SteelSeries Arctis 1 im Test: Klang, Mikrofon und Fazit
2/2Klang, Mikrofon und Fazit
Nur bei Spielen gut
In Sachen Klangqualität soll das Arctis 1 mit seinen beiden 40-mm-Neodym-Treiber und den damit laut Hersteller verbundenen gewohnten Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz überzeugen. Das gelingt jedoch nur teilweise. Grundlegend ist das Headset relativ neutral abgestimmt und schafft bei Spielen den Spagat zwischen guter Ortung und stimmiger Atmosphäre. So kann es bei lauten Szenen für den nötigen „Rumms“ sorgen und ist auf der anderen Seite feinfühlig genug, um auch in Shootern leise bewegenden Gegner lokalisieren zu können. Dies setzt aber eine entsprechende Tonabmischung im Spiel voraus.
Wird dieses Terrain verlassen, zeigt sich sehr schnell, auf welche Abstimmung das Arctis 1 festgelegt ist. Beim reinen Hören von Musik macht das Headset dadurch nur eine mäßige Figur, vor allem weil Bässe und Höhen hörbar dünner ausgegeben werden. Werden diese zum Ausgleich angehoben, geht der Mittenbereich im Grunde komplett verloren. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei Filmen ab, die nur bei guter Abmischung und extrem tiefen Frequenzen Spaß machen.
Durchschnittliches Mikrofon
SteelSeries verspricht beim Arctis 1 in Bezug auf das ClearCast-Mikrofon eine „natürlich klingende Klarheit“. Solche Versprechungen sind vor allem in der hiesigen Preisklasse mit größter Vorsicht zu genießen. Zwar weist das Arctis 1 bei einem vom Hersteller angegebenen Frequenzgang von 100 Hz bis 10 kHz eine gute Wiedergabe der hohen und mittleren Frequenzen auf und sorgt damit für eine gute und verständliche Sprachübertragung in Teamspielen, es lässt die Tieftöne jedoch komplett vermissen. Dadurch ist es andererseits für Bereiche wie Podcasts oder Videovertonung nicht zu gebrauchen – auch wenn SteelSeries diese nicht als Kernkompetenz des Headsets ausgibt.
SteelSeries Arctis 1
Corsair HS35
Lioncast LX 30
Lioncast LX 55
Logitech G332
HyperX Cloud Stinger
Darüber hinaus hat das System aufgrund der Beschaffenheit des Mikrofons teilweise mit Poppgeräuschen zu kämpfen, womit sich auch hier schnell das Einsparen eines entsprechenden Schutzes für ein paar Cent rächt. Ebenfalls wenig zu erkennen ist von der in der Werbung angepriesenen Rauschunterdrückung, bei ruhigen Passagen ist ein merkliches Eigenrauschen der Mikrofoneinheit zu vernehmen. Schlimmer wird es bei deutlichen Störgeräuschen, bei denen die Stimme schon fast komplett untergeht. So kann gerade an warmen Sommertagen der eine oder andere Luftzug dafür sorgen, dass die eigenen Anweisungen von den Mitspielern nur schwer zu verstehen sind.
Fazit
Auch wenn das Arctis 1 mit durchaus positiven Eigenschaften wie guter Verarbeitung und dem damit einhergehenden guten Tragekomfort, dem neutralen Klang bei Spielen oder einer verständlichen Stimmübertragung aufwarten kann, hat es das Produkt in der anvisierten Preisklasse von 60 Euro schwer.
Dem negativ gegenüber steht ebenso die Klangqualität, was nur anfänglich wie ein Widerspruch wirkt. Zwar können auch Shooter bei entsprechender Abmischung für eine solide Kulisse sorgen und die neutrale Abstimmung ermöglicht das Orten der Gegner auch bei leisen Geräuschen, dafür macht das Headset bei Musik und Filmen so gar keinen Spaß. Hier wird deutlich, warum das Arctis 1 bei Spielen auf eine gute Tonabmischung angewiesen ist, denn ohne diese kommen tiefe Frequenzen kaum zum Vorschein. Wird hier manuell nachgeholfen, zeigt sich auf der anderen Seite, wie dünn die Mitteltonwiedergabe ist, die in solchen Fällen oft komplett untergeht.
Ebenso wenig schafft es SteelSeries, das Versprechen bezüglich der Mikrofonqualität einzulösen. Zwar verfügt die Aufnahmeeinheit über eine gute Übertragung der mittleren und hohen Frequenzen, der Tieftonbereich bleibt jedoch komplett außen vor. Das mag in Spielen noch nicht besonders ins Gewicht fallen, denn hier bleibt die Stimme gut verständlich. Für Tonaufnahmen in Form von Podcasts oder Videovertonungen sollte aber zu einem anderen Mikrofon gegriffen werden. Bei deutlichen Stör- und vor allem bei Windgeräuschen streicht es schnell die Segel und lässt die Stimme fast komplett untergehen. Ein Poppschutz würde auch hier Wunder wirken – was bisher jedoch nur wenige Hersteller umsetzen. Die genannten Punkte wären noch akzeptabel, wenn andere Unternehmen nicht zeigen würden, dass es auch anders geht.
Von dem nicht abnehmbaren und recht dünnen Audiokabel, das das Headset bei einem Bruch zu einem Wegwerfprodukt macht, soll erst gar nicht geredet werden.
In einer Preisklasse von 40 bis 45 Euro wären die genannten Kritikpunkte hinnehmbar, aber in der gewählten Kategorie bietet die Konkurrenz vor allem in Form des LX55 von Lioncast (Test) deutlich mehr: Neben dem leicht besseren Klang weist vor allem das Mikrofon durch eine bessere Abbildung des Frequenzumfanges der Stimme eine hörbar höhere Qualität auf, aber auch die Verarbeitung und Materialwahl, unter anderem durch Aufhängungen der Ohrmuscheln aus Metall, liegen auf einem gänzlich anderen Niveau. Eine weitere Alternative könnte unter Umständen das G332 von Logitech (Test) darstellen.
Damit sind nicht nur Spieler beim Einstieg gut bedient und selbst in der darunter liegenden Preisklasse kann das LX30 von Lioncast bei gleichen Materialien mit einer besseren Klang- sowie Mikrofonqualität aufwarten.
- gute Verarbeitung
- guter Tragekomfort
- solider Klang bei Spielen
- überwiegend Kunststoff als Material
- störanfälliges Mikrofon
- mittelmäßige Klangqualität bei Musik und Filmen
- fest verbundenes und dünnes Kabel
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