Nintendo Switch Lite im Test: Jetzt auch die beste Spielekonsole für unterwegs
tl;dr: Die Nintendo Switch Lite überzeugt als reine Handheld-Konsole im Test mit einem deutlich niedrigeren Gewicht und besseren Tasten als das Original. Auch der Akku hält länger durch. Als Zweit-Switch ist sie jedoch nicht uneingeschränkt geeignet und auch die kleinere Größe ist nicht nur positiv.
Mit der Switch Lite bringt Nintendo nicht nur eine kleinere und leichtere Version der Switch auf den Markt, sondern auch wieder einen echten Handheld. Denn auf die Docking-Möglichkeit der Switch zum Anschluss und dem Betrieb an einem Fernseher muss die günstigere Switch Lite verzichten. Die Switch Lite kostet nur rund 210 Euro, während die Switch weiterhin bei rund 300 Euro liegt. Zum Lieferumfang gehört neben der Switch Lite deshalb nur das Netzteil. Die Switch Lite ist seit Kurzem in den Farben Gelb, Grau und Türkis erhältlich.
Der kleinere Formfaktor bringt jedoch einige Veränderungen mit sich.
Unterschiede der Switch und Switch Lite
Die Nintendo Switch Lite ist 120 Gramm leichter als die Nintendo Switch, das Gewicht ist von 398 auf 275 Gramm gefallen. Dies macht sie besser für die Nutzung unterwegs geeignet, was auch auf die Abmessungen zutrifft, die von 102 × 239 × 14 mm (L × B × H) auf 91 × 208 × 14 mm geschrumpft sind. Kleinere Abmessungen führen aber auch zu einem kleineren Display. Dieses ist von 6,2 Zoll von der Switch auf 5,5 Zoll bei der Switch Lite geschrumpft, was zwar wenig klingt, aber durchaus spür- und sichtbar ist. Die Auflösung von 1.280 × 720 Bildpunkten bleibt dabei aber unverändert, so dass die Switch Lite sogar die bessere Pixeldichte bietet. Beträgt diese bei der Switch 237 ppi, sind es bei der Switch Lite 267 ppi. Schrift in Spielen wird so allerdings auch kleiner und schwerer zu lesen.
Neben Bluetooth 4.1 unterstützt die Nintendo Switch Lite WLAN nach 802.11 b/g/n/ac und weiterhin NFC für die Nutzung von amiibo.
Längere Akkulaufzeit als 1. Generation der Switch
Dem kleineren Gehäuse folgt auch ein kleinerer Akku. Statt 4.310 mAh (16,2 Wh) in der ersten Switch, verfügt die Switch Lite nur noch über einen Akku mit einer Kapazität von 3.570 mAh (13,6 Wh). In Kombination mit den anderen Veränderungen soll sich dies aber nicht negativ, sondern sogar positiv auf die Laufzeit auswirken, die nun zwischen 3,0 bis 7,0 statt 2,5 bis 6,5 Stunden betragen soll. Mit der neuen zweiten Generation der Switch, die zwischen 4,5 und 9 Stunden Akkulaufzeit bietet, kann die Lite aber nicht mithalten. Diese zweite Generation, die nur anhand der Seriennummer, die mit „XKW“ statt „XAW“ beginnt, von der ersten unterschieden werden kann, setzt auf eine neue Revision des Nvidia Tegra X1, der bei TSMC in 16 nm FinFET statt wie vorher in 20 nm gefertigt wird.
Kein abnehmbarer Joy-Con und kein Dock-Modus mehr
Die Switch Lite verzichtet auf abnehmbare Joy-Con, da sie nur als Handheld genutzt werden soll. Die Bedienelemente sind somit fest in das Gehäuse integriert und Nintendo setzt auf ein digitales Steuerkreuz alias d-Pad anstelle der vier Richtungstasten der Switch – ein gelungener Wechsel, da sich dieses besser steuern lässt. Die beiden Schultertasten ZL und ZR sind bei der Switch Lite sehr viel weicher abgestimmt und haben einen längeren Hub als bei der ersten Switch, bei der sie auch lauter klicken. Dies liegt an einer anderen Umsetzung der Taster, denn bei der ersten Switch drücken ZL und ZR direkt auf einen Taster auf einer Platine, während bei der Switch Lite eine zusätzliche Membran unter den Schaltern liegt. Auch die Aktionstasten A, B, X, Y sind weicher abgestimmt, was das Spielen angenehmer macht, und die Beschriftung der Tasten ist eingraviert statt aufgedruckt, was sie langlebiger macht.
Die übrigen Sticks und Knöpfe sind identisch und überzeugen erneut mit klarem Feedback und präzisem Steuern. Analoge Schultertasten bietet auch die Switch Lite nicht, was für Rennspiele ein echter Gewinn gewesen wäre.
Im Internet sind bereits erste Videos aufgetaucht, dass auch die Switch Lite das bekannte Problem des „Joy-Con Drifts“ aufweisen kann, bei dem der Stick eine leichte Seitwärtsbewegung registriert, obwohl er in Nullposition steht. In den USA hat dieses Problem bereits zu einer Sammelklage geführt und Nintendo repariert betroffene Joy-Con inzwischen kostenlos. Im Test der Nintendo Switch Lite konnte kein „Joy-Con Drift“ festgestellt werden.
Die Switch Lite bringt nicht nur keine Docking-Station mit, sondern unterstützt auch den Dock-Modus für den Betrieb am Fernseher nicht. In das Dock der ersten Generation passt die Switch Lite nicht. Schließt man sie direkt über USB-C mit DisplayPort an einen Fernseher oder Monitor an, bleibt dieser schwarz und es wird kein Bild der Switch Lite ausgegeben.
Sensoren, Kamera und Vibration fehlen der Lite
Zudem verzichtet die Switch Lite auf einen Helligkeitssensor, eine IR-Bewegungskamera und die integrierte Vibration. Aufgrund der fehlenden IR-Bewegungskamera lassen sich keine Nintendo-Labo-Kits mit der Switch Lite nutzen.
Interner Speicher und microSD-Karte bleiben gleich
Die Switch Lite bietet einen 32 GB großen, internen Speicher, der über eine microSD-Karte erweitert werden kann. Da die Switch Lite keinen Ständer bietet wie die Switch, unter der sich bei dieser der microSD-Kartenslot verbirgt, hat dieser nun eine eigene Abdeckung erhalten. Der Arbeitsspeicher ist bei der Switch Lite wie bei der Switch 4 Gigabyte groß, statt LPDDR4- kommt jedoch LPDDR4X-Speicher zum Einsatz, was die Spannung von 1,1 auf 0,6 Volt und so auch die Leistungsaufnahme senkt.
Gleiches Netzteil, griffigere Oberfläche
Das Netzteil der Switch Lite ist identisch zum Netzteil der Switch der ersten Generation und liefert maximal 39 Watt. Die Switch Lite verfügt über eine etwas rauere Oberfläche als die Switch, was etwas mehr Halt als beim ersten Modell bietet.
Alle Spiele mit Handheld-Modus kompatibel
Die Switch Lite ist mit jedem Switch-Spiel kompatibel, das den Handheld-Modus der Switch unterstützt. Für Spiele, die dies nicht tun und abnehmbare Joy-Con voraussetzen, können diese separat erworben und mit der Switch Lite verbunden werden, um auch solche Spiele spielen zu können. Super Mario Party und 1-2-Switch gehören etwa zu den Spielen, die mit der Switch Lite nicht ohne Weiteres gespielt werden können.
Allerdings gibt es gerade auch in Nintendos eigenen alten Spielen wie Super Mario Odyssey, das vor der Vorstellung der Switch Lite erschienen ist, immer wieder Tipps und Hinweise, die sich explizit auf die beiden abnehmbaren Joy-Con der Switch beziehen. Wie man Bewegungen wie den gezielten Mützenwurf ohne diese beiden Controller durchführt, wird dem Spieler an dieser Stelle auf der Switch Lite nicht verraten.
Das kleinere Display ist sehr homogen
Das Display der Switch Lite bietet gute Blickwinkel und ist subjektiv deutlich wärmer abgestimmt als das Display der Switch. Auch die Messungen bestätigen dies. Liegt die Farbtemperatur der Switch bei kühlen 8.050 Kelvin, sind es bei der Switch Lite 7.200 Kelvin. Die Option, die Bildschirmhelligkeit automatisch anzupassen, fällt mangels Helligkeitssensor bei der Switch Lite weg. Bei sehr hellen Umgebungen fällt erneut auf, dass sich die Umgebung sehr im Display spiegelt. Die maximale Helligkeit bei der Darstellung von Weiß liegt bei 346 cd/m² – die erste Switch kommt auf 363 cd/m². Wirklich bemerkenswert ist jedoch die Homogenität des kleinen Displays der Switch Lite. Leuchtet es an der rechten Seite mit maximal 346 cd/m², so sind es in der Mitte und links 343 cd/m². Die Abweichung der Helligkeit liegt somit bei weniger als einem Prozent.
Der Schwarzwert des Displays der Switch Lite liegt bei durchschnittlich 0,402 cd/m², was zu einem Kontrast von 856:1 führt. Die Switch kommt auf einen besseren Schwarzwert von 0,34 cd/m² und einen höheren Kontrast von 1.028:1. Die minimale Helligkeit bei der Darstellung von Weiß liegt bei nur 2,25 cd/m², die im Alltag nie gebraucht werden wird. Die erste Switch ist mit 1,02 cd/m² hier aber noch dunkler.
Ausreichender Ton und leiser Lüfter
Auch die Switch Lite hat zwei Lautsprecher für Stereo-Sound verbaut, die für den Ton von Spielen und gelegentliche YouTube-Videos ausreichend sind, aber schnell an ihre Grenzen stoßen und kaum Bass bieten. Strahlen sie bei der originalen Switch nach vorne, sind sie bei der Switch Lite nach unten in die Hand gerichtet. Lobenswert ist bei einem mobilen Handheld die Option, dass die Switch Lite automatisch lautlos gestellt wird, wenn man einen Kopfhörer entfernt. Diese müssen weiterhin kabelgebunden über den 3,5-mm-Klinkeanschluss der Switch Lite angeschlossen werden. Über Bluetooth lassen sich auch bei der Switch Lite keine Kopfhörer verbinden, was gerade bei einem Handheld für unterwegs hilfreich wäre. Inzwischen gibt es allerdings USB-C-Bluetooth-Adapter, die dieses Problem beseitigen, allerdings separat erworben werden müssen.
Wie bei der Switch wird warme Luft an der Oberseite aus der Konsole geblasen. Der Lüfter der Switch Lite ist erneut angenehm leise und wird im normalen Betrieb nicht wahrgenommen. Auch die Hitzeentwicklung der Konsole selbst fällt beim Spielen nicht negativ ins Gewicht.
Switch Lite als Zweit-Switch nicht ohne Hürden
Wer seine Switch mit der Switch Lite ersetzen möchte, kann Benutzerdaten und Spielstände einfach von der einen Konsole auf die andere übertragen. Auch digitale Spiele können über den eShop von Nintendo mit dem Account, über den sie gekauft wurden, auf einer zweiten Switch erneut heruntergeladen werden. Für Personen, die mehr als eine Switch nutzen möchten, ermöglicht es Nintendo, eine Switch als primäre Switch auszuwählen, so dass Spiele auf dieser immer ohne Internetverbindung gespielt werden können.
Die Zweit-Switch muss auch unterwegs ständig ins Internet
Um jedoch digital erworbene Spiele auf der zweiten Switch zu spielen, muss diese nicht nur einmalig zum Start des Spiels mit dem Internet verbunden sein, sondern sich auch alle drei Stunden erneut authentifizieren. Wer ein Smartphone mit Internetverbindung dabei hat, kann sich hier mit einem Hotspot des Smartphones helfen, auf Dauer ist dies jedoch umständlich und lästig. Selbst Anwendungen wie YouTube lassen sich mit demselben Account nicht auf zwei Switch gleichzeitig nutzen – diese Sperre ist nicht auf kostenpflichtige Anwendungen und Spiele begrenzt.
Zudem können die Spiele nur mit dem Account gespielt werden, der sie erworben hat – wie es auch Sony und Microsoft bei ihren Konsolen handhaben. Wer seine Switch etwa mit Kindern im Haushalt teilt oder vor allem unterwegs nutzt, stößt hier somit schnell an Grenzen. Wer die Switch Lite und nicht die Switch häufiger unterwegs benutzen möchte, weil sie leichter und kleiner ist, wird über kurz oder lang nicht darum herum kommen, diese als primäres System festzulegen – was dazu führt, dass auf der anderen Switch nicht mehr offline gespielt werden kann.
Nintendo könnte auf dieses Problem reagieren, indem sie das Zeitintervall für die erneute Authentifizierung von drei Stunden beispielsweise auf einen Tag erhöhen, so dass lange Flüge und Autofahrten oder einfach nur der Tag außerhalb des Zuhauses überbrückt werden können. Alternativ könnte Nintendo auch das Spielen von digitalen Käufen von anderen Benutzerkonten auf einer dem Käufer zugeordneten Switch ermöglichen, wenn sich dieser vorher anmeldet.
Wer Spiele mit unterschiedlichen Benutzerkonten auf unterschiedlichen Switch – nicht zur selben Zeit – spielen möchte, sollte deshalb von digitalen Käufen absehen und die klassischen Spiele-Karten wählen, sofern erhältlich. Dies birgt jedoch die Gefahr des Verlustes und macht die Spiele nicht immer und überall verfügbar, wenn sie ein anderes Familienmitglied gerade dabei hat.
Speicherstände auf die Switch Lite übertragen
Cloud-Speicherstände ermöglichen es, Spielstände eines Benutzerkontos auf eine zweite Switch zu übertragen und ein Spiel nicht von vorne beginnen zu müssen. Hierfür ist allerdings eine kostenpflichtige Mitgliedschaft bei Nintendo Switch Online notwendig, die im Monatsabo 3,99 Euro, im 3-Monats-Abo 7,99 Euro und als Jahresabo 19,99 Euro kostet. Wer kein Abo hat, kann die Spielstände zwar übertragen, es findet jedoch keine Synchronisation über die Cloud statt und sie werden auf der Ausgangskonsole gelöscht – ohne ein Abo des Online-Dienstes kann die Switch Lite somit nicht sinnvoll als Zweit-Switch eingesetzt werden.
Spiele müssen die Funktion der Cloud-Speicherstände zudem unterstützen. Splatoon 2 und FIFA 19 tun es beispielsweise nicht. Offiziell um Missbrauch und Cheaten zu verhindern, indem über den Spielstand auf einem anderen System ein vorheriger Stand geladen wird, bei dem digitale Items noch nicht verkauft oder ein besserer Rang gehalten wurde.
Wer die Switch Lite als Zweit-Switch nutzt, sollte zudem vor dem Start eines Spiels immer prüfen, ob er den aktuellsten Spielstand auf dem System hat. Die Zweit-Switch prüft dies nicht immer zuverlässig alleine.