Radeon RX 5700 XT Strix OC im Test: Benchmarks, Lautstärke und Fazit
2/2Benchmarks in 2.560 × 1.440
Die Asus Radeon RX 5700 XT Strix OC arbeitet in 2.560 × 1.440 mit dem werkseitigen Performance-BIOS durchschnittlich 5 Prozent schneller als das Referenzdesign. An die GeForce RTX 2070 Super Founders Edition rückt die Grafikkarte so auf bis zu 6 Prozent heran, während die GeForce RTX 2060 Super um 14 Prozent hinter sich gelassen wird. In dem ausgesuchten Testparcours arbeitet die Grafikkarte minimal schneller als die Radeon VII.
Da die Custom-Modelle der GeForce RTX 2070 Super kaum flotter als Nvidias Founders Edition arbeiten, sind diese nur 7 Prozent schneller als die Radeon RX 5700 XT Strix OC. Der Vorsprung gegenüber einer zügigen Partnerkarte der GeForce RTX 2060 Super kann von 3 Prozent (AMD-Referenz) auf 8 Prozent ausgebaut werden. Die Benchmarks der einzelnen Spiele zeigen, dass die Abstände des Referenzdesigns zur Asus-Grafikkarte leicht zwischen 4 und 6 Prozent schwanken.
Wer auf das Quiet-BIOS zurückschaltet, muss nur mess-, aber nicht spürbar auf Performance verzichten. Im Durchschnitt verliert die Radeon RX 5700 XT Strix OC durch die Maßnahme 1 Prozent an Bildern in der Sekunde.
Mit der Quiet-Einstellung ist die Grafikkarte noch 3 Prozent schneller als AMDs Referenzdesign. Der Vorsprung zu den Custom-Modellen der GeForce RTX 2060 Super und der Rückstand zur GeForce RTX 2070 Super liegen dann bei jeweils 7 Prozent.
Lautstärke & Kühlung
Bei der Laustärke kommt der wesentliche Unterschied der zwei BIOS-Versionen zum Vorschein, denn mit dem Performance-BIOS erreicht die Asus Radeon RX 5700 XT Strix OC eine Lautstärke von 42,5 Dezibel beim Spielen. Das ist zwar leiser als die Referenzkarte, aber von „leise“ dennoch weit entfernt. Die Lautstärke wird für die meisten Spieler akzeptabel sein, doch erwartet man von einem so großen Kühler auf einer Performance-Grafikkarte einen leiseren Betrieb.
Und genau den gibt es mit dem Quiet-BIOS, bei dem der Name durchaus Programm ist: Mit gemessenen 36 Dezibel ist die Asus-Grafikkarte kaum noch wiederzuerkennen, weil nur noch leicht zu hören. Der Strix-Kühler ist dann zwar noch aus dem geschlossenen Gehäuse wahrnehmbar, beim Spielen ist die Grafikkarte aber angenehm leise.
Unter Last neigt die Radeon RX 5700 XT Strix OC unabhängig von der Framerate etwas zum Zirpen. Allerdings ist dies nur gering ausgeprägt und fällt bei einem geschlossenen Gehäuse nicht weiter auf. Auf dem Windows-Desktop bleiben die drei Lüfter unabhängig vom BIOS stehen, wodurch die Grafikkarte lautlos ist.
Messung zur Temperatur
Die GPU der Asus Radeon RX 5700 XT Strix OC erwärmt sich mit dem Performance-BIOS beim Spielen auf 78 Grad Celsius, die Junction-Temperatur liegt dann bei 100 Grad Celsius. Das sind 7 respektive 3 Grad Celsius weniger als bei der Referenzkarte. Die Junction-Temperatur ist 10 Grad von den kritischen 110 Grad Celsius entfernt – von da an taktet die GPU herunter. Der GDDR6-Speicher erwärmt sich auf 90 Grad Celsius und operiert damit genau so warm wie auf dem Referenzdesign.
Mit dem Quiet-BIOS wird die Elektronik wärmer, die zehn Watt geringere GPU-Power können die niedrigeren Lüfterdrehzahlen nicht ausgleichen. Die Navi-10-GPU meldet dann 85 Grad Celsius beziehungsweise eine Junction-Temperatur von 105 Grad Celsius. Das sind ziemlich genau die Temperaturwerte der Referenzkarte. Der GDDR6-Speicher kommt in dem Modus auf 98 Grad Celsius. Das ist viel, stellt den offiziellen Spezifikationen zufolge aber noch kein Problem dar.
In Anbetracht der höheren GPU-Power geht die Temperaturentwicklung zwar in Ordnung, allerdings ist das Ergebnis nicht spektakulär, wenn man bedenkt, wie viel mehr Kühlmaterial Asus einsetzt. Einmal mehr liegt der Verdacht nahe, dass die Navi-10-GPU schlicht zu klein ist und damit die Hitze auf einem zu engen Raum abgibt, als dass sie effizient gekühlt werden kann. Nvidia-GPUs mit einer vergleichbaren Leistungsaufnahme sind deutlich größer, was es dem Kühler potentiell einfacher macht die Wärme aufzunehmen. Hinzu kommt, dass Asus den Kühler ursprünglich für die GeForce RTX 2080 (Ti) entwickelte und entsprechend deren Eigenschaften bedacht hat. Hier werden Tests weiterer Custom-Modelle zeigen, ob es auch noch etwas kühler geht.
Messung der Leistungsaufnahme
Navi 10 kann als erste Grafikkarte zwar die 2,0-GHz-Marke ab Werk knacken, doch muss die GPU dafür einiges ihrer eigentlich sehr guten Energieeffizienz opfern. So benötigt die Asus Radeon RX 5700 XT Strix OC für das FPS-Plus von 5 Prozent zusätzliche 57 Watt. Selbst mit 267 Watt ist die Grafikkarte damit aber immer noch 32 Watt sparsamer als die 20 Prozent langsamere Radeon RX Vega 64. Das Ergebnis wäre für eine AMD-Grafikkarte vor dem Navi-Release immer noch gut, im Vergleich zu Nvidias Turing-Architektur verliert die erste Custom-Navi aber deutlich. So ist die GeForce RTX 2070 Super 6 Prozent schneller und benötigt dafür 45 Watt weniger.
Mit dem Quiet-BIOS reduziert sich die Leistungsaufnahme um 13 Watt auf 254 Watt. Das sind genau 44 Watt mehr als die Referenzkarte. Die Energieeffizienz ist leicht besser und dennoch benötigt die Radeon RX 5700 XT Strix OC mit dem Quiet-BIOS 17 Prozent mehr Energie pro FPS als die Referenzkarte. Mit dem Performance-BIOS sind es 21 Prozent.
- Leistungsaufnahme der Grafikkarte – Spiele-Durchschnitt
- Leistungsaufnahme der Grafikkarte – Battlefield V
- Leistungsaufnahme der Grafikkarte – Metro Exodus
- Leistungsaufnahme der Grafikkarte – Shadow of the Tomb Raider
- Leistungsaufnahme der Grafikkarte – Windows-Desktop
- Performance pro Watt – 2.560 × 1.440
Hinzu kommt, dass sich die Asus-Grafikkarte mit 17 Watt sehr viel Energie auf dem Windows-Desktop genehmigt. Dem Referenzdesign genügen fürs Nichtstun dagegen 8 Watt. Das höhere Powerlimit ist also nicht der einzige Grund für die hohe Leistungsaufnahme. Andere Partnerkarten werden zeigen müssen, ob es besser geht.
Übertaktungspotenzial gibt es kaum
Asus hat den Takt der Radeon RX 5700 XT Strix OC offenbar schon so nach oben geschraubt, dass sich die Grafikkarte kaum übertakten lässt. Mehr als ein Plus von 50 MHz lässt der aktuelle Treiber erst gar nicht zu. Die sind aber noch nicht mal möglich, denn selbst bei zusätzlichen 25 MHz friert innerhalb kurzer Zeit das Bild ein. Auf der einen Seite ist das zwar enttäuschend, auf der anderen aber im Endeffekt sinnvoll, dass die Hardware so nahe wie möglich an der Grenze des maximal Möglichen arbeitet. Wer mehr Leistung möchte, sollte in Spielen schlicht das Powerlimit erhöhen.
Wer an der Spannung drehen möchte, hat noch etwas Spielraum. Standardmäßig ist die Takt-Spannungs-Kurve so konfiguriert, dass bei 2.100 MHz 1,189 Volt anliegen. Bei realistischen 2.000 MHz sind es etwa 1,1 Volt. Das ist weniger als für AMDs Referenz, die bei 2.014 MHz 1,192 Volt vorsieht. Anders als bei dieser ist auf der Asus-Grafikkarte die Spannung nach oben hin nicht limitiert und lässt sich auf bis zu 1,228 Volt einstellen. Der maximale Takt beträgt 2.150 MHz.
Etwas mehr lässt zumindest der Speicher zu. Maximal ist ein Plus von 600 MHz einstellbar, fehlerfrei laufen aber nur zusätzliche 400 MHz, was in 7.400 MHz resultiert. Das ist interessanterweise deutlich weniger als auf Nvidias Turing-Grafikkarten möglich ist, obwohl dort derselbe Speicher eingesetzt wird.
In Spielen lässt sich durch die Änderungen die Performance um 3 bis 4 Prozent erhöhen.
Fazit
Mit der Asus Radeon RX 5700 XT Strix OC hat sich rund vier Wochen nach der Markteinführung des Referenzdesigns das erste Custom-Design im Test der Redaktion beweisen können. Ihre Beurteilung hängt vom Modus ab, in dem sie betrieben wird. Der Hersteller bietet auf der Grafikkarte erneut eine Performance- und eine Quiet-Version an. Werkseitig ist ersteres aktiv und lässt die Grafikkarte zwar noch etwas schneller und leiser als die Referenz arbeiten, doch legt erst das Quiet-BIOS das volle Potenzial hinsichtlich Lautstärke offen. Die Grafikkarte liegt dann mit der GeForce RTX 2070 Super Gaming OC von Gigabyte auf einem Niveau.
Die Radeon RX 5700 XT Strix OC kann gegenüber der Referenz durch Taktraten von teils 2,0 GHz ein Leistungsplus von 3 (Quiet-BIOS) bis 5 Prozent (Performance-BIOS) für sich verbuchen. Damit rückt die Grafikkarte nahe an die GeForce RTX 2070 Super Founders Edition heran. Für deren Niveau reicht es dann zwar auch mit manueller Übertaktung nicht ganz, aber der Abstand ist sehr klein. Mehr Leistung in Spielen kostet natürlich mehr elektrische Leistung und so geht durch den hohen Takt Energieeffizienz verloren. Im Vergleich zum Vega-Vorgänger ist letztere immer noch klar besser, doch das gute Navi-Niveau wird geopfert.
Mit dem Quiet-BIOS ist die Asus Strix schön leise
Einen deutlich größeren Fortschritt gibt es mit der Strix OC dennoch bei der Lautstärke. Die größte Ausbaustufe des Strix-Kühlers kann sehr leise agieren, wenn das Quiet-BIOS anliegt. Zum Referenzdesign gibt es dann einen himmelweiten Unterschied und beim Spielen fällt die Grafikkarte kaum noch auf. Anders sieht es dagegen mit dem Performance-BIOS aus, das für 2 Prozent mehr FPS ein heftiges Rauschen in Kauf nimmt. Auch das ist immer noch leiser als die Referenzkarte, doch werden nur wenige Käufer damit wirklich zufrieden sein.
Wenn man die Faktoren Performance und Lautstärke zusätzlich noch mit der Temperaturentwicklung abgleicht, fehlt der Strix die perfekte Mischung allerdings. Das Performance-BIOS ist zu laut und das Quiet-BIOS wird verhältnismäßig warm. Ein besseres Performance-BIOS wäre eine Variante, die vielleicht nur 4 statt 5 Prozent schneller ist, dafür aber die Lüfter ein wenig mehr im Zaum halten würde, deshalb leiser, aber noch kühler als der Quiet-Modus ist. Den europäischen Kunden wird der aktuelle Performance-Modus dagegen meist zu laut sein.
Eine große Frage zur Asus Radeon RX 5700 XT Strix OC lautet noch, wie hoch der Aufpreis gegenüber den Referenzkarten sein wird. Letztere starten ab 400 Euro, die Strix-Karte wird vermutlich einen ordentlichen Aufpreis obendrauf schlagen. Wie zuletzt wiederholt von Asus erlebt, gab es zum Fall des Testembargos aber noch keinen finalen Preis. Bis zum 16. August muss er aber bekannt werden, dann geht das Modell offiziell in den Verkauf.
Die zwar nicht perfekte, aber doch gute Asus-Grafikkarte ist einen Aufpreis wert, doch sollte dieser nicht zu übertrieben sein. Sonst läuft das Modell Gefahr, in die Preisregionen einer GeForce RTX 2070 Super vorzudringen, die in Summe eine noch etwas bessere Basis bietet.
Weitere Custom-Tests zur Radeon RX 5700 XT folgen in Kürze
Nach aktuellem Stand wird die Redaktion bis zur Verfügbarkeit im Handel noch weitere Custom-Modelle der Radeon RX 5700 XT testen und so schon in wenigen Stunden ein umfassenderes Bild über Partnerkarten mit Navi-10-GPU geben können.
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- XFX Radeon RX 5700 XT THICC2 im Test
ComputerBase hat die Radeon RX 5700 XT Strix OC von Asus zum Testen erhalten. Die Grafikkarte wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühstmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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