Vodafone-Chef: 5G-Auktion verpulvert Geld für 50.000 Mobilfunkstationen
Die Versteigerung der 5G-Frequenzen ist seit dem gestrigen Abend beendet und bringt dem Bund 6,55 Milliarden Euro. Vodafone-CEO Hannes Ametsreiter moniert, dass der Preis in vielerlei Hinsicht zu hoch gewesen sei. Alle Mobilfunkanbieter zusammen hätten für den gezahlten Preis rund 50.000 neue Mobilfunkstationen errichten können.
Die 5G-Auktion war noch weit vor der für die LTE- oder UMTS-Lizenzen die längste aller Zeiten. Nach 52 Tagen und erst in der 497. Auktionsrunde konnte die Versteigerung gestern in Mainz beendet werden. Die 6,55 Milliarden Euro verteilen sich folgendermaßen auf die vier Mobilfunkanbieter: Mit 2,17 Milliarden Euro investiert die Deutsche Telekom am meisten in die 5G-Frequenzen im 2-Gigahertz- und im 3,4- bis 3,7-Gigahertz-Frequenzbereich. Vodafone muss hingegen 1,88 Milliarden Euro zahlen, Telefónica kommt auf 1,42 Milliarden Euro und die von 1&1 Drillisch ersteigerten Frequenzblöcke kosten das Unternehmen 1,07 Milliarden Euro.
Damit ist die Versteigerung der 5G-Frequenzen nach der Versteigerung der UMTS-Lizenzen die teuerste für die Mobilfunkanbieter, wenngleich für UMTS in den Jahren 2000 und 2010 aus heutiger Sicht beinahe wahnwitzige 50,8 Milliarden Euro erlöst worden waren. Für die LTE-Lizenzen lag der Erlös im Jahr 2015 bei 5,08 Milliarden Euro.
Geld fehlt für den Ausbau
Laut Vodafone-CEO Ametsreiter fehlen die in die Lizenzen geflossenen Milliardenbeträge nun für dringend notwendige Investitionen in das Mobilfunknetz. Ametsreiter spricht deshalb nicht von Ausgaben, sondern Schäden in Höhe von 6,6 Milliarden Euro. Dem CEO zufolge hätten von dem Geld rund 50.000 neue Mobilfunkstationen gekauft werden können. Zum Vergleich: Vodafone betreibt rund 25.000 Mobilfunkstationen in Deutschland und erreicht damit mehr als 99 Prozent aller Menschen. Mit dem Geld, das in die Lizenzen geflossen ist, hätte Vodafone die letzten Prozentpunkte beim Netzausbau erfüllen können, so Ametsreiter.
Europäische Nachbarn machten es besser
Ametsreiter sagt, Vodafone sei trotz der milliardenschweren Investitionen keinen Schritt weiter, und das habe hausgemachte Gründe. Aus Fehlern aus der Vergangenheit habe der Bund nicht gelernt. „Ärgern wir uns nicht alle noch immer viel zu oft, weil es in der Leitung knackt oder wir im Schneckentempo surfen?“, fragt Ametsreiter. Nachbarn wie Finnland oder Österreich hätten die 5G-Lizenzen kostenlos respektive zu deutlich niedrigeren Kosten vergeben.
5G-Auktion sei nicht fair gewesen
Als zweiten Grund führt Ametsreiter an, dass die 5G-Auktion nicht von fairen Regeln gerahmt gewesen sei. Er spricht von unterschiedlichen Startbedingungen für die Teilnehmer. Auf der einen Seite sieht Ametsreiter Anbieter wie Vodafone, die Deutsche Telekom und Telefónica, die seit Jahren bei fallenden Erlösen in die Infrastruktur investieren würden, auf der anderen Seite Anbieter, deren Gewinn sich in den vergangenen Jahren vervielfacht habe, „ohne auch nur ein einziges Funkloch zu schließen.“ Die Bundesnetzagentur habe 1&1 Drillisch als viertem Bieter, der über kein eigenes Netz verfügt, mit regulatorischen Privilegien den Eintritt erleichtert.
Sonderstatus für die Industrie
Außerdem seien die Ressourcen künstlich verknappt worden, indem 100 Megahertz für eigene lokale Netze der Industrie reserviert wurden, die ansonsten für die bundesweite 5G-Infrastruktur zur Verfügung gestanden hätten. Deutschland sei das einzige Land, das der Industrie Sonderkonditionen für eigene Netze eingeräumt habe. Diese 100 Megahertz werden im bundesweiten 5G-Netz für lange Zeit fehlen, bemängelt Ametsreiter. „Die Folge wird sein, dass die nationalen Mobilfunknetze um uns herum schneller und leistungsfähiger sein werden.“
Vodafone will Förderung von der Bundesregierung
Die Auktionsschäden, wie Ametsreiter es formuliert, müssten nun gemeinsam repariert werden, bevor es zu spät sei. Er fordert die Bundesregierung dazu auf, die 6,55 Milliarden dem Markt entzogenen Euro durch eine Förderung wieder in den Markt zu investieren. Ein echtes Reinvestitions-Programm verlangt er. Ein 5G-Bündnis zwischen Netzbetreibern und Politik solle es geben, bei dem das Geld, das in die Lizenzen geflossen ist, in neue Mobilfunkstationen investiert wird. „Ein solches Bündnis würde unserer Infrastruktur einen riesigen Schub verleihen. Wir könnten die Funkloch-Debatte in Deutschland ein für alle Mal beenden.“