Tiger Lake: Intel sagt Ja zum 10-nm-Desktop-Prozessor
Intel hat auf Medienberichte reagiert, die von einem Abgesang eines 10-nm-Desktop-Prozessors sprachen. Jene Gerüchte machen bereits seit dem Frühjahr die Runde, als auf einer OEM-Roadmap keinerlei klassische S-Prozessoren für den Desktop bis 2022 zu finden waren. Fragen und Interpretationsspielraum bleiben trotz Intels Reaktion.
Bereits im April 2019 hieß es in einer ComputerBase-Meldung „Bis 2022 ist keine 10‑nm‑CPU für Desktop in Sicht“, was das Hause Intel angeht. Umfangreiche OEM-Roadmaps hatten ein nahezu komplettes Bild abgeliefert und gezeigt, dass der 14-nm-Prozess für den Desktop noch lange Bestand haben wird. Jene Gerüchte flammten zu Wochenbeginn aufgrund eines Berichts von Hardwareluxx noch einmal auf. Intel hat sie jedoch mit einem Statement gegenüber Tomshardware dementiert und erklärt, dass es Desktop-Prozessoren aus der 10-nm-Fertigung geben wird. Doch was heißt das?
Die Frage nach der klassischen Desktop-CPU
Den klassischen Desktop zu definieren, ist heutzutage schwer, da die Lösungen vielfältiger geworden sind. In vielen Büros stehen beispielsweise keine dicken Tower mehr, sondern kleine Lösungen wie NUCs, die von den Nutzern als ihr kleiner Desktop-PC gesehen werden. In denen steckt aber eigentlich Notebook-Hardware und wird es auch in Zukunft, Tiger Lake-U in 10 nm mit vier Kernen dürfte für diese Umgebungen mehr als ausreichend Leistung bieten. Ist das damit ein Desktop-Prozessor nach Intel-Definition? Für den Gamer, den Intel in den vergangenen Monaten aktiv bewirbt, ist er das nicht.
Bestätigt wurde von Intel im vergangenen Jahr bereits eine High-End-Desktop-SKU in der 10-nm-Fertigung, Als Basis dafür würde sich Ice Lake anbieten, denn Ice Lake-SP wird gerade für den Server und einen Start im Jahr 2020 aufgelegt, die X-Modellserie ist für den gehobenen Desktop am Ende immer nur ein Ableger eines Serverprozessors. Doch auf der bisherigen Roadmap war eine solche CPU nicht zu sehen.
Tiger Lake mit bis zu 65 Watt?
Und was ist dazwischen? Dort rangieren in der Regel die S- und H-Modelle, erstere als sockelbare Variante, letztere als verlötetes BGA-Design. Jene waren bisher nicht zu sehen, zuletzt gab es über Treibereinträge Indizien auf Tiger Lake für den Desktop und Workstations, aber dort wiederum nur mit maximal 65 Watt. Die aktuelle Desktop-CPU-Generation wird in Kürze mit bis zu 127 Watt TDP angeboten. Ob es sich dabei letztlich um echte Angaben oder nur Platzhaltereinträge handelt, ist nicht geklärt.
The PCI IDs are segregated by type and point towards mobile, 15 Watt ULT ultrabook, 5~2 Watt ULX, 12 Watt ULT, 45 Watt HALO, 65 Watt desktop, and 45 Watt / 65 Watt workstation parts for Tiger Lake at least of the initial batch of IDs
Phoronix
Am Ende könnte es ähnlich wie im Jahre 2014 beim Start der seinerzeit ebenfalls problembehafteten 14-nm-Fertigung und Broadwell laufen. Den klassischen Desktop-Prozessor gab es dort ebenfalls nicht, eine Handvoll Spezialmodelle, zurückportiert aus dem Notebook in den Desktop-Sockel, waren das Einzige. Der Fokus lag seinerzeit komplett auf Notebook-Modellen und später dem Server, von dem wiederum mit Broadwell-E eine High-End-Variante für den Desktop abgelegt wurde. Die Besonderheit damals: Auch Broadwell gab es im Mainstream-Desktop nur mit 65 Watt und liefert somit Parallelen zu den Tiger-Lake-Einträgen. Gleichzeitig wurden Broadwell-CPUs auch für kleine Workstations genutzt, seinerzeit liefen diese noch unter Xeon E3 – hier wären ebenfalls Parallelen erkennbar. Ob es am Ende aber so kommt, ist noch völlig offen.