Songtexte: Google soll sich unerlaubt bei Genius.com bedient haben
Die auf Songtexte vor allem aus den Bereichen Hip-Hop und Pop spezialisierte Seite Genius.com unterstellt Google die unerlaubte Verwendung von Songtexten in der Google-Suche. Das Unternehmen habe die Texte mit Wasserzeichen markiert, um die Verwendung durch Dritte festzustellen. Google will die Vorfälle nun untersuchen.
Wenn auf Google nach Songtexten eines Liedes gesucht wird, kann es passieren, dass Google den Text sofort in einem Infokasten oberhalb der Suchergebnisse anzeigt. Die dort dargestellten Informationen könnten ohne Zustimmung der Webseite auch von Genius.com stammen, wie die auf Songtexte und Nachrichten primär aus den Genres Hip-Hop und Pop spezialisierte Seite gegenüber dem Wall Street Journal moniert.
Komplizierter Songtext war ausschlaggebend
Genius habe den Verstoß seitens Google festgestellt, als 2016 in der Suche der Songtext von „Panda“ des Rappers Desiigner zu finden war. Viele andere auf Songtexte spezialisierte Webseiten hätten zu dieser Zeit nur falsch transkribierte Songtexte des schwer zu verstehenden Rappers anbieten können, während Genius direkt mit Desiigner für einen fehlerfreien Text zusammengearbeitet habe. Diese Variante ohne Fehler sei dann in der Google-Suche zu finden gewesen, was Genius stutzig machte.
Wasserzeichen in Lyrics versteckt
Um weitere Verstöße festzustellen, hat Genius die eigenen Songtexte mit einem Wasserzeichen versehen. Dafür hat das Unternehmen für jeden Song Apostrophe in gerader und gekrümmter Variante in jeweils derselben Reihenfolge gesetzt, sodass sich daraus in Morsezeichen übersetzt die Wörter „Red handed“ ergeben, zu Deutsch: auf frischer Tat ertappt. Mit dieser Methode habe Genius mehr als einhundert Verstöße gegen die eigenen Nutzungsbedingungen feststellen können.
Genius stehe seit mehr als zwei Jahren wegen der Angelegenheit in Kontakt, zuletzt über einen im April dieses Jahres verschickten Brief, in dem Genius in den Machenschaften Googles einen Verstoß gegen das Kartellrecht sieht. Durch die in den Infokästen der Google-Suche dargestellten Informationen gewinnt Google weiter an Marktmacht, da die Seite des eigentlichen Herausgebers der Informationen nicht mehr besucht werden muss.
Google will Vorfälle untersuchen
In einem ersten Statement gegenüber dem Wall Street Journal sagte Google, dass das Unternehmen die Qualität der Daten und die Rechte der Urheber sehr ernst nehme und seine Lizenzpartner zur Einhaltung der Vertragsbedingungen verpflichte. Google selbst arbeitet mit der kanadischen Firma LyricFind für Songtexte zusammen, deren Chef Darryl Ballantyne dementierte gegenüber dem Wall Street Journal jedoch, dass Songtexte von Genius.com verwendet werden. Nach Veröffentlichung des Wall-Street-Journal-Artikels reagierte Google mit einer weiteren Stellungnahme und kündigte an, die Vorwürfe von Genius zu untersuchen und Verträge mit Partnern zu kündigen, die sich nicht an Verhaltensregeln halten würden.
Über das eigene Blog hat Google bekannt gegeben, dass in Zukunft in dem Infokasten oberhalb der eigentlichen Suchergebnisse bei der Suche nach Songtexte nicht nur die Texte, sondern auch deren Quellen ausgegeben werden sollen. Google betont zudem, dass Drittanbieter von Songtexten dazu aufgerufen wurden, die Vorwürfe seitens Genius.com zu untersuchen und sich an die Vertragsbedingungen zu halten.