AMD Ryzen 3000 im Test: Einfluss von Chipsatz-Treiber und Kühlung
2/7Software-Optimierungen für Ryzen (3000)
Zum Start von Ryzen 3000 verspricht AMD eine nochmals optimierte Software-Unterstützung auf Betriebssystem- und Treiberebene. Zum einen soll Windows 10 in Version 1903 „Mai 2019 Update“ die Zen-Architektur jetzt noch besser verstehen und anfallende Lasten auf so wenig CCX wie möglich bündeln, um die chipinternen Latenzen zu minimieren – AMD nennt das „Topology Awareness“. Zum anderen soll ein neuer Chipsatztreiber dafür sorgen, dass AMD Ryzen den anliegenden Takt durch UEFI CPPC2 (Collaborative Processor Performance Control) noch schneller an die aktuellen Anforderungen anpassen kann.
Optimierung | Betrifft |
---|---|
Topology Awareness in Windows 10 Version 1903 | Ryzen (Threadripper) 1000/2000/3000 |
UEFI CPPC2 via Chipsatz-Treiber | Ryzen 3000 |
Topology Awareness in Windows 10 1903
Das bessere Verständnis über den internen Aufbau von AMD Ryzen (Threadripper) wird automatisch allen CPUs der 1., 2. und 3. Generation zuteil, ist also kein spezifisches Ryzen-3000-Thema. AMD erklärt, dass nicht jede Anwendung davon profitieren muss und nennt als Musterbeispiele Spiele mit DirectX 9. Interne Tests der Redaktion konnten bisher keinen messbaren Vorteil aus dem Wechsel von Windows 1809 auf Windows 1903 auf Ryzen 2000 nachweisen, in der Tat waren darunter aber auch keine Spiele dieser Generation.
Sollte es einen Vorteil geben, ist er im Test trotzdem abgebildet: Alle Benchmarks in diesem Artikel wurden mit Windows 10 Version 1903 durchgeführt, etwaige Optimierungen kamen deshalb in jedem Fall sowohl den CPUs von AMD als auch denen von Intel zugute.
UEFI CPPC2 via Chipsatz-Treiber
Mit dem Start von Ryzen 3000 stellt AMD auch einen neuen Chipsatztreiber zur Verfügung. Er aktiviert mit Collaborative Power and Performance Control (CPPC2) eine schnellere Methode zur Auswahl des aktuellen CPU-Taktes im UEFI – allerdings nur bei Ryzen 3000. Gegenüber der klassischen Festlegung über sogenannte pStates soll der Zen 2 mit CPPC2 innerhalb von 2 bis 3 ms statt 30 ms den Takt anpassen können, was insbesondere in schnell wechselnden Lasten von Vorteil sei, so AMD. Etwa fünf Prozent Vorteil werden in Aussicht gestellt.
ComputerBase hat die Wirkung des Treibers auf Ryzen 9 3900X, Ryzen 5 3600 und Ryzen 7 2700X überprüft. Cinebench R15, Cinebench R20 und POV-ray wurden zu diesem Zweck auf allen drei CPUs jeweils dreimal im Multi- und Single-Core-Durchlauf getestet. Die Ergebnisse wurden gemittelt.
Der Ryzen 9 3900X mit 12 Kernen, 24 Threads und 105 Watt TDP zeigt konsistent bessere Ergebnisse in den Single-Core-Benchmarks im Testfeld: Cinebench R15, R20 und POV-ray legen um vier bis fünf Prozent zu. In den jeweiligen Multi-Core-Szenarien zeigt sich hingegen kein Zugewinn, gemittelt über jeweils drei Durchgänge geht die Leistung in POV-ray sogar leicht zurück.
Benchmark | Ryzen 9 3900X | ||
---|---|---|---|
Mit Treiber | Ohne Treiber | Delta | |
Cinebench R15 SC | 213 | 204 | +4 % |
Cinebench R15 MC | 3095 | 3104 | – |
Cinebench R20 SC | 524 | 501 | +5 % |
Cinebench R20 MC | 7044 | 7071 | – |
POV-ray SC | 488 | 470 | +4 % |
POV-ray MC | 6154 | 6191 | -1 % |
Der Ryzen 5 3600 mit sechs Kernen bei 65 Watt TDP zeigt lediglich ein bis zwei Prozent mehr Leistung in den Single-Core-Benchmarks, profitiert dafür tendenziell auch in den Multi-Core-Szenarien.
Benchmark | Ryzen 5 3600 | ||
---|---|---|---|
Mit Treiber | Ohne Treiber | Delta | |
Cinebench R15 SC | 197 | 194 | +2 % |
Cinebench R15 MC | 1590 | 1578 | +1 % |
Cinebench R20 SC | 487 | 480 | +1 % |
Cinebench R20 MC | 3620 | 3614 | – |
POV-ray SC | 459 | 454 | +1 % |
POV-ray MC | 3225 | 3224 | – |
Unbeeindruckt zeigt sich hingegen Ryzen 7 2700X vom Treiber, nichts anderes hat AMD in Aussicht gestellt. Wenn überhaupt, dann lässt sich in diesem Fall ein leichter Leistungsverlust in Multi-Core-Apps attestieren. Er liegt mit maximal einem Prozent gemittelt über jeweils drei Messungen aber noch im Rahmen.
Benchmark | Ryzen 7 2700X | ||
---|---|---|---|
Mit Treiber | Ohne Treiber | Delta | |
Cinebench R15 SC | 177 | 177 | – |
Cinebench R15 MC | 1817 | 1802 | +1 % |
Cinebench R20 SC | 437 | 437 | – |
Cinebench R20 MC | 4096 | 4088 | – |
POV-ray SC | 412 | 412 | – |
POV-ray MC | 3689 | 3719 | -1 % |
Alle Benchmarks mit Ryzen 9 3900X, Ryzen 7 3700X und Ryzen 5 3600 in diesem Artikel wurden mit dem neuen Chipsatztreiber durchgeführt. Ryzen 2000 und Ryzen 1000 wurden bereits vor dessen Freigabe unter Windows 10 1903 getestet.
Gut gekühlte CPUs sind etwas schneller
Ryzen 3000 orientiert sich beim Turbo-Takt an Ryzen Threadripper 2000, einen festen maximalen Takt für eine bestimmte Last gibt es deshalb nicht mehr. Stattdessen orientiert sich der Turbo an der aktuellen CPU-Temperatur und dem maximal erlaubten Budget an elektrischer Leistung. Der Turbo bei Ein- oder Mehr-Kern-Last fällt damit je nach Anwendung und Umgebungsbedingungen anders aus.
Für den Ryzen 9 3900X stellt AMD bis zu 13 Prozent Leistungszuwachs im Cinebench R20 Multi-Core-Test in Aussicht, wenn von einem herkömmlichen 95-Watt-Kühler bei 32 °C Umgebungstemperatur auf den Noctua NH-D15S bei 20 Grad Umgebungstemperatur gewechselt wird.
Im Test der Redaktion lassen sich dann auch durchaus Leistungsunterschiede zwischen dem Einsatz des AMD-Boxed-Kühlers Wraith Prism (Test) und des Noctua NH-U14S (Test) auf dem Ryzen 9 3900X nachweisen, wenn auch nicht so große. Die Temperatur lag allerdings auch in beiden Fällen bei knapp über 20 °C.
Derselbe Wechsel auf dem Ryzen 7 3700X mit nur 65 Watt TDP zeigt hingegen keine Wirkung, der identische Boxed-Kühler ist in diesem Fall bereits stark genug, um die deutlich geringere Verlustleistung schnell genug abzuführen.
Wesentliche Grundlagen für den Test von Ryzen 3000 wurden damit gelegt. Auf der nächsten Seite werden die CPUs jetzt im Apps- und Games-Parcours gegen die Konkurrenz getestet.