Pixel 4 XL im Test: Googles Radar-Phone mit Top-Kamera und Update-Garantie
tl;dr: Das Pixel 4 XL ist in vielerlei Punkten ein gelungenes Android-Smartphone, in anderen Bereichen kommt allerdings wieder die typische Google-Denkweise durch, die nicht immer nachvollziehbar ist. Unterm Strich gefallen vor allem Kamera, Update-Garantie, Face Unlock und das 90-Hz-Display. Mehrere Kritikpunkte gibt es auch.
Pixel 4 starten 100 Euro günstiger
Googles neue Smartphones Pixel 4 und das hier getestete Pixel 4 XL kommen am 24. Oktober in Deutschland zu Preisen ab 749 Euro auf den Markt, Vorbestellungen nimmt Google bereits seit der Ankündigung entgegen. Das sind 100 Euro weniger, als noch für das Pixel 3 vor einem Jahr aufgerufen wurden. Beim Pixel 4 XL liegt die Preisdifferenz bei 50 Euro im Vergleich zum Pixel 3 XL (Test). Preis-Leistungs-Kracher wie einst die Nexus-Smartphones sind die Pixel 4 damit zwar noch nicht, sie rücken aber immerhin etwas näher an einen vernünftig Preisrahmen. Wer mehr als 64 GB Speicher verlangt, erhält beide Varianten für 100 Euro Aufpreis mit 128 GB – mehr gibt es nicht.
64 GB | 128 GB | |
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Pixel 4 | 749,00 € | 849,00 € |
Pixel 4 XL | 899,00 € | 999,00 € |
Pixel 3 | 849,00 € | 949,00 € |
Pixel 3 XL | 949,00 € | 1.049,00 € |
Pixel 3a | 399,00 € | – |
Pixel 3a XL | 479,00 € | – |
Technische Daten von Pixel 4 und Pixel 4 XL im Überblick
Google Pixel 4 |
Google Pixel 3 |
Google Pixel 4 XL |
Google Pixel 3 XL |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 10.0 | Android 9.0 | Android 10.0 | Android 9.0 |
Display: | 5,70 Zoll, 1.080 × 2.280 443 ppi, 90 Hz OLED, HDR, Gorilla Glass 5 |
5,50 Zoll, 1.080 × 2.160 439 ppi OLED, HDR, Gorilla Glass 5 |
6,30 Zoll, 1.440 × 3.040 534 ppi, 90 Hz OLED, HDR, Gorilla Glass 5 |
6,30 Zoll, 1.440 × 2.960 522 ppi OLED, HDR, Gorilla Glass 5 |
Bedienung: | Touch, Gesichtsscanner | Touch, Fingerabdrucksensor | Touch, Gesichtsscanner | Touch, Fingerabdrucksensor |
SoC: | Qualcomm Snapdragon 855 1 × Kryo 485, 2,84 GHz 3 × Kryo 485, 2,42 GHz 4 × Kryo 485, 1,80 GHz 7 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 845 4 × Kryo 385, 2,80 GHz 4 × Kryo 385, 1,80 GHz 10 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 855 1 × Kryo 485, 2,84 GHz 3 × Kryo 485, 2,42 GHz 4 × Kryo 485, 1,80 GHz 7 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 845 4 × Kryo 385, 2,80 GHz 4 × Kryo 385, 1,80 GHz 10 nm, 64-Bit |
GPU: | Adreno 640 585 MHz |
Adreno 630 710 MHz |
Adreno 640 585 MHz |
Adreno 630 710 MHz |
RAM: | 6.144 MB LPDDR4X |
4.096 MB LPDDR4X |
6.144 MB LPDDR4X |
4.096 MB LPDDR4X |
Speicher: | 64 / 128 GB | |||
1. Kamera: | 12,2 MP, 2160p Dual-LED, f/1,70, AF, OIS |
12,2 MP, 2160p Dual-LED, f/1,80, AF, OIS |
12,2 MP, 2160p Dual-LED, f/1,70, AF, OIS |
12,2 MP, 2160p Dual-LED, f/1,80, AF, OIS |
2. Kamera: | 16,0 MP, f/2,40, AF, OIS | Nein | 16,0 MP, f/2,40, AF, OIS | Nein |
3. Kamera: | Nein | |||
4. Kamera: | Nein | |||
5. Kamera: | Nein | |||
1. Frontkamera: | 8,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,00 |
8,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/1,80 |
8,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,00 |
8,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/1,80 |
2. Frontkamera: | Nein | 8,0 MP, f/2,2 | Nein | 8,0 MP, f/2,2 |
GSM: | GPRS + EDGE | |||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
|||
LTE: | Advanced Pro ↓1.200 ↑150 Mbit/s |
Advanced Pro ↓1.000 ↑75 Mbit/s |
Advanced Pro ↓1.200 ↑150 Mbit/s |
Advanced Pro ↓1.000 ↑75 Mbit/s |
5G: | Nein | |||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct, Miracast |
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Bluetooth: | 5.0 LE | |||
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo | |||
Weitere Standards: | USB-C 3.0, NFC | |||
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM | |||
Akku: | 2.800 mAh fest verbaut, kabelloses Laden |
2.915 mAh (11,20 Wh) fest verbaut, kabelloses Laden |
3.700 mAh fest verbaut, kabelloses Laden |
3.430 mAh (13,20 Wh) fest verbaut, kabelloses Laden |
Größe (B×H×T): | 68,8 × 147,1 × 8,20 mm | 68,2 × 145,6 × 7,90 mm | 75,1 × 160,4 × 8,20 mm | 76,7 × 158,0 × 7,90 mm |
Schutzart: | IP68 | |||
Gewicht: | 162 g | 148 g | 193 g | 184 g |
Preis: | ab 175 € / 849 € | 849 € / 949 € | ab 270 € / 999 € | 949 € / 1.049 € |
Stormtrooper- oder doch Panda-Design?
Google bietet seine neuen Smartphones in insgesamt drei Farben an, wobei nur beim 64-GB-Modell des kleinen Pixel 4 zwischen allen drei Farben gewählt werden kann. Dort stehen „Just Black“, „Clearly White“ und „Oh So Orange“ zur Auswahl. Mit 128 GB und allgemein gültig beim Pixel 4 XL lässt sich nur zwischen Schwarz und Weiß wählen.
Die vom Käufer ausgewählte Farbe hat Einfluss auf die Oberflächenbeschaffenheit der Rückseite. Orange und Weiß nutzen mattes Glas für die Rückseite, die schwarze Variante hingegen kommt mit glänzendem Glas. Die beiden matten Ausführungen haben in puncto Fingerabdrücke einen klaren Vorteil gegenüber dem schwarzen Modell. Auf dem weißen Testgerät sind auch nach mehreren Tagen Nutzung keinerlei Fettschlieren oder sonstige Abdrücke zu erkennen.
Mit seinem stets matten Rahmen aus Aluminium, der weißen Rückseite, der schwarzen Kamera und der logofreien, schwarzen Vorderseite wirkt das Pixel 4 wie das Smartphones eines Stormtroopers oder ein zum Telefon mutierter Panda. Nicht ganz ins Bild will der orangene Power-Button passen. Beim schwarzen Pixel 4 ist er weiß, beim orangenen Modell rosa. Zurückhaltend bleibt das Design dennoch, für den ein oder anderen, der das Design von Huawei oder Samsung vorzieht, vielleicht sogar zu zurückhaltend.
In puncto Verarbeitung lässt sich das Pixel 4 XL nur loben, sehr gut gefällt die Integration von Tasten, Kamera, Display und anderen Bauteilen. Wo Spaltmaße vorhanden sind, fallen sie gleichmäßig aus. Das Smartphone wirkt mit hochwertigen Materialien passgenau verarbeitet. Staubabweisend und wasserbeständig nach IP68 sind die Smartphones ebenfalls. In der Fußnote dazu heißt es: „Wasserbeständigkeit ist kein dauerhafter Zustand, denn sie kann durch normale Abnutzungserscheinungen, Verschleiß und Schäden, Reparatur oder Auseinanderbauen beeinträchtigt werden.“
Flaches OLED-Display mit bis zu 90 Hz
Google verweigert sich dem Trend vieler Smartphone-Hersteller und setzt auf flache Displays ohne Krümmung in den Rahmen. Abgerundete Displayecken mit großen Radien bieten aber auch die Pixel 4. In den Kommentaren zur Berichterstattung zum Pixel 4 standen vor allem die breiten Displayränder im Fokus und in der Kritik. Warum insbesondere oberhalb des Displays viel Fläche benötigt wird, erklärt ComputerBase im Abschnitt zum neuen Face Unlock und zur Radar-Bedienung Motion Sense.
Das Display ist beim Pixel 4 XL mit 6,3 Zoll auf den ersten Blick nicht größer als beim Pixel 3 XL. Durch die Anpassung des Seitenverhältnisses von 18,5:9 auf 19;9 fällt es aber länger aus. Deshalb musste die Auflösung von 1.440 × 2.960 Bildpunkten auf 1.440 × 3.040 Bildpunkte steigen. Trotz der OLED-typischen Diamond-Subpixelmatrix mit unterschiedlich hoher Subpixelanzahl bietet das Pixel 4 XL ein gestochen scharfes Schriftbild und eine insgesamt erstklassige Darstellung. Wer Panel-Lieferant der neuen Generation ist, lässt sich noch nicht sagen, bisher hat Google bei LG und Samsung eingekauft.
In den Android-Einstellungen lässt sich im Bereich Bildschirm zwischen drei Farbprofilen wechseln, die mit „Natürlich“ den sRGB- und mit „Intensiv“ den DCI-P3-Farbraum abdecken. Ab Werk voreingestellt ist der Modus „Adaptiv“, der basierend auf dem Inhalt die Farbdarstellung dynamisch vornimmt. Google hat sich für eine angenehm natürliche Abstimmung entschieden, ohne übertriebene Farbsättigung.
Bildschirmhelligkeit am unteren Ende der Skala
Auf die Darstellungsqualität bezogen, gibt es an dem OLED-Bildschirm nichts zu meckern. Einziger Kritikpunkt ist erneut die Helligkeit. Wieder dümpelt ein Google-Smartphone mit diesmal 428 cd/m² ganz am unteren Ende der Skala. Eine höhere maximale Helligkeit lässt sich auch dann nicht abrufen, wenn der Weißanteil von 100 Prozent auf 20 Prozent reduziert wird, auch einen High-Brightness-Automatikmodus gibt es nicht. Bei einfallendem Sonnenlicht kommt es so durchaus zu Problemen mit der Ablesbarkeit. Schade, dass Google im vierten Jahr in diesem Punkt erneut eine unterdurchschnittliche Leistung abliefert, die den ansonsten guten Eindruck schmälert.
Auch bei der Regelung der Helligkeit beweist Google kein glückliches Händchen. Denn der Regler in den Einstellungen deckt auf den ersten 85 Prozent 2 bis 200 cd/m² ab, bevor dann auf den letzten 15 Prozent das Display plötzlich deutlich heller wird. Im manuellen Modus die richtige Helligkeit zu finden, wird dadurch zur Geduldsprobe.
Smooth Display ist wahlweise immer aktiv
Dass Google beim Thema Helligkeit wieder einmal deutlich hinter die Konkurrenz fällt, überschattet zwei weitere Eigenschaften, die den Bildschirm deutlich aufwerten. Zum einen bietet der Bildschirm mit „Ambient EQ“ eine dynamische Anpassung des Weißpunkts, die vergleichbar wie das True-Tone-Display von Apple arbeitet, indem das Umgebungslicht ausgewertet wird, und zum anderen wird mit „Smooth Display“ eine auf 90 Hz beschleunigte Bildwiederholfrequenz geboten, wie sie zuletzt vor allem bei Asus und OnePlus anzutreffen war. Bei Google arbeitet der Bildschirm dynamisch und wechselt erst bei der Bedienung zu 90 Hz, ansonsten sind es 60 Hz. In den Entwicklereinstellung lässt sich definieren, dass der Bildschirm immer mit 90 Hz angesprochen werden soll.
Das Bediengefühl des Pixel 4 profitiert enorm von dieser Veränderung. Auch wenn die eigentlichen Ladezeiten von Anwendungen oder beim Wechsel durch die verschiedenen Menüebenen nicht beschleunigt werden, haben 90 Hz die subjektive Wirkung, dass dies der Fall ist. Wischgesten, das Scrollen durch Menüs, Websites oder Apps, Multitasking oder der einfache Vorgang des Öffnens der Schnelleinstellungen wirken mit 90 Hz deutlich angenehmer, als es etwa ein schneller Prozessor beeinflussen würde. Gut, dass Google diesen Trend vergleichsweise früh erkannt hat und nicht erst mit dem „Pixel 5“ nachzieht. Hier hat Google einen Vorteil gegenüber Apple, Huawei oder Samsung.