer Pixeldichte von 403 ppi sehr scharf, wenngleich es nicht mit den Auflösungen von Topmodellen aus dem Hause Google, Huawei oder Samsung mithalten kann. Durch den relativ hohen Kontrast von 1.551:1 wirken Inhalte insgesamt kräftiger, auch wenn der Wert selbst im Vergleich zu manchem Mittelklasse-Smartphone nicht der höchste ist. Im Alltag reicht dies aber aus.
Gleiches gilt für die maximale Helligkeit, die laut Asus bei 600 cd/m² für gute Lesbarkeit im Freien liegt. Im Test waren aber auch im Automatikmodus mit gezielter Beleuchtung maximal 525 cd/m² messbar. Dies ist wie der Kontrast kein Topwert, im Alltag aber ebenfalls ausreichend. Auffällig ist jedoch, dass die manuelle Steuerung sehr sprunghaft ist, und erst ab ca. 80 Prozent auf dem Regler erzielt das Display eine Helligkeit von über 300 und 400 cd/m². Nicht überzeugen kann das Modell beim Weißpunkt, denn mit rund 7.400 Kelvin ab Werk geht das Smartphone in Richtung Blau. Zudem sind die Blickwinkel nicht gut, Farben verblassen und Weiß kriegt einen klaren Blaustich bei seitlicher Betrachtung. So zeigt sich das Display des ZenFone 6 insgesamt solide, kann aber in keiner Hinsicht mit den Panels anderer, teurerer Topmodelle mithalten.