OnePlus 7T im Test: Triple-Kamera und schneller Snapdragon 855 Plus
2/3Die Rückseite des OnePlus 7T offenbart aber nicht nur hinsichtlich des matten Glases ein neues Design, sondern ebenso bei den Kameras. Auch das OnePlus 7T ist nun mit drei Objektiven ausgerüstet, wie es sie zuvor nur beim Pro-Modell gab. Beim OnePlus 7T sind diese aber horizontal ausgerichtet und sitzen in einem kreisrunden Glaselement. Ohne Schutzhülle sticht dieses Bauteil deutlich aus dem Gehäuse hervor.
Fast die Kamera des OnePlus 7 Pro
Um die gleiche Kamera wie im OnePlus 7 Pro handelt es sich aber trotz des vermeintlich identischen Aufbaus nicht, wenngleich die drei Linsen das zunächst suggerieren. Die Hauptkamera mit Weitwinkelobjektiv ist identisch und bietet mit 48 Megapixeln bei f/1.6-Blende die gleichen Eckdaten. Das Smartphone macht daraus erneut mit 4-zu-1-Pixel-Binning Fotos mit 12 Megapixeln. Der Sensor ist mit einer optischen sowie elektronischen Bildstabilisierung ausgerüstet und erlaubt Videoaufnahmen in bis zu 4K-Auflösung (3.840 × 2.160) bei 60 FPS für maximal fünf Minuten. Bei 4K mit 30 FPS ist die Glättung ohne zeitliche Beschränkung aktiv. Zusätzlich zu den klassischen Videomodi bietet OxygenOS einen auf 1.080p mit 30 FPS beschränkten Super-Stable-Modus.
Den Sensor des Teleobjektivs mit jetzt f/2.2- statt f/2.4-Blende gibt OnePlus mit 12 Megapixeln an. Eigentlich hat er 13 Megapixel, wird aber auf die etwas niedrigere Auflösung gecroppt. Der hier knapp zweifache und nicht dreifache Zoom (7 Pro) entspricht einer Brennweite von 51 mm Kleinbild-Äquivalent. Das Weitwinkelobjektiv arbeitet mit 26 mm. Auch hier gibt es einen optischen Bildstabilisator.
Für Aufnahmen mit Ultraweitwinkelobjektiv steht ein 16-Megapixel-Sensor mit f/2.2-Blende bereit. Das Kleinbild-Äquivalent beträgt hier 17 mm. Videoaufnahmen sind unabhängig von der Auflösung nach wie vor nicht über diesen Sensor möglich.
OnePlus 7T schießt durchweg schöne Fotos
OnePlus hat sich über die letzten Jahre im Bereich der Kamera stetig zum Positiven entwickelt und liefert mit der aktuellen Generation beinahe durchweg sehenswerte Aufnahmen ab. Die Hauptkamera des OnePlus 7T fängt ein hohes Maß an Details und Schärfe ein und setzt in beinahe jeder Situation den korrekten Weißpunkt, ohne dabei ins Gelbe oder Blaue abzudriften. Außerdem punktet das Smartphone mit satten, aber zugleich natürlichen Farben, die für lebendig wirkende Aufnahmen sorgen. Während die Kamera früherer OnePlus-Smartphones durchaus als Achillesferse bezeichnet werden konnte, lässt sich das beim OnePlus 7T nicht mehr sagen. Auch der automatische Wechsel zu HDR funktioniert zuverlässig, so dass stets ein breiter Dynamikumfang abgedeckt wird. Die Szenenerkennung der Kamera ist zudem hilfreich, indem im Sucher bei manchen Motiven der Wechsel zum Ultraweitwinkel empfohlen wird.
Ultraweitwinkel am besten bei Tageslicht
Aufnahmen mit dem Ultraweitwinkel gelingen vor allem bei Tageslicht oder heller Ausleuchtung gut. Hier sorgen die Fotos bei entsprechendem Motiv für interessante Perspektiven, die zuvor nicht möglich waren. Im Nachgang der Präsentation des Huawei Mate 30 Pro ließ sich so zum Beispiel gut der Trubel um die Hands-on-Geräte einfangen, auch eine Bahnhofshalle erhält dadurch eine neue Perspektive. Gut ausgeleuchtet sollte die Szenerie bei Nutzung des Ultraweitwinkels aber sein, denn mit schummrigen Lichtverhältnissen hat das Objektiv Probleme. Das in einem bayerischen Restaurant entstandene Foto (Bild 9) ist unscharf und lässt kaum Details erkennen. Das vor der Burger-King-Filiale geschossene Bild (31) überstrahlt bei Schildern und Laternen.
Überraschend gut schneidet da bei selbem Motiv das Teleobjektiv ab, das den Dynamikumfang besser als das Ultraweitwinkelobjektiv regelt. Zwar geht hier am Abend Schärfe verloren und das Bildrauschen nimmt zu, das Endergebnis ist zumindest bei diesem Bild aber mehr als passabel. Weniger gut sieht es für das Teleobjektiv dann aber am S-Bahnhof aus, wo der Pixelmatsch deutlicher in Erscheinung tritt (Bild 41). Aufgrund der längeren Belichtungszeit werden laufende Personen verschwommen abgebildet.
Nachtmodus im Direktvergleich
Für statische Motive empfiehlt sich der Wechsel zum Nachtmodus, der in der nachfolgenden Galerie noch mal im Direktvergleich mit dem normalen Fotomodus auftritt (jeweils rechtes Bild). Durch das Zusammenfügen mehrerer Aufnahmen und einer insgesamt längeren Belichtungszeit entstehen nicht nur Fotos, die insgesamt heller sind und damit mehr Details erkennen lassen, sondern vor allem auch Bilder mit einem besseren Dynamikumfang. Das macht sich insbesondere anhand starker Kontraste etwa bei Leuchtmitteln bemerkbar. Die Schilder der Burger-King-Filiale, auch im Innenbereich, sind dadurch deutlich besser erkennbar. Und bei der Aufnahme auf den Treppen zum S-Bahnhof (Bild 2) sind mit dem Nachtmodus überhaupt erst Details auszumachen.
OnePlus verschenkt Potenzial bei Videoaufnahmen
Bei Videoaufnahmen schwächelt OnePlus hingegen wieder. Trotz des leistungsstarken Prozessors sind Videos bei maximaler Auflösung und Bildwiederholrate (4K, 60 FPS) auf fünf Minuten mit Glättung begrenzt – und besonders effektiv arbeitet die Glättung nicht, da zum Beispiel beim Laufen immer wieder Ruckler die ruhige Aufnahme stören. Da arbeitet Apples Kombination aus OIS und Cinematic-Stabilisierung effektiver. Beim Dynamikumfang verschenkt der Hersteller Potenzial, denn trotz HDR-Display und HDR-Unterstützung über das SoC fehlt in Videos der erweiterte Dynamikumfang. Auch ein (optionaler) Wechsel zum effizienteren HEVC statt H.264 wird nicht unterstützt.
Qualcomm-SoC mit schnellerer GPU
Als einer der ersten Smartphone-Hersteller setzt OnePlus beim System on a Chip auf den neuen Qualcomm Snapdragon 855 Plus, der von seinem Grundaufbau her mit dem Snapdragon 855 übereinstimmt, also zum Beispiel dessen 7-nm-Fertigung und allgemeine Architektur übernimmt, aber aus einem höherwertigen Binning stammt, sodass der Maximaltakt des Kryo-485-Prime-Cores von 2,84 GHz auf 2,96 GHz steigt und die GPU-Leistung der gleichen Adreno 640 20 Prozent höher ausfallen soll.
Schon beim OnePlus 7 Pro lautete das Fazit: „Das Formel-1-Auto unter den Smartphones“. Und das wiederholt das Unternehmen nun mit dem 7T, da es sich nicht minder schnell bei der alltäglichen Bedienung anfühlt. Einen großen Anteil daran hat zwar das mit 90 Hz schnellere Display, mit dem Snapdragon 855 Plus hat der Nutzer aber ein flottes SoC im Rücken, das auf längere Sicht Leistungsreserven für den neuen Bildschirm haben dürfte.
OxygenOS 10.0 basiert auf Android 10
An der durchweg flüssigen Bedienung ist auch das auf Android 10 basierende OxygenOS 10.0 beteiligt, das OnePlus im Labor mit Hochgeschwindigkeitskameras auf eine hohe Leistung auf allen Menüebenen optimiert. Das ist dem Hersteller so gut gelungen, dass sich selbst ein „Stock-Android“ auf Pixel-Smartphones nicht ganz so schnell anfühlt. Die von Google eingebrachte neue Gestensteuerung funktioniert gut auf dem OnePlus 7T, sodass auf eine Tastenreihe am unteren Bildschirmrand verzichtet werden kann. OxygenOS 10.0 wird neben dem OnePlus 7T für das OnePlus 7 (Pro) angeboten und soll bis zurück zum OnePlus 5 verteilt werden. Ältere Geräte des Unternehmens gehen diesmal leer aus.
OnePlus 7T im Benchmark
In den Benchmarks zeigen sich das OnePlus 7T respektive der Snapdragon 855 Plus erwartungsgemäß schnell, wenngleich die Single-Core-Leistung eines Samsung Exynos 9825 oder Apple A12 Bionic nicht erreicht wird. Die Multi-Core-Performance liegt jedoch durchweg auf sehr hohem Niveau und übertrifft mit acht Kernen teils Apples Chips.
Beeindruckender als der leicht höhere Takt des Prime-Cores ist aber das Leistungsplus der GPU, die mit der Adreno 640 zwar denselben Namen trägt, aber mit mehr Takt im GFXBench zwischen 11 und 19 Prozent höhere FPS-Werte liefert. Damit handelt es sich hinter Apples eigener Quad-Core-GPU im A12 Bionic um die derzeit zweitschnellste Mobile-Grafikeinheit. Messwerte im 3DMark sowie im PCMark konnten aufgrund einer Inkompatibilität von Futuremarks Apps nicht auf dem OnePlus 7T durchgeführt werden.
Bei den Speicher-Benchmarks tritt der schnelle UFS 3.0 positiv in Erscheinung, wenngleich nicht das Niveau des mit 256 GB bestückten OnePlus 7 Pro erreicht wird. Hier scheint OnePlus im 7T mit 128 GB ein langsameres Modul verbaut zu haben. Das sequentielle und wahlfreie Lesen fallen annähernd gleich schnell aus, beim Schreiben hinkt das 7T dem OnePlus 7 Pro hinterher und ist nicht schneller als UFS 2.1.
Hohe Leistung bei Dauerbelastung
Der Throttling-Test beschränkt sich diesmal auf die GPU, da der ältere Geekbench 4 für CPU-Tests nicht mehr auf dem OnePlus 7T installiert werden konnte. Bei GPU-Dauerlast zeigt sich abgesehen von einem kleinen Ausrutscher im fünften Durchgang das gleiche Bild wie beim OnePlus 7 Pro: Das Smartphone führt in der Praxis quasi keinerlei Throttling durch und hält die Leistung. Das OnePlus 7T wird dabei deutlich spürbar warm, aber nie unangenehm heiß, sodass es nicht mehr bedient werden könnte.