Mikrotransaktionen: Call of Duty ist so lukrativ wie noch nie
Mit Call of Duty: Black Ops 4 hat Activision neue Höhen der Monetarisierung erreicht. Der ohne Zusatzkäufe veröffentlichte Shooter wird mittlerweile im besten Free-to-Play-Stil monetarisiert. Lautstarke Kritik in Medien und Foren konnten den Erfolg aber nicht gefährden.
Mikrotransaktionen mit Verzögerung einzuführen, und dann unter Setzung deutlicher Kaufanreize langsam auszubauen hat sich als gewinnbringende Strategie erwiesen. Sie ist potentiell vor allem dazu geeignet, Vorbehalte zu brechen: Spieler, die bereits Zeit in ein Spiel investiert haben, neigen weniger dazu, sich eine andere Beschäftigung zu suchen. Dieses Verhalten lässt sich psychologisch erklären: Die investierte Zeit sowie investiertes Geld müssten als Verlust abgeschrieben werden, was eine erhebliche Hemmschwelle bildet.
Gestützt wird diese Deutung von Zahlen. Im Quartalsbericht für das zweite Quartal schreibt Activision, die Anzahl monatlich aktiver Spieler sei gegenüber dem Vorgänger erneut gewachsen, die Anzahl von Spielstunden habe sich zudem um 50 Prozent erhöht. Dass sich dieses „Engagement“ als Metrik eignet, zeigen die Bilanzen. Erlöse aus dem Verkauf von Ingame-Gegenständen fallen höher aus als bei Call of Duty: WW2 im gleichen Zeitraum. Alleine im zweiten Quartal konnte Activision mit Mikrotransaktionen Einnahmen in Höhe von 800 Millionen US-Dollar verbuchen. Das Unternehmen gab allerdings nicht an, wie hoch der Anteil der Shooter-Serie daran ausfällt. Top-Einnahmequelle bleibt laut Quartalsbericht King (Candy Crush).
Keine Änderung in Sicht
Für das kommende Call of Duty: Modern Warfare wird Activision diesem Trend treu bleiben. Informationen zur Monetarisierung gibt es allerdings noch nicht. Activision-CEO Robert Kotick betonte gegenüber Investoren das Potential für weiteres Wachstum. COO Coddy Johnson sieht als Schlüssel dazu die Auslieferung neuer Inhalte in höherer Zahl. Die Veröffentlichung der Alcatraz-Blackout-Karte sowie häufigere Events für Black Ops 4, die das Spiel frisch gehalten haben, hätten zu verbesserten „deal engagement trends“, also Verkäufen, geführt.
Die höhere Anzahl „Live Operations“ deutet allerdings keinen Übergang zu einem vollständigen Dienstleistungsmodell an, erklärte die Activision-Führungsetage. Diese Rolle nehme Call of Duty: Mobile ein. Auf PC und Konsolen bleiben regelmäßige Neuveröffentlichungen zunächst Teil der Strategie, weil sie „unseren Fans neue Spielerlebnisse liefern“, die wiederum das Engagement erhöhen. Die Veröffentlichungen werden dabei als „Auffrischung“ der Marke betrachtet, die neue Spieler anziehen soll. So könne das „Beste aus beiden Welten“ vereint werden.
Weiter wie bisher
Zu erwarten ist deshalb, dass Modern Warfare in diesem Jahr ebenfalls eine große Anzahl offensiv beworbener Zusatzkäufe anbieten wird. Der Verzicht auf den Season Pass dient dazu, die Community zu einen, was Activision als verkaufsfördernd betrachtet: Die Community solle durch neue Inhalte und neue Arten zu spielen unterstützt werden. Mikrotransaktionen sind, dies legen die Aussagen nahe, also lukrativer als DLC-Inhalte.