Gears 5: Viele Spieler spielen, aber nicht auf Steam
Gears 5 (Test) ist laut Microsoft auf allen Plattformen das erfolgreichste Xbox-Spiel seit Halo 4. Insbesondere wird das Spiel als Aushängeschild und Beleg für den Erfolg des Xbox Game Pass verkauft. Ein genauerer Blick weckt Zweifel an der Glaubwürdigkeit dieser Darstellung.
In der ersten Woche nach Verkaufsstart habe kein anderes Produkt der Xbox Games Studios für diese Konsolengeneration besser abgeschnitten, der eigene Vorgänger sei „locker“ um das Doppelte übertroffen worden. Alleine am ersten Wochenende habe das Actionspiel „mehr als drei Millionen Spieler“ angezogen, verkündet Microsoft.
Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang die Aussagen, die spezifisch hinsichtlich der PC-Version getätigt werden. Auf dieser Plattform habe Gears 5 den Erfolg des vierten Serienteils „nahezu verdreifacht“. Damit habe das Spiel den besten bislang verzeichneten Start des Xbox Game Pass auf dem PC hingelegt.
On the PC, Gears 5 has nearly tripled the performance of its predecessor, becoming the biggest-ever launch for Xbox Game Pass for PC, and Xbox Game Studios’ best-ever debut on Steam.
Auf Steam ohne Konkurrenz
Dass Gears 5 zugleich auch das „bislang beste Debut“ eines Spiels aus der Feder der Xbox Games Studios auf Steam hingelegt hat, suggeriert hingegen größeren Erfolg, als die Zahlen belegen. Zunächst fehlt hierbei ein fairer Vergleichsmaßstab: Gears 5 ist das erste Blockbuster-Spiel von Microsoft, das direkt bei Veröffentlichung auf Steam und im Windows Store angeboten wurde. Das ein Jahr nach Erstveröffentlichung auf Steam angebotene Quantum Break oder HD-Überarbeitungen von Rise of Nations und Age of Empires hatten ungleich schlechtere Startbedingungen.
Zweitens zeigt ein Blick auf die Spielerzahlen, dass Steam als Plattform an sich in diesem Fall nicht automatisch große Verkaufszahlen bedeutet. Zu Hochzeiten waren lediglich rund 9.800 Spieler gleichzeitig online, aktuell sind noch rund 5.800 übrig. In den Top 100 von Steam Charts reicht das nur für einen Platz auf den Rängen 60 bis 70 – obwohl das Spiel hervorragende Bewertungen einfahren konnte, stark beworben wurde und es sich um einen der größten Blockbuster des Spielejahres handelt.
Game Pass war Gratisprobe
Gespielt werden muss also überwiegend mit Hilfe des Windows Stores, der keineswegs einen erstklassigen Ruf besitzt. Der Erfolg muss also, wie Microsoft selbst andeutet, über den Store und Kunden des Xbox Game Pass bedingt sein. Dass das Abo-Angebot ein gutes ist und sich deshalb großer Beliebtheit erfreut, geht daraus wiederum nicht hervor, auch wenn diese Deutung im Raum stehen gelassen wird.
Die Nutzerzahlen hatte Microsoft aber selbst in die Höhe getrieben: Durch einen vom Unternehmen selbst erläuterten Trick konnten Spieler für wenige Euro Xbox-Gold-Abodauer in Game-Pass-Laufzeit umwandeln. Käufer von AMD-Prozessoren und Grafikkarten erhielten außerdem ein dreimonatiges Probeabo, das explizit mit Gears 5 beworben wurde. An der Substanz der Jubelmeldung müssen deshalb erhebliche Zweifel bestehen, wenn solcherart gezielt auf das Entstehen eines Erfolgsbildes hingearbeitet wurde.