Radeon RX 5700 XT Red Devil im Test: PowerColors Teufel kann leise treten, ohne heißzulaufen
tl;dr: PowerColor geht mit dem Navi-10-Topmodell Radeon RX 5700 XT Red Devil in die Vollen und setzt auf einen massiven Kühler, eine neue RGB-Beleuchtung und zwei verschiedene BIOS-Versionen. Schon auf dem Papier hat das Modell das Zeug zur besten Navi-Custom-Grafikkarte. Der Preis spricht auch dafür.
Mit der Radeon RX 5700 und der Radeon RX 5700 XT (Test) hat AMD erfolgreich das eigene Grafikkarten-Portfolio in die nächste Generation geführt. RDNA arbeitet deutlich besser als das altgediente GCN. Eines ist allerdings gleich geblieben: der laute Referenzkühler. Und so warten viele Interessenten seit dem 7. Juli auf die so genannten Custom-Designs.
PowerColor Red Devil: Ein Topmodell zum „Einstiegspreis“
Während die Sapphire Radeon RX 5700 XT Pulse und die XFX Radeon RX 5700 XT THICC2 im jeweiligen Portfolio einen preisgünstigen Einstieg in die Navi-Welt bieten wollen, spricht die Asus Radeon RX 5700 XT Strix OC den Enthusiasten an. In genau dieselbe Kerbe sticht PowerColor mit der Radeon RX 5700 XT Red Devil, die mit einem großen Kühler, zwei ziemlich verschiedenen BIOS-Versionen und einer für PowerColor gänzlich neuen RGB-Beleuchtung in das Rennen um die beste Custom-Grafikkarte der Navi-Generation geht. Beim Preis gibt es dennoch eine positive Überraschung.
PowerColor setzt für die Radeon RX 5700 XT Red Devil eine Preisempfehlung ab 449 Euro an. Das würde einen Aufpreis von nur etwa 50 Euro gegenüber den aktuellen Handelspreisen für AMDs Referenzkarte bedeuten und entspricht der UVP für die Pulse-Version von Sapphire. Für Asus Strix OC deutet sich hingegen ein Preis an, der mehr als 100 Euro höher liegt.
Die PowerColor Radeon RX 5700 XT Red Devil im Detail
Die Radeon RX 5700 XT Red Devil gibt es in zwei Versionen: Neben der Standardvariante gibt es auch eine Limited Edition. Die Grafikkarte selbst ist identisch, allerdings gibt es bei der „LE“ eine aufwendigere Verpackung mit einem großen Karton sowie ein Mauspad. Weitere Unterschiede gibt es nicht. Die normale Variante wird 449 Euro kosten, die Limited Edition 459 Euro. Zunächst wird die Limited Edition im Handel erscheinen und dann nach sehr kurzer Zeit von der Standardversion abgelöst.
Gewicht in Gramm | |
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Radeon RX 5700 | |
AMD Radeon RX 5700 Referenz | 1.020 g |
Sapphire Radeon RX 5700 Pulse | 872 g |
Radeon RX 5700 XT | |
AMD Radeon RX 5700 XT Referenz | 1.103 g |
Asus Radeon RX 5700 XT Strix OC | 1.434 g |
PowerColor Radeon RX 5700 XT Red Devil | 1.274 g |
Sapphire Radeon RX 5700 XT Pulse | 925 g |
XFX Radeon RX 5700 XT THICC2 | 1.162 g |
PowerColor verbaut auf der Radeon RX 5700 XT einen neu entwickelten Kühler. Dieser ist etwa 2,5 Slots hoch und fällt mit 30,5 cm sehr lang aus. Hinzu kommt eine Höhe von ordentlichen 13,6 cm. Es gibt also viel Fläche und Volumen für den Kühler, was der Hersteller auch gut ausnutzt. So sind zwei verschiedene Alu-Kühlkörper verbaut, von denen einer direkt über der Navi-10-GPU platziert ist. Beide sind über fünf im Durchmesser 6 mm messende Heatpipes miteinander verbunden. Für die notwendige Frischluft sind drei im Durchmesser 85 mm große Axiallüfter verbaut, die bei niedrigen Temperaturen den Betrieb einstellen. Abgerundet wird das Kühlsystem durch eine Backplate.
Das PCB ist deutlich kürzer als der Kühler
Die Radeon RX 5700 XT Red Devil setzt auf ein eigens entwickeltes PCB, das mit einer 10-Phasen-Stromversorgung und zwei Acht-Pin-Stromsteckern für gute Übertaktungserfolge ausgelegt sein soll. Etwa 300 Watt sollen die Bauteile problemlos vertragen können. Die Platine fällt mit 24 cm ein gutes Stück kürzer als der Kühler aus.
PowerColor hat erstmals eine RGB-Beleuchtung
PowerColor verbaut auf der Radeon RX 5700 XT Red Devil erstmals eine RGB-Beleuchtung. Neben dem Red-Devil-Schriftzug auf der Seite des Kühlers werden auch noch weitere Elemente beleuchtet. Sonderlich spektakulär fällt der RGB-Effekt zwar nicht aus, die Qualität ist schlussendlich aber vergleichbar mit den Lösungen der meisten anderen Board-Partner, also etwa Asus' Strix-Serie. Mit Hilfe des Tools „Devil Zone“ lässt sich die Beleuchtung umfangreich konfigurieren.
Monitore können über einen HDMI-2.0b-Ausgang und drei DisplayPorts 1.4 (mit DSC) angesteuert werden. Auf der Slotblende ist der Name „Red Devil“ ausgestanzt. Das sieht schick aus, hat aber einen unschönen Haken: PowerColor hat den Namen falsch herum ausgestanz, sodass er im eingebauten Zustand in einem Standard-ATX-Gehäuse auf dem Kopf steht. Schon einmal hat der Hersteller derartig gepatzt: Bei der Radeon RX 480 Red Devil stand sogar das Logo auf der Seite auf dem Kopf.
Zwei BIOS-Versionen mit großen Unterschieden
PowerColor verbaut auf der Radeon RX 5700 XT Red Devil zwei verschiedene BIOS-Versionen, die deutliche Unterschiede aufweisen. Standardmäßig ist das OC-Bios aktiv. Alternativ kann mittels eines großen Schalters auf dem PCB das „Silent-BIOS“ ausgewählt werden.
RX 5700 XT Red Devil OC-BIOS |
RX 5700 XT Red Devil Silent-BIOS |
|
---|---|---|
GPU-Power | 225 Watt | 185 Watt |
Optimiert für | höhere Performance | geringere Lautstärke |
Lüfter aus im Desktop-Betrieb? | Ja | Ja |
Mit dem OC-BIOS darf die GPU mit bis zu 225 Watt arbeiten. Darüber hinaus ist die Lüftersteuerung auf eine geringe Temperaturentwicklung optimiert. Mit dem Silent-BIOS sind dagegen nur 185 Watt erlaubt. Zudem darf die Hardware auch wärmer werden, sodass die Lüfter deutlich langsamer agieren. Die Auswirkungen sind nicht zu unterschätzen, wie die Messreihen auf der nächsten Seite zeigen werden.
ComputerBase zeigt im Test die Messwerte beider Versionen. Das OC-BIOS ist mit dem Kürzel „OC“ gekennzeichnet, das Silent-BIOS mit „S“.
Es gibt ordentlich mehr Takt als bei der Referenz
Bei Navi ist es schwerer als je zuvor, von festgelegten Taktraten zu sprechen. Aus diesem Grund sollten die Angaben von PowerColor nicht als gesetzt angesehen werden. Die anliegenden Frequenzen sollen laut Hersteller aber in jedem Fall gegenüber der Referenz spürbar steigen. PowerColor nennt einen Basis-Takt von 1.770 MHz, während der Game-Takt 1.905 MHz und der maximale Turbo 2.010 MHz beträgt. Das wären 165 MHz, 155 MHz respektive 105 MHz mehr als beim Referenzdesign. Der 8 GB große GDDR6-Speicher wird mit den gewöhnlichen 7.000 MHz angesteuert.
Takt | PowerColor RX 5700 XT Red Devil | RX 5700 XT Referenz |
---|---|---|
Basis-Takt | 1.770 MHz | 1.605 MHz |
Game-Takt | 1.905 MHz | 1.750 MHz |
Turbo (bis zu) | 2.010 MHz | 1.905 MHz |
Und wie unterscheidet sich die PowerColor Radeon RX 5700 XT Red Devil genau von der Radeon RX 5700 XT im Referenzdesign, der Asus Radeon RX 5700 XT Strix OC, der Sapphire Radeon RX 5700 XT Pulse und der XFX Radeon RX 5700 XT THICC2? Das zeigt die folgende Tabelle auf einen Blick.
Merkmal | PowerColor RX 5700 XT Red Devil |
XFX RX 5700 XT THICC2 |
Sapphire RX 5700 XT Pulse |
Asus RX 5700 XT Strix OC |
AMD RX 5700 XT Referenzdesign |
|
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Karte | PCB-Design | PowerColor | XFX | Sapphire | Asus | AMD |
Länge, Breite | 30,5 cm, 13,0 cm | 29,5 cm, 13,0 cm | 25,5 cm, 13,5 cm | 30,5 cm, 13,0 cm | 27,5 cm, 11,0 cm | |
Stromversorgung | 2 × 8 Pin | 1 × 6 Pin 1 × 8 Pin |
1 × 6 Pin 1 × 8 Pin |
2 × 8 Pin | 1 × 6 Pin 1 × 8 Pin |
|
Kühler | Design | PowerColor, 2,5 Slots | XFX, 2,5 Slots | Dual-X, 2,5 Slots | Strix, 2,7 Slots | Referenz, 2,0 Slots |
Kühlkörper | Alu-Kern 5 Heatpipes |
Kupferkern 4 Heatpipes |
Kupferkern 5 Heatpipes |
Alu-Kern 6 Heatpipes |
Vapor-Chamber Alu-Kern/Radiator |
|
Lüfter | 3 × 85 mm (axial) | 2 × 95 mm (axial) | 2 × 95 mm (axial) | 3 × 85 mm (axial) | 1 × 75 mm (radial) | |
Lüfter abgeschaltet (2D) | Ja | Ja | Ja | Ja | Nein | |
Anlaufdrehzahl | 900 Umdrehungen | 900 Umdrehungen | 300 Umdrehungen | 900 Umdrehungen | Immer an | |
Takt (Stromsparmodus) |
GPU-Basis | 1.770 (6) MHz | ? | 1.670 (6) MHz | 1.770 (6) MHz | 1.605 (6) MHz |
GPU-Durchschnitt | 1.905 MHz | ? | 1.815 MHz | 1.905 MHz | 1.755 MHz | |
GPU-Maximum | 2.010 MHz | ? | 1.925 MHz | 2.010 MHz | 1.906 MHz | |
Speicher | 7.000 (100) MHz | |||||
Speichergröße | 8.192 MB GDDR6 | |||||
Leistungsaufnahme | GPU-Power | 225 Watt 185 Watt (Silent-BIOS) |
185 Watt | 200 Watt 185 Watt (Alternativ-BIOS) |
225 Watt 215 Watt (Quiet-BIOS) |
185 Watt |
Maximales Powerlimit | +50 % | |||||
Anschlüsse | 3 x DisplayPort 1.4 DSC 1 x HDMI 2.0b |
Unabhängig vom Treiber gibt es die gleichen Lüfterdrehzahlen
AMD hat seit dem Adrenalin 19.7.3 etwas an der Lüftersteuerung geändert, was sämtliche Modelle der Radeon RX 5700 und der Radeon RX 5700 XT betrifft. Bei den Custom-Grafikkarten äußert sich die Änderung mit einer zu hohen Lüfterdrehzahl unter Last. Allerdings ist es möglich, mittels eines modifizierten BIOS die Lüftersteuerung unabhängig vom genutzten Treiber anzugleichen. Von genau diesem Problem war das Testsample der PowerColor Radeon RX 5700 XT Red Devil betroffen. Jedoch hat der Hersteller noch vor dem Launch ein angepasstes BIOS zur Verfügung gestellt, das das Verhalten der Lüftersteuerung unabhängig vom Treiber angleicht. Auf sämtlichen im Handel erhältlichen Karten wird das angepasste BIOS installiert sein.
Im Forum von ComputerBase kommt immer wieder die Frage auf, wie die Redaktion im Detail Grafikkarten testet. Da dies ein ziemlich umfangreiches Unterfangen mit diversen Benchmarks, Messungen, Tools und Methoden ist, fällt die Beantwortung umfangreich aus.
So testet ComputerBase Grafikkarten
Um dem Thema ausreichend Raum zu geben, hat die Redaktion einen separaten Artikel erstellt. Dieser widmet sich ausschließlich der Frage, wie ComputerBase Grafikkarten testet.
Der Artikel geht unter anderem ausführlich auf das genutzte Testsystem ein. Das betrifft sowohl das Gehäuse mitsamt der Lüfterbestückung – was entscheidend für Lautstärke und Temperatur ist – als auch die verbaute Hardware und wie diese konfiguriert ist. Es wird ebenfalls darauf eingegangen, welche Grafikkarten mit welchem Takt betrieben werden. Darüber hinaus wird genauer erläutert, wie sämtliche Messreihen, zum Beispiel für die Leistungsaufnahme, durchgeführt werden.
Videos und Spielstände zum Nachtesten
Der wichtigste Aspekt bei fast allen Grafikkarten-Tests sind die Spiele-Benchmarks. Der Methodik-Artikel beschäftigt sich mit den Spielen selbst, geht auf die möglichen Besonderheiten wie zum Beispiel DirectX 12 sowie Vulkan ein und beschreibt die genutzten Grafikdetails – denn nicht in jeder Auflösung testet die Redaktion mit der bestmöglichen Optik.
Darüber hinaus gibt es zu jedem Spiel die Testszene in einem Video zu sehen und – falls möglich – wird ein Spielstand bereitgestellt, sodass jeder Leser die Sequenz nachstellen und nachvollziehen kann. Abschließend klärt der Artikel, welche Tools ComputerBase für die Benchmarks einsetzt, und auch, wie die Ergebnisse in Form von Bildern pro Sekunde (FPS) und Frametimes dargestellt werden.
Die tatsächlichen Taktraten unter Last
Mit der hohen GPU-Power von 225 Watt kann die PowerColor Radeon RX 5700 XT Red Devil einen entsprechend hohen Takt erreichen. Im Schnitt schenken sich der rote Teufel bei aktiviertem OC-BIOS und die Asus Radeon RX 5700 XT Strix OC nicht viel, was aufgrund der identischen GPU-Power nicht verwundert. In den meisten Spielen herrscht ein Gleichstand, gelegentlich taktet die Asus-Grafikkarte leicht höher. Damit liegt der Takt in Spielen zwischen 1.866 MHz und 2.009 MHz.
Wer das Silent-BIOS aktiviert, muss auf Takt verzichten: Jetzt arbeitet die Grafikkarte mit 1.671 MHz bis 1.871 MHz und taktet ähnlich wie die Referenzkarte. Das liegt nahe, denn die GPU-Power ist in diesem Szenario mit jeweils 185 Watt absolut gleich. Damit gibt es mit dem Silent-BIOS auch nur kleine Unterschiede zur XFX Radeon RX 5700 XT THICC2, deren Navi 10 ebenso bis zu 185 Watt benutzen darf. Im Vergleich zum OC-BIOS sinken die Taktraten um rund 100 bis 200 MHz.
Spiel (2.560 × 1.440) | AMD RX 5700 XT Referenz | Asus RX 5700 XT Strix OC | Sapphire RX 5700 XT | XFX RX 5700 XT THICC2 | PowerColor RX 5700 XT Red Devil (OC-BIOS) |
PowerColor RX 5700 XT Red Devil (Silent-BIOS) |
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Maximaler Takt in Spielen | ~1.906 MHz | ~2.020 MHz | ~1.993 MHz | ~2.023 MHz | ~2.014 MHz | ~2.014 MHz |
Anno 1800 | 1.841–1.860 MHz | 1.973–1.998 MHz | 1.863–1.895 MHz | 1.807–1.834 MHz | 1.974–2.009 MHz | 1.829–1.853 MHz |
Battlefield V | 1.774–1.811 MHz | 1.940–1.968 MHz | 1.785–1.805 MHz | 1.757–1.792 MHz | 1.908–1.970 MHz | 1.772–1.807 MHz |
Hitman 2 | 1.830–1.893 MHz | 1.989–2.014 MHz | 1.855–1.917 MHz | 1.787–1.847 MHz | 1.919–2.004 MHz | 1.803–1.871 MHz |
Metro: Exodus | 1.708–1.777 MHz | 1.842–1.909 MHz | 1.740–1.790 MHz | 1.662–1.741 MHz | 1.866–1.940 MHz | 1.671–1.754 MHz |
Shadow of the Tomb Raider | 1.799–1.853 MHz | 1.979–2.014 MHz | 1.848–1.907 MHz | 1.786–1.841 MHz | 1.923–2.004 MHz | 1.807–1.857 MHz |