5G: Huawei verlangt günstigeres Spektrum und viel mehr Sites
Im Rahmen seiner Hausmesse Global MBBF 2020 (Global Mobile Broadband Forum) ist Huawei erneut auf die Herausforderungen und die Optionen für einen schnelleren und kosteneffizienteren Rollout von 5G eingegangen. Huaweis Deputy Chairman Ken Hu stellte dabei vor allem die Themen Spektrum und Sites für 5G in den Mittelpunkt.
Bis zum Ende des Jahres werden weltweit 60 unterschiedliche 5G-Netze im Betrieb sein, gab Huawei zum MBBF bekannt. Um den Rollout zu beschleunigen, empfiehlt Huawei niedrigere regulatorische Hürden, um beispielsweise Sites, also neue Mobilfunkstandorte für 5G, schneller aufbauen zu können. Auch das Thema der hohen Preise für vergleichsweise wenig Spektrum sprach Huawei an und gab Tipps zur Verbesserung.
Geld für Frequenzen fehlt für Netzausbau
Huawei ist es seit jeher ein Dorn im Auge, dass für 5G-Frequenzen hohe Preis von den Netzbetreibern gezahlt werden müssen. In Deutschland hat die Versteigerung der 5G-Frequenzen dem Bund 6,55 Milliarden Euro eingebracht. Jeder für Spektrum ausgegebene Euro sei einer, der nicht in die Netzarchitektur investiert werden könne, so die Argumentation von Huawei. Ein gewisses Eigeninteresse an höheren Investitionen in das 5G-Netz ist aus Sicht eines Netzausrüsters nicht unnatürlich. Dem Konzern gelingt es auf der Bühne aber auch stets, 5G zum einen als Milliardenmarkt mit zahlreichen Chancen für die Industrie und zugleich als Heilsbringer für Consumer zu präsentieren, seien es neue Multimedia-Erlebnisse, autonome Fahrzeuge oder die Telemedizin.
Mehr Spektrum günstiger zur Verfügung stellen
Hu sieht vor allem die Regierungen in der Verantwortung, den Zugang zum 5G-Spektrum zu vereinfachen. Zum einen empfiehlt er eine allgemeine Reduzierung der Kosten, zum anderen sollten neue Preismodelle angeboten werden. Als Beispiel nannte er sein Heimatland China, wo es den Netzbetreibern möglich sei, die Kosten der Frequenzen in Raten zu bezahlen, um die Einmalbelastung zum Start zu reduzieren. Dabei muss allerdings angemerkt werden, dass in China die drei Netzbetreiber China Mobile, China Telecom und China Unicom die sogenannte Rechtsform „Zentral Verwaltetes Unternehmen“ haben und zu hohem prozentualen Anteil Staatsbetriebe sind.
Zusammenhängendes Spektrum und höhere Bandbreiten seien ebenfalls wichtig. Um die Vorteile von 5G vollständig nutzen zu können, müssten mindestens 80 MHz bis 100 MHz pro Carrier, also pro Frequenzblock, zur Verfügung gestellt werden. In Deutschland trifft das einzig auf die Deutsche Telekom und Vodafone im Bereich bei 3,6 GHz zu, die dort jeweils Frequenzblöcke von 90 MHz ersteigert haben. Bei Telefónica sind es 70 MHz, bei Drillisch nur 50 MHz. Dazu kommen bei der Deutschen Telekom und Vodafone jeweils zweimal 20 MHz im 2-GHz-Bereich sowie jeweils zweimal 10 MHz bei Telefónica und Drillisch. Insgesamt also 130 MHz, 90 MHz und 70 MHz.
5G-Bündnis aus Netzbetreibern und Politik
Was Huawei vorschlägt, lässt sich nicht ohne Weiteres von China auf andere Ländern übertragen, wenngleich die Kernbotschaft der niedrigeren Preise für Spektrum prinzipiell richtig ist, um die Investitionen in die Netze zu steigern. Laut Vodafone-CEO Hannes Ametsreiter hätte das Unternehmen mit den Ausgaben für die 5G-Frequenzen 50.000 Mobilfunkstationen errichten können. Er sprach sich im Juni für ein Bündnis zwischen Netzbetreibern und Politik aus, bei dem das Geld, das in die Lizenzen geflossen ist, rückwirkend als staatliche Förderung in neue Mobilfunkstationen investiert wird.
Bestehende Infrastruktur nutzen
Abseits der Frequenzversteigerungen sieht Huawei beim Aufbau neuer Mobilfunkstandorte Nachholbedarf. 5G verlangt ein dichteres Netz als LTE, denn eine Site deckt hier eine geringere Fläche als beim vorherigen Mobilfunkstandard ab und durchdringt Wände zudem schlechter. Vor allem das in den USA genutzte mmWave ist extrem anfällig dafür und bricht bereits auf vergleichsweise kurzer Distanz ein. Aber auch die in Deutschland bei 2 GHz und 3,6 GHz genutzten Frequenzen zeigen sich anfällig für Gebäude und ähnliche Hindernisse. Ampeln, Schilder, Bushaltestellen müssten unkompliziert ohne größere regulatorische Hürden zu Mobilfunkstandorten ausgebaut werden, um das Netz zu verdichten, so Huawei. In Shanghai habe sich gezeigt, dass bei der Nutzung von Masten für Ampeln und Schilder auf 500 Kilometern Straße 30.000 zusätzliche Mobilfunkstandorte errichtet werden können. In Deutschland gebe es bereits Unterstützung für die geteilte Nutzung der Infrastruktur. Im Vereinigten Königreich sollen die Restriktionen für höhere Masten mit neuen Antennen gelockert werden.