Virtuoso RGB Wireless SE im Test: Klang und Mikrofon
2/3Gute Höhen, wenig Bass
Die Akzeptanz eines Headsets steht und fällt auch mit dem Klang. Hersteller müssen immer wieder den Spagat zwischen einer hörbar guten Ortung, der nötigen Atmosphäre bei Spielen und einer kräftigen Wiedergabe bei Filmen und Musik schaffen. Auch Corsair gelingt das nicht immer.
Generell muss dem Virtuoso RGB Wireless ein guter und ausgewogener Klang attestiert werden. Die „handverlesenen“ Neodym-Treiber mit einer Größe von 50 mm bieten laut Corsair einen Frequenzgang von 20 Hz bis 40 kHz. Klanglich präsentiert sich das Headset sehr luftig und durch die prägnanten hohen Frequenzen mit einer guten Räumlichkeit. Das sorgt gerade bei Shootern für eine gute Ortung des Gegenspielers und hilft, manchen Schleichangriff doch noch rechtzeitig zu erkennen. „Rummsen“ lassen kann es das Headset dagegen nur wenig, dafür fällt die Basswiedergabe zu gering aus.
Im Audiobetrieb ereilt dem Virtuoso RGB Wireless SE das gleiche Schicksal. Zwar werden auch hier die mittleren und hohen Frequenzen gut abgebildet, das Tieftonfundament gerät jedoch noch stärker ins Hintertreffen. Über Corsairs iCUE-Software kann per Equalizer dem Klang ein wenig auf die Sprünge geholfen werden, für einige Nutzer dürfte dies jedoch immer noch zu wenig sein. Corsair würde gut daran tun, der Software noch eine separate Loudness-Funktion zu spendieren, dann würde das klangliche Erscheinungsbild mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gänzlich anders ausfallen.
Bei Filmen kommt es wiederum stark auf die Abmischung des Tons an. Haben die Toningenieure von sich aus für ein sattes Bassfundament gesorgt, macht das Schauen auch mit dem Virtuoso Spaß. Dies ist jedoch nicht immer der Fall.
Hochauflösendes Audio nur per Kabel
Im USB-Betrieb kann das Headset nativ Inhalte in einer Auflösung von bis zu 24 Bit bei einer Abtastrate von bis zu 96 kHz wiedergeben. Dies sorgt bei entsprechendem Quellmaterial im direkten Vergleich noch mal für eine hörbare Steigerung der Klangqualität – quasi die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Vor allem bei Konzerten auf Blu-ray, die in den meisten Fällen auch eine hochauflösende Tonspur mit sich führen, ist dieser Zuwachs beim Wechsel zwischen den einzelnen Spuren deutlich hörbar. Meist klingen die Aufnahmen eine Prise luftiger und räumlicher. Bei normaler Chart-Musik dürfte der Effekt jedoch kaum existent sein.
Die maximale Lautstärke der beiden Treiber ist hoch genug, dass sie von den wenigsten Anwendern ausgenutzt werden dürfte. Aber auch bei leiser Wiedergabe macht das Headset eine gute Figur, es treten keine störenden Nebengeräusche und kein erhöhtes Grundrauschen auf. Selbst bei minimalem Schallpegel bleiben Inhalte gut hörbar und weisen zudem keinen Verlust der Räumlichkeit auf.
Das Mikrofon verspricht viel, hält aber nur wenig
Corsair verbaut im Virtuoso RGB Wireless SE ein 9,5 mm großes omnidirektionales Mikrofon, das eine hohe Bandbreite aufweisen und über eine Broadcast-Qualität verfügen soll. Nutzer der normalen Headset-Version müssen dagegen mit einem lediglich 4 mm großen Mikrofon und geringerer Qualität vorliebnehmen.
Die Lösung der SE-Variante soll eine „hervorragende Stimmklarheit“ ermöglichen und die Slipstream-Technologie dafür Sorge tragen, dass sich der mögliche Frequenzgang im Vergleich zu anderen Funk-Headsets auf fast das Doppelte erhöht. Die Erfahrung lässt bei so vielen Versprechungen jedoch schnell das Gefühl aufkommen, dass der Hersteller hier einige „soll“ zu viel verwendet – was sich bei genauerer Betrachtung auch schnell bewahrheitet.
Das verbaute Mikrofon weist mit den vom Hersteller angegebenen 100 Hz bis 10 kHz den für Headsets bekannten Frequenzgang auf und ist am Ende in der Praxis lediglich gehobeneres Mittelmaß. Zwar bietet es von den bisher bei ComputerBase getesteten kabellosen Headsets immer noch die beste Sprachabbildung, doch selbst das rund ein Viertel so teure LX 55 (Test) von Lioncast bietet hier eine bessere Qualität, wenn auch kabelgebunden.
Kaum eine Chance bei Störungen
Im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern seiner Zunft werden beim Virtuoso RGB Wireless SE die tiefen Stimmanteile gut abgebildet. Dafür wird es jedoch oben herum recht dünn. Darüber hinaus fällt die Lautstärke des Mikrofons sehr gering aus – um im Sprach-Chat gut verstanden zu werden, muss der Eingangspegel fast aufs Maximum eingestellt werden.
Bei Störgeräuschen muss das Mikrofon ebenfalls schnell Federn lassen. Gerade bei Wind- oder Luftgeräuschen rächt sich die geringe Hochtonaufnahme, da sich diese Störungen vor allem im unteren Frequenzbereich verdeutlichen. Durch diese Umstände wird die Stimme hörbar schwerer verständlich. Über eine einstellbare Rausch- oder Geräuschunterdrückung verfügt das Corsair-Headset nicht.
Die angebrachte Kritik bedeutet jedoch nicht, dass das Mikrofon des Virtuoso grundsätzlich schlecht wäre. Dennoch muss für den verlangten Preis mehr geboten werden, vor allem wenn Broadcast-Qualität versprochen wird.