Call of Duty: Modern Warfare: Schnell und spaßig zu unbekannten Kosten
Die offene Beta von Call of Duty: Modern Warfare (2019) demonstriert, dass die Serie in diesem Jahr etwas taktischer wird. Trotz sanfter Änderungen an der Abstimmung bleibt der Markenkern erkennbar, der „Realismus“ bleibt dezente Kosmetik für einen schnellen Shooter.
Anleihen nimmt das Spiel bei Call of Duty 4, das den gleichen Untertitel trägt. Enge, verwinkelte Gänge, limitierte Vertikalität und realistische Laufwege legen Realismus nahe, die hohe, von der Waffe abhängige Bewegungsgeschwindigkeit nicht. Noch immer gilt: Wer nicht schnellstens reagieren kann, stirbt, Reflexe bleiben King – und Call of Duty noch immer Call of Duty.
Die sanften Änderungen bringen allerdings wieder Salz in die Suppe. Endlich Waffen während eines Matches wechseln zu können, darf als längst überfällige Komfortoption verbucht werden. Rückstoß durch Anlehnen auf fast Null zu senken macht das Legen von Hinterhalten sinnvoller und passt ins Szenario, es lässt sich ebenso wie die „Feldupgrades“, Zusatzfertigkeiten, nicht immer, aber situationsgebunden hochgradig effektiv nutzen. Sie sorgen dafür, dass auch das Stehenbleiben gewinnbringend sein kann und nehmen etwas Tempo aus der Partie. Spielen mit Köpfchen lohnt sich daher so wie die Kenntnis der Umgebung: Dunkle Fenster sollten abgedeckt werden, der Häuserkampf funktioniert nicht in Rambo-Manier.
Als gelungen erscheint der „Schusswechsel“-Spielmodus: Zwei Spieler pro Team starten nur mit ihren Fäusten auf einer kleinen Karte, müssen sich zunächst Ausrüstung besorgen und haben Campern vorbeugende 40 Sekunden Zeit, das gegnerische Team zu eliminieren. Durch die Platzierung verschiedener, aber rotierender Waffen an festen Orten entstehen spannende taktische Optionen, die Gelegenheit geben, die neuen Feldupgrades einzusetzen.
Battlefield, nur langweilig
Eine größere Neuerung hat Modern Warfare dann aber doch noch im Programm. Buggy, Schützenpanzer und Transporthelikopter sollen den Spielmodus Bodenkrieg bereichern. Beschreiben lässt dieser sich am besten durch einen Vergleich mit dem Eroberungs-Modus aus Battlefield. Ein gutes Bild gibt Call of Duty nicht ab. Die Karten sind kleiner, wodurch es häufig an Raum zum Manövrieren mangelt. Durch den Verzicht auf zerstörbare Umgebung verfehlt das Power-Up überdies seine Wirkung. Anders als Abschussbelohnungen fühlt sich der fahrbare Untersatz mehr wie in Klotz am Bein an denn als eine mächtige Hilfe für das Team.
Ohnehin erweckt die statische Kulisse nicht mehr den Eindruck einer zeitgemäßen Spielwiese in einem Spiel, das sich als „realistisch“ verkaufen möchte – im Gegenteil, an diesen Stellen wirkt das Grundkonzept in Verbindung mit der zwar performanten, aber doch simplen Umgebungsdarstellung altbacken, in der Zeit stehen geblieben und einfallslos. Schnelle Infanterie-Action, bei denen Spieler quasi permanent aufeinander schießen dürfen, hält das Spiel in anderen Spielmodi genauso gut parat. Ein All-in-One-Shooter, der lediglich beliebte Trends aufgreift, braucht die Spielelandschaft aber nicht.
Ohne Preis noch spaßig
Spielerisch gibt es daran nichts auszusetzen, das Grundkonzept hat sich gut gehalten und funktioniert. Eine Revolution war weder zu erwarten noch wird sie serviert, ein unterhaltsamer Shooter aber schon. Eine Frage kann die Beta nicht beantworten: Ob Modern Warfare sein Geld wert ist, wird davon abhängen, wie stark Activision zum Kauf von Skins und Co drängt und dadurch den Spaß verdirbt. Angelegt sind die Verkaufsflächen unter anderem durch die Präsentation des Alter Egos bereits, freigeschaltet werden diese aber wohl erst einmal mehr nach der Veröffentlichung.