Marshall Major III Voice im Test: 60 Stunden recht-eckiger Sound mit Google Assistant
tl;dr: Der On-Ear-Kopfhörer Marshall Major III Voice bietet nicht nur aptX und bis zu 60 Stunden kabellose Akkulaufzeit, sondern auch den Google Assistant und ein gutes Klangbild für unterwegs, das seine Stärken in den Höhen und Tiefen hat. Dennoch fehlen ihm Mitten und Dynamik.
Der Major III Voice ist das dritte Modell in der Major-III-Reihe nach einer kabelgebundenen Variante und der Bluetooth-Version im letzten Jahr. Zum ersten Mal bietet Marshall mit dem neuen Produkt einen Kopfhörer samt digitalem Sprachassistenten Google Assistant. Darüber hinaus hat sich die Akkulaufzeit im Vergleich zum Major III Bluetooth von 30 auf 60 Stunden verdoppelt.
Bekanntes, klassisches Marshall-Design
Äußerlich bleibt Marshall dem Vinyl-Gehäuse, mit dem an die Bass- und Gitarrenverstärker der Marke erinnert werden soll, auch beim On-Ear-Kopfhörer Major III Voice treu. Das Lederimitat an den Außenseiten wird von den typischen rechteckigen Ohrmuscheln begleitet. Um den Kopfhörer leicht verstauen zu können, können die frei beweglichen Ohrmuscheln nach innen geklappt werden. Die großen Kabelschlaufen bieten verstärkte Gummischieber, um Brüchen vorzubeugen. Auch der Bügel lässt sich biegen und ist nicht starr ausgeführt. Zudem verspricht der Hersteller bequemere Ohrpolster als beim Vorgänger.
Im Test weist der Major III Voice ein angenehmes Tragegefühl auf, das auch nach längerer Benutzung dank weicher Polster bei ausreichend straffem Sitz nicht drückt. Überraschend gut ist die passive Dämpfung der Außengeräusche. Wer generell das Tragegefühl von Over-Ear-Kopfhörern bevorzugt, wird mit dem Major III Voice aber auch weiterhin nicht glücklich werden. Die Größenverstellung ist stufenlos und trotzdem fest, ohne zu verrutschen. Mit 182 Gramm fällt das Modell zudem angenehm leicht aus.
Die Verarbeitung des Marshall Major III Voice gibt keinen Anlass zur Kritik und ist tadellos.
Per Bluetooth mit aptX-Codec oder per Kabel
Für die kabellose Verbindung zum Smartphone nutzt der Kopfhörer Bluetooth, wobei der aptX-Codec für höhere Bitraten und bessere Soundqualität verwendet werden kann, sofern auch das verbundene Mobilgerät diesen unterstützt. Der Kopfhörer kann aber zudem aktiv oder passiv über ein beiliegendes 3,5-mm-Audiokabel mit Mikrofon und Ein-Tasten-Fernbedienung genutzt werden, falls die 60 Stunden Akkulaufzeit nicht reichen oder auf eine kabelgebundene Verbindung Wert gelegt wird. Passend zur Retro-Optik ist das Kabel spiralförmig ausgeführt.
Mithören über die Kopfhörerbuchse
Alternativ kann die 3,5-mm-Buchse an der rechten Ohrmuschel im Bluetooth-Betrieb genutzt werden, um daran wiederum Kopfhörer anzuschließen und so eine andere Person mithören zu lassen.
Micro-USB statt USB-C zum Aufladen
Aufgeladen wird der Akku des Major III Voice über Micro-USB und nicht über den neuen Standard USB-C. Ein Micro-USB-Kabel im Marshall-Look legt der Hersteller bei, ein Netzteil jedoch nicht. Eine kleine LED direkt neben dem Micro-USB-Anschluss an der Ohrmuschel gibt Aufschluss über die Akkuladung während des Ladevorgangs und die Bluetooth-Verbindung.
Steuerung über einen Fünf-Wege-Joystick
Zur Steuerung des Kopfhörers setzt Marshall auf einen goldenen Bedienknopf an der linken Ohrmuschel, der in alle vier Richtungen bewegt und zudem gedrückt werden kann. Im Test erweist sich dieser als sehr intuitiv und einfach zu bedienen. Er bietet in jede Richtung klare Druckpunkte, so dass nie Unsicherheit darüber herrscht, ob eine Eingabe getätigt wurde oder nicht.
Wird er zwei Sekunden gedrückt, schaltet sich der Kopfhörer ein beziehungsweise aus. Ein kurzer Druck pausiert ein Musikstück oder setzt es fort. Nach rechts und links wird einen Track weiter gesprungen oder innerhalb des Tracks gespult, wenn man ihn in eine Richtung gedrückt hält. Hoch und runter steuert hingegen die Lautstärke. Bei eingehenden Anrufen wird das Telefonat mit einem kurzen Druck auf den Knopf angenommen. Ein weiterer kurzer Druck beendet es. Um Anrufe abzuweisen, wird der Joystick zweimal gedrückt.
Für die sehr gute Steuerung über den Joystick kassiert der Major III Voice klare Pluspunkte.
Guter Klang mit Schwächen bei den Mitten
Der Major III Voice setzt auf die dynamischen 40-mm-Treiber des Bluetooth-Modells und deckt einen Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz ab. Laut Hersteller liegt die Empfindlichkeit bei 97 dB SPL (197 mV bei 1 kHz).
Im Test zeigt sich, dass Marshall vor allem Wert auf die Höhen und Tiefen gelegt hat, was die Mitten etwas zu kurz kommen lässt. Allerdings erweist sich der Major III Voice dadurch für viele Musikstücke als insgesamt recht rund abgestimmter Kopfhörer, da er anders als viele Konkurrenten nicht versucht, nur mit einem übertriebenen Bass zu punkten, dabei aber die Mitten und Höhen völlig außer Acht lässt. Der Proband entfaltet beim Bass ein kräftiges und pegelstarkes Klangbild, solange die Lautstärke nicht übertrieben hochgeregelt wird. Die ausgeprägten, etwas harten Höhen kommen bei aktuellen Pop-Titeln und hellen Stimmen gut zur Geltung – Klavier, Gitarren und Stimmen sind klar und Texte gut verständlich. Allerdings gilt auch hier, dass mit der Lautstärke nicht übertrieben werden sollte, da es dann überzogen wirkt. Wie stark die etwas harte Charakteristik den eigenen Vorlieben entspricht, hängt deshalb immer auch von der Musik ab, die man hört. Insgesamt fehlt es dem Major III Voice etwas an Dynamik.
Im Vergleich zum Sportkopfhörer Adidas RPT-01 ist der Major III Voice weniger basslastig und bietet bei niedriger Lautstärke ein differenzierteres Klangbild.
Bei Telefonaten überzeugt das integrierte Mikrofon mit einer guten Verständlichkeit beim Angerufenen.
Google Assistant nicht per Sprache, sondern Knopfdruck
Zum erstmaligen Koppeln mit dem Smartphone wird der Joystick vier Sekunden lang gedrückt, bis die LED blau blinkt. Die Bluetooth-Verbindung wird dann wie gewohnt über die Einstellungen des Smartphones vorgenommen. Sofern der Käufer den Google Assistant vorher noch nicht genutzt und konfiguriert hat, muss dies über die Google-Assistant-App vorgenommen werden, die Voraussetzung für die Nutzung des Sprachassistenten über den Major III Voice ist. Wird die Voice-Taste ohne konfigurierten Google Assistant gedrückt, weist der Major III Voice darauf hin, dass dieser zunächst konfiguriert werden muss. Dies geschieht, indem der Kopfhörer als neues Gerät im Benutzerkonto des Google Assistant eingerichtet wird.
Den Google Assistant aktiviert der Träger anschließend durch das Drücken und Halten der schwarzen Voice-Taste an der rechten Ohrmuschel. Dem Sprachassistenten können Befehle wie die Wiedergabe einer Musik-Playlist gegeben oder Fragen gestellt werden. Die zur Verfügung stehenden Funktionen gibt hierbei wie üblich der Google Assistant und nicht der Kopfhörer vor. Die Google-Assistant-App ist somit Voraussetzung und steht für Android und iOS zur Verfügung. Der Sprachassistent reagiert dabei nicht auf das Aktivierungswort „Ok Google“, sondern ausschließlich auf das Drücken und Halten der Voice-Taste. Wird die Taste gedrückt, muss auch nicht mehr „Ok Google“ gesagt werden, sondern es kann direkt die Anfrage oder der Befehl eingesprochen werden.
Ein Aktivieren des Google Assistant aus Versehen durch missverstandene Umgebungsgeräusche ist durch diese Lösung zwar ausgeschlossen – was insbesondere bei der Nutzung des Major III Voice unterwegs sinnvoll erscheint –, lässt die Funktionalität eines Sprachassistenten, der gerade auf die Sprache des Nutzers reagiert, ohne dass es weiterer Schritte bedarf, jedoch etwas in den Hintergrund treten.
Wird beispielsweise die aktuelle Musikwiedergabe durch das Drücken der Voice-Taste unterbrochen, so wird diese nach der Antwort des Google Assistant automatisch fortgesetzt.
Die Spracherkennung selbst funktioniert auch über das Mikrofon des Major III Voice in ruhigen Umgebungen tadellos. In lauteren Umgebungen ist sie hingegen davon abhängig, dass sich der Nutzer von der Umgebung absetzt und lauter spricht – wie es auch bei den smarten Lautsprechern wie dem Google Home Mini der Fall ist. Das ist nicht unbedingt erste Wahl in einer U- oder S-Bahn, sorgt aber zumindest in Berlin nicht mehr für Stirnrunzeln.
Siri bei Kopplung mit iOS
Wer den Marshall Major III Voice mit einem iPhone, iPad oder macOS-Gerät koppelt, kann mit einem Doppelklick auf den Joystick auf Wunsch Siri aktivieren. Dies funktioniert auch dann, wenn der Google Assistant mit dem Kopfhörer genutzt wird. Beide Sprachassistenten schließen sich somit nicht aus, sondern können parallel eingesetzt werden. Siri reagiert dabei ebenfalls nicht auf die Sprache des Nutzers, sondern ausschließlich auf den Doppelklick.
Fazit
Der Major III Voice ist eher als täglicher Begleiter denn als Kopfhörer für zu Hause oder für höchste audiophile Ansprüche geeignet. Beim täglichen Einsatz in der Großstadt hinterlässt er hingegen einen guten Eindruck und sticht aufgrund seines Retro-Looks und der rechteckigen Ohrmuscheln zudem erfolgreich aus der Masse heraus. Ihre Stärken hat die Klangqualität des Major III Voice bei mittlerer Lautstärke bei den Bässen und – etwas harten – klaren Höhen, es mangelt jedoch an Dynamik und die Mitten gehen unter. Wie die Ohrmuscheln des Marshall Major III Voice hat somit auch die Klangcharakteristik durchaus Ecken und Kanten.
Ein Lob hat sich der Hersteller für die Steuerung über den Fünf-Wege-Joystick und die Sprachqualität des Mikrofons bei Telefonaten verdient. Auch die Verarbeitung überzeugt und ist tadellos. An der Umsetzung der Unterstützung des Google Assistant und der Spracherkennung selbst gibt es nichts zu bemängeln. Ob diese Aspekte für den Nutzer einen Mehrwert bieten, hängt allerdings davon ab, ob man bereit ist, sie zu nutzen – und sei es nur zur Auswahl und Steuerung der Musik. Die Limitierung und der Zwang zum Druck der Voice-Taste sind dabei tatsächlich trotz des gefühlten Widerspruchs eine gute Wahl.
Der Marshall Major III Voice ist seit heute, den 16. Oktober, für eine unverbindliche Preisempfehlung von 169 Euro im Handel erhältlich.
ComputerBase wurde der Major III Voice leihweise von Marshall für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.