Huawei HarmonyOS: Ark-Compiler für Android-Apps soll kaum brauchbar sein
Huaweis eigenes Betriebssystem HarmonyOS soll eine potenzielle Android-Alternative werden. Damit App-Entwickler ihre Apps für das neue Betriebssystem kompilieren können, gibt es von Huawei einen eigenen Ark-Compiler. Der sei aber derart schlecht umgesetzt worden, dass chinesische Entwickler ihn für einen Publicity Stunt halten.
HarmonyOS war von Huawei im Rahmen einer eigenen Entwicklerkonferenz im August vorgestellt worden. Was zunächst als sofortige Alternative zu Android erwartet worden war, um auf den von US-Präsident Donald Trump verursachten Export-Bann für US-Produkte zu reagieren, sollte sich im späteren Verlauf der Keynote zunächst als ein Betriebssystem für einen Fernseher der Tochtermarke Honor herausstellen. Dennoch erklärte Huawei HarmonyOS auch zu einer Alternative für Android, zu der laut Consumer-Chef Richard Yu jederzeit auch auf Smartphones gewechselt werden könne, um von Googles Betriebssystem wegzukommen, das nicht mehr mit Google-Diensten angeboten werden darf, wie die gestern vorgestellte Mate-30-Serie verdeutlicht.
Ark Compiler für schnellen App-Transfer
Damit App-Entwickler ihre für Android entwickelten Anwendungen schnell auch auf Huaweis Betriebssystem anbieten können, ohne das komplette Programm umschreiben und für die neue Plattform anpassen zu müssen, hatte Huawei zur Entwicklerkonferenz neben dem Betriebssystem selbst den zugehörigen Ark-Compiler vorgestellt, der verschiedenste aktuell genutzte Programmiersprachen unterstützen soll, um möglichst viele Anwendungen auf die eigene Plattform zu bringen.
Beschwerden über Entwicklungsstand
Wie das Fachmagazin Abacus berichtet, komme der neue Compiler jedoch schlecht bei verschiedenen Entwicklern aus China an, da er sich unfertig auf den Markt gebracht anfühle. Gar von Betrug und einem Publicity Stunt ist unter Entwicklern die Rede.
Ein Entwickler berichtet, der Ark-Compiler sei wie ein Drei-Sterne-Menü eines Michelin-Chefkochs präsentiert worden, serviert werde aber nicht mehr als eine Packung Fertignudeln, der sogar noch das heiße Wasser fehle. Der Entwickler äußert seinen Frust auf der chinesischen Q&A-Seite Zhihu, die danach fragte, ob der Ark-Compiler die Erwartungen der Entwickler erfüllt habe. Bei mehreren Usern ist das nicht der Fall.
Nicht nur könne der Ark-Compiler keine Standard-Beispiele kompilieren, er komme nicht einmal mit seiner eigenen Demo klar, berichtet ein anderer Entwickler. Andere Entwickler entgegnen dieser Aussage, dass dies zumindest unter der Zuhilfenahme von Werkzeugen von Drittanbietern doch möglich sei. Eine zugehörige Runtime fehle, der Ark-Compiler komme nur bis zu Assemblersprache, scheitere aber beim Erstellen einer unter HarmonyOS ausführbaren Datei, berichtet ein Entwickler gegenüber Abacus.
Entwickler sind enttäuscht
Dass Huawei den Ark Compiler als Open-Source-Projekt angekündigt habe, sei laut Max Zhou von MetaApp lediglich zu Gunsten der öffentlichen Wahrnehmung von Huawei erfolgt. Entwickler würden stattdessen ein einfaches und kompatibles Werkzeug benötigen. Huawei repräsentiere mit dem Projekt nicht chinesische Spitzentechnologie, schreibt He Zhiyuan auf Zhihu. „Wir wollen unserem Land nicht schaden“, fügt er hinzu, aber ein halb fertiges Produkt auf den Markt zu bringen, sei einfach nicht aufrichtig.