I.R.I.S.: Telekom will Glasfaser-Ausbau mit KI-Fahrzeug beschleunigen
Die Deutsche Telekom geht neue Wege bei der Planung des Glasfaser-Ausbaus. Besser ausgedrückt geht sie die Wege nicht mehr selbst mit Mitarbeitern, sondern fährt sie mit dem Messfahrzeug „I.R.I.S.“ ab, das mit Hilfe von Kameras, GPS und Laserscannern eine KI-gestützte Karte der Umgebung erstellt, um die Planung zu beschleunigen.
I.R.I.S. steht für „Integrated Road Information System“ und ist ein vom Fraunhofer-Institut entwickeltes System mit künstlicher Intelligenz. Die KI gibt nach Erfassung aller Messdaten Empfehlungen, wo der Glasfaser-Ausbau gemessen am Aufbau von Häusern, Straßen, Gullys, Rissen, Bäumen, Laternen, Bordsteinen oder auch Schutzwänden am sinnvollsten erscheint. Den exakten Trassenverlauf entscheiden letztlich aber noch Mitarbeiter der Deutschen Telekom.
„Ganz ohne den Menschen wird es nicht funktionieren“, sagte Telekom-Projektleiter Stefan Bonato, „das ist eine Erkenntnis, die wir auch schon im Vorfeld hatten“. Die Aufgabenverteilung ist nun aber eine neue und soll den gesamten Planungsprozess des Glasfaser-Ausbaus und letztlich den Ausbau selbst beschleunigen. Die Netzplaner der Deutschen Telekom sollen sich auf die Detailplanung konzentrieren, anstatt zahllose Baupläne zu wälzen, Straßen zu begehen und Messungen vorzunehmen, die häufig das Sperren von Straßen oder Wegen zur Folge haben.
Gigabit-Internet für 50.000 Einwohner
Konkret wurde das Messfahrzeug mit I.R.I.S. in Bornheim im Süden Nordrhein-Westfalens eingesetzt. Die Deutsche Telekom will die Stadt mit rund 50.000 Einwohnern zur ersten Gigabit-Stadt im Rhein-Sieg-Kreis ausbauen. Um jeden Einwohner eine Internetanbindung mit 1 Gbit/s über FTTH (Fibre to the Home) anbieten zu können, müssen laut Deutscher Telekom 300 Kilometer neue Glasfaserkabel verlegt und 160 neue Netzverteiler aufgestellt werden. Für die Planung dieses neuen Netzes sind mit dem KI-Fahrzeug 300 Kilometer abgefahren, über 1 TB an Fotos aufgenommen und Millionen von Laser-Messpunkten erstellt worden. 333.000 potenzielle Trassenabschnitte sind dabei von der künstlichen Intelligenz berechnet worden.
Bis Anfang 2020 soll das System allen deutschen Niederlassungen der Deutschen Telekom zur Verfügung stehen. Die Aussichten für den umfangreichen FTTH-Ausbau, den die Deutsche Telekom laut Stefan Bonato bundesweit plane, seien vielversprechend. Schwachstellen und Verbesserungspotenzial sind aber ebenfalls erkannt worden. Der Einsatz des Fahrzeugs sei derzeit noch stark witterungsabhängig, es werden gewisse Lichtverhältnisse benötigt. In den Wintermonaten sei die Befahrung nur eingeschränkt möglich. Idealerweise herrschen zudem trockene Verhältnisse.