Radeon RX 5700 XT Gaming X im Test: MSIs beste AMD-Grafikkarte seit Jahren
tl;dr: MSI geht bei der Radeon RX 5700 XT Gaming X in die Vollen: Das Topmodell bietet einen hohen Materialaufwand beim an Navi angepassten Kühler, ein komplexes PCB und ein neues Design. Mit der Red Devil von PowerColor hat sie im Test allerdings starke Konkurrenz.
Mit der Radeon RX 5700 und der Radeon RX 5700 XT (Test) hat AMD erfolgreich das eigene Grafikkarten-Portfolio in die nächste Generation geführt. RDNA arbeitet deutlich besser als das altgediente GCN. Eines ist allerdings gleich geblieben: der laute Referenzkühler. Und so ist das Interesse an den Custom-Designs sehr groß.
Die Gaming X mit Navi 10 ist wirklich mal neu
Die letzten AMD-Grafikkarten hat der Board-Partner MSI, so wirkte es zumindest, eher als Zwangsprogramm mitgemacht. Die Produkte waren weder besonders originell oder gut umgesetzt. Doch mit Navi kehrt das Unternehmen auch bei AMD zu alten Tugenden zurück und geht bei der der Radeon RX 5700 XT Gaming X in die Vollen.
Das merkt der Käufer bereits am Gewicht der Grafikkarte, das mit 1.407 g nur noch knapp von der Strix OC übertroffen wird. Auch das vollständig neue Design lässt aufhorchen. Aber bedeutet neu auch, dass die Grafikkarte gut ist?
Die MSI Radeon RX 5700 XT Gaming X im Detail
Die MSI Radeon RX 5700 XT Gaming X ist wie die THICC2 ein Blickfang, was auch in diesem Fall am Hang zur Schlichtheit liegt. Dass die Blende auf dem Kühler dabei nicht aus gebürstetem Aluminium, sondern aus Kunststoff ist, fällt erst auf den zweiten Blick auf. Als unverbindliche Preisempfehlung sind 469 Euro angesetzt. Die Verfügbarkeit im Handel soll gegen Ende September bis Anfang Oktober gegeben sein.
Die Radeon RX 5700 XT Gaming X ist zwar nicht die längste Partnerkarte mit Navi 10. Mit dem 13,5 cm hohen und trotzdem noch 2,7 Slots breiten Kühler wirkt das Modell dennoch massiv. MSI will die Platine für hohe Taktraten ausgelegt haben. Hilfreich dabei sollen gleich neun Spannungswandlerkreise für die GPU sein, der Speicher bekommt wie gewohnt zwei eigene. Zwei Acht-Pin-PCIe-Anschlüsse stehen bereit. MSI gibt an, dass die Stromversorgung deutlicher als sonst üblich über die Anschlüsse und nicht über den PCIe-Slot erfolgt.
Gewicht in Gramm | |
---|---|
Radeon RX 5700 | |
AMD Radeon RX 5700 Referenz | 1.020 g |
Sapphire Radeon RX 5700 Pulse | 872 g |
PowerColor Radeon RX 5700 Red Devil | 1.259 g |
Radeon RX 5700 XT | |
AMD Radeon RX 5700 XT Referenz | 1.103 g |
Asus Radeon RX 5700 XT Strix OC | 1.434 g |
MSI Radeon RX 5700 XT Gaming X | 1.407 g |
PowerColor Radeon RX 5700 XT Red Devil | 1.274 g |
Sapphire Radeon RX 5700 XT Pulse | 925 g |
XFX Radeon RX 5700 XT THICC2 | 1.162 g |
XFX Radeon RX 5700 XT RAW2 | 1.064 g |
Beim Twin-Frozr-7-Kühler geht der Hersteller ungewöhnliche Wege. Alle „großen“ Custom-Modelle setzen bisher auf drei Lüfter, MSI dagegen auf nur zwei. Mit einem Durchmesser von 95 mm fallen die Axial-Exemplare dabei noch nicht mal ungewöhnlich groß aus. Bei den Lüftern handelt es sich um die vom Unternehmen bekannten „Torx Fan 3.0“, die bei Temperaturen unter 56 °C den Betrieb einstellen.
Der Kühlkörper selbst besteht aus zwei großen Alu-Radiatoren. Einer ist direkt für den Chip zuständig, wobei die Navi-10-GPU von einem vernickelten Kupferblock bedeckt ist. Der andere kümmert sich hingegen primär um die Stromversorgung. Verbunden sind beide über sechs verschiedene Heatpipes, die MSI an der Bodenplatte extra an die kleine 7-nm-GPU angepasst und nicht einfach von Nvidia-Kühlsystemen übernommen haben will, um mehr Heatpipes direkt über den Chip laufen zu lassen.
Auffällig sind die Alu-Finnen, denn diese sind nicht wie gewohnt als gerade Bleche parallel angeordnet, sondern bilden eine Wabenstruktur. Die Rückseite verfügt über eine Metall-Backplate, die ungewöhnlich weit vom PCB entfernt ist. Auch dies soll der Luftzirkulation dienen und die Temperatur der Platine senken.
Die RGB-Beleuchtung ist unspektakulär
Die RGB-Beleuchtung der Radeon RX 5700 XT Gaming X fällt einfach aus:. Es gibt ein kleines Element an der Seite der Karte, das in eingebautem Zustand zu sehen ist. Der Effekt an sich und die Farben sehen zwar gut aus, der Rest der Grafikkarte bleibt aber wortwörtlich schwarz. Zum schlichten Ansatz der ansonsten sehr symmetrischen Grafikkarte passt das nicht. Hätte MSI die auffällige Optik durchgezogen, wäre komplett auf RGB verzichtet worden. So wirkt es eher wie eine unbedingt noch umzusetzende Funktion, die aber eigentlich nicht ins Konzept gepasst hat. Die RGB-Effekte können im Tool „MSI Dragon Center“ abgeschaltet werden.
Auf der Gaming X gibt es nur ein BIOS
Jedes bisher getestete Navi-Custom-Design bot zwei (meist verschiedene) BIOS-Versionen. MSI setzt dagegen nur auf ein BIOS. Alternativ gibt es im „Dragon Center“ die Möglichkeit, die Grafikkarte in den Modus „Extreme Performance“, „Balanced“ oder „Silent“ zu versetzen. Allerdings zeigen Spiele weder bei Taktraten noch bei GPU-Power oder Lüfterdrehzahlen einen Effekt bei den verschiedenen Einstellungen.
Etwas mehr Takt als die Referenz
Bei Navi ist es schwerer als je zuvor, von festgelegten Taktraten zu sprechen. Aus diesem Grund sollten die Angaben von MSI nicht als gesetzt angesehen werden. Die anliegenden Frequenzen sollen laut Hersteller aber in jedem Fall gegenüber der Referenz steigen.
MSI verspricht für die Gaming X einen typischen Takt in Spielen von 1.870 MHz, das liegt 120 MHz über dem Wert der Konkurrenz. An die 225-Watt-Konkurrenten Red Devil und Strix OC mit 1.905 MHz kommt sie damit nicht ganz heran.
Takt | MSI RX 5700 XT Gaming X | RX-5700-XT-Referenz |
---|---|---|
Basis-Takt | 1.730 MHz | 1.605 MHz |
Game-Takt | 1.870 MHz | 1.750 MHz |
Turbo (bis zu) | 1.980 MHz | 1.905 MHz |
Und wie unterscheidet sich die MSI Radeon RX 5700 XT Gaming X genau von der Radeon RX 5700 XT im Referenzdesign und den anderen bisher getesteten Navi-Custom-Designs? Das zeigt die folgende Tabelle auf einen Blick.
Merkmal | MSI RX 5700 XT Gaming X |
PowerColor RX 5700 XT Red Devil |
XFX RX 5700 XT RAW2 |
XFX RX 5700 XT THICC2 |
Sapphire RX 5700 XT Pulse |
Asus RX 5700 XT Strix OC |
|
---|---|---|---|---|---|---|---|
Karte | PCB-Design | MSI | PowerColor | XFX | XFX | Sapphire | Asus |
Länge, Breite | 29,5 cm, 13,5 cm | 30,5 cm, 13,0 cm | 28,0 cm, 13,5 cm | 29,5 cm, 13,0 cm | 25,5 cm, 13,5 cm | 30,5 cm, 13,0 cm | |
Stromversorgung | 2 × 8 Pin | 2 × 8 Pin | 1 × 6 Pin 1 × 8 Pin |
1 × 6 Pin 1 × 8 Pin |
1 × 6 Pin 1 × 8 Pin |
2 × 8 Pin | |
Kühler | Design | MSI, 2,7 Slots | PowerColor, 2,5 Slots | XFX, 2,7 Slots | XFX, 2,5 Slots | Dual-X, 2,5 Slots | Strix, 2,7 Slots |
Kühlkörper | Kupferkern 6 Heatpipes |
Alu-Kern 5 Heatpipes |
Kupferkern 4 Heatpipes |
Kupferkern 4 Heatpipes |
Kupferkern 5 Heatpipes |
Alu-Kern 6 Heatpipes |
|
Lüfter | 2 × 95 mm (axial) | 3 × 85 mm (axial) | 2 × 95 mm (axial) | 2 × 95 mm (axial) | 2 × 95 mm (axial) | 3 × 85 mm (axial) | |
Lüfter abgeschaltet (2D) | Ja | Ja | Ja | Ja | Ja | Ja | |
Anlaufdrehzahl | 900 Umdrehungen | 900 Umdrehungen | 600 Umdrehungen | 900 Umdrehungen | 300 Umdrehungen | 900 Umdrehungen | |
Takt (Stromsparmodus) |
GPU-Basis | 1.730 (6) MHz | 1.770 (6) MHz | ? | ? | 1.670 (6) MHz | 1.770 (6) MHz |
GPU-Durchschnitt | 1.870 MHz | 1.905 MHz | 1.755 MHz | 1.755 MHz | 1.815 MHz | 1.905 MHz | |
GPU-Maximum | 1.980 MHz | 2.010 MHz | 1.905 MHz | 1.905 MHz | 1.925 MHz | 2.010 MHz | |
Speicher | 7.000 (100) MHz | ||||||
Speichergröße | 8.192 MB GDDR6 | ||||||
Leistungsaufnahme | GPU-Power | 215 Watt | 225 Watt 185 Watt (Silent-BIOS) |
185 Watt | 185 Watt | 200 Watt 185 Watt (Alternativ-BIOS) |
225 Watt 215 Watt (Quiet-BIOS) |
Maximales Powerlimit | +30 % | +50 % | |||||
Anschlüsse | 3 x DisplayPort 1.4 DSC 1 x HDMI 2.0b |
Unabhängig vom Treiber gibt es die gleichen Lüfterdrehzahlen
AMD hat seit dem Adrenalin 19.7.3 etwas an der Lüftersteuerung geändert, was sämtliche Modelle der Radeon RX 5700 und der Radeon RX 5700 XT betrifft. Bei den Custom-Grafikkarten äußert sich die Änderung mit einer zu hohen Lüfterdrehzahl unter Last. Allerdings ist es möglich, mittels eines modifizierten BIOS die Lüftersteuerung unabhängig vom genutzten Treiber anzugleichen. Auf der MSI Radeon RX 5700 XT Gaming X funktionierte die Lüftersteuerung unabhängig vom Treiber im Test identisch. Auf der Grafikkarte ist ein ab Werk bereits angepasstes BIOS installiert.
So testet ComputerBase Grafikkarten
Um dem Thema ausreichend Raum zu geben, hat die Redaktion einen separaten Artikel erstellt. Dieser widmet sich ausschließlich der Frage, wie ComputerBase Grafikkarten testet.
Der Artikel geht unter anderem ausführlich auf das genutzte Testsystem ein. Das betrifft sowohl das Gehäuse mitsamt der Lüfterbestückung – was entscheidend für Lautstärke und Temperatur ist – als auch die verbaute Hardware und wie diese konfiguriert ist. Es wird ebenfalls darauf eingegangen, welche Grafikkarten mit welchem Takt betrieben werden. Darüber hinaus wird genauer erläutert, wie sämtliche Messreihen, zum Beispiel für die Leistungsaufnahme, durchgeführt werden.
Videos und Spielstände zum Nachtesten
Der wichtigste Aspekt bei fast allen Grafikkarten-Tests sind die Spiele-Benchmarks. Der Methodik-Artikel beschäftigt sich mit den Spielen selbst, geht auf die möglichen Besonderheiten wie zum Beispiel DirectX 12 sowie Vulkan ein und beschreibt die genutzten Grafikdetails – denn nicht in jeder Auflösung testet die Redaktion mit der bestmöglichen Optik.
Darüber hinaus gibt es zu jedem Spiel die Testszene in einem Video zu sehen und – falls möglich – wird ein Spielstand bereitgestellt, sodass jeder Leser die Sequenz nachstellen und nachvollziehen kann. Abschließend klärt der Artikel, welche Tools ComputerBase für die Benchmarks einsetzt, und auch, wie die Ergebnisse in Form von Bildern pro Sekunde (FPS) und Frametimes dargestellt werden.
Die tatsächlichen Taktraten unter Last
Die MSI Radeon RX 5700 XT Gaming X hat einen sehr hohen Takt. In den von der Redaktion getesteten Spielen liegt er ziemlich genau auf dem Niveau der PowerColor Radeon RX 5700 XT Red Devil, mal ein wenig darunter, mal ein wenig darüber – obwohl MSI der GPU 10 Watt weniger gönnt. Entweder ist die Stromversorgung auf der Radeon RX 5700 XT Gaming X effizienter, oder die GPU benötigt für denselben Takt schlicht weniger Energie.
Der geringste Takt lässt sich in Metro: Exodus messen. Dort arbeitet die Grafikkarte mit 1.868 bis 1.924 MHz. Das ist nur minimal langsamer als die PowerColor-Konkurrenz. Den höchsten Takt gibt es dagegen mit 1.963 MHz bis 2.005 MHz in Shadow of the Tomb Raider. Das ist dann etwas mehr, als PowerColor bietet.
Spiel (2.560 × 1.440) | AMD RX 5700 XT Referenz | Asus RX 5700 XT Strix OC | Sapphire RX 5700 XT | XFX RX 5700 XT THICC2 | XFX RX 5700 XT RAW2 | PowerColor RX 5700 XT Red Devil |
MSI RX 5700 XT Gaming X |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Maximaler Takt in Spielen | ~2.014 MHz | ~2.020 MHz | ~1.993 MHz | ~2.023 MHz | ~2.042 MHz | ~2.014 MHz | ~2.013 MHz |
Anno 1800 | 1.841–1.860 MHz | 1.973–1.998 MHz | 1.863–1.895 MHz | 1.807–1.834 MHz | 1.829–1.851 MHz | 1.974–2.009 MHz | 1.974–2.003 MHz |
Battlefield V | 1.774–1.811 MHz | 1.940–1.968 MHz | 1.785–1.805 MHz | 1.757–1.792 MHz | 1.779–1.830 MHz | 1.908–1.970 MHz | 1.937–1.972 MHz |
Hitman 2 | 1.830–1.893 MHz | 1.989–2.014 MHz | 1.855–1.917 MHz | 1.787–1.847 MHz | 1.805–1.868 MHz | 1.919–2.004 MHz | 1.957–2.004 MHz |
Metro: Exodus | 1.708–1.777 MHz | 1.842–1.909 MHz | 1.740–1.790 MHz | 1.662–1.741 MHz | 1.695–1.757 MHz | 1.866–1.940 MHz | 1.868–1.924 MHz |
Shadow of the Tomb Raider | 1.799–1.853 MHz | 1.979–2.014 MHz | 1.848–1.907 MHz | 1.786–1.841 MHz | 1.828–1.853 MHz | 1.923–2.004 MHz | 1.963–2.005 MHz |