Samsung Galaxy Tab S6 im Test: Kamera und Multimedia-Fähigkeiten
6/7Dual-Kamera mit Ultraweitwinkel
Samsung stattet das Galaxy Tab S6 mit einer neuen Dualkamera aus, die neben dem mit 13 Megapixel ausgestatteten Hauptmodul auch eine 5-Megapixel-Kamera mit Ultraweitwinkelobjektiv für Nahaufnahmen mit sich führt. In der Front hat der Hersteller eine Aufnahmeeinheit mit 8 Megapixel verbaut, die sich gut für Videoanrufe eignet und auch bei ungünstigeren Lichtverhältnissen noch gute Ergebnisse liefert.
Generell können dem System für ein Tablet gute Aufnahmen attestiert werden. Zudem zeichnet sich hierbei eine Trendwende an, da die Hersteller mittlerweile auch Tablets mit guten Kamera-Einheiten ausstatten. Zwar dürften sich die Situationen, in denen man als Nutzer für einen Schnappschuss zu einem solchen Gerät greift, eher in Grenzen halten, aber gerade im produktiven Bereich kommt es nicht selten vor, dass mal Dokumente zur späteren Verarbeitung abgelichtet werden müssen. Somit ist auch hier eine gute Kamera von großem Vorteil. Unverständlich ist es dagegen, dass auch das S6 wie das S5e vor ihm über keinen unterstützenden LED-Blitz verfügt. Es sei daran erinnert, dass es sich beim S6 immerhin um ein Tablet handelt, das einen Einstiegspreis von 749 Euro besitzt. Und gerade hier will Samsung Kosten sparen?
Die Kamera selbst macht gute und farblich kraftvolle Bilder, auch wenn diese teilweise ein wenig zu überzeichnet sind. Was die Lichtverhältnisse angeht, gibt sich die Kamera ebenfalls genügsam, was besonders bei Bildern in geschlossenen Räumen von Vorteil ist. Ebenso kann die Schärfe der Konturen des jeweiligen Motivs überzeugen. Findet jedoch der Zoom Verwendung, verlieren sich die Details schnell und es tritt ein sichtbares Bildrauschen auf. Bei der Verwendung des Weitwinkelobjektivs neigt die Kamera hingegen bereits kurz nach dem Mittelpunkt des Bildes zu optischen Verzerrungen. In den Einstellungen kann für diesen Fall zwar eine Korrektur zugeschaltet werden, deren Effekt allerdings kaum erkennbar ist.
Software mit vielen Einstellungen
Die Software selbst stellt viel Nützliches, aber auch viele Spielereien bereit. Zu den hilfreichen Tools gehört der Profimodus, der dem Anwender eine größere Einflussnahme auf die Einstellungen, diverse Farbfilter direkt bei der Aufnahme oder einen Zeitraffer erlaubt. Der Live-Fokus versieht Gesichter mit einem Bokeh-Effekt, wahlweise mit einer Unschärfe oder einer Schwarz-Weiß-Umgebung.
Eher eine Spielerei dürften die AR-Emojis darstellen. Hierbei wird zunächst das Gesicht des Anwenders aufgenommen, zu dessen Erscheinungsbild anschließend in mehreren Schritten ein künstliches Ich generiert wird, das zusätzlich nach eigenen Vorstellungen angepasst werden kann. Dieses legt sich ab dann über die jeweilige im Fokus befindliche Person und ahmt auch deren Bewegungen und Mimik nach – und das relativ gut. Diese Funktion mag auf einem Smartphone sicherlich hin und wieder für Erheiterung sorgen, auf einem für den produktiven Einsatz ausgelegten Tablet dürfte sie jedoch eher weniger zum Einsatz kommen.
Keine 4K-Videos
Videos nimmt das S6 lediglich in Full HD, also mit 1.920 × 1.080 Bildpunkten, auf. 4K oder Ultra HD ist für das Tablet somit ein Fremdwort. Die Aufnahmen sind gut, wenn auch nicht so farbintensiv wie die jeweiligen Bilder. Darüber hinaus benötigen diese solide Lichtverhältnisse, ohne die ein deutlich sichtbares Rauschen auftreten kann.
Vorsicht: Samsung wirbt auf der Produktseite des Galaxy Tab S6 für die direkte Videobearbeitung mit Premiere Rush von Adobe. Diese App ist bis dato anscheinend nur über den hauseigenen Galaxy Store zu beziehen – in Googles Play Store erhalten Nutzer dagegen den Hinweis, dass die App zu ihrem Gerät nicht kompatibel sei.
AKG-Lautsprecher, aber keine Klinke
Samsung greift bei seinem neuen Tablet auf das bereits vom S5e bekannte AKG-Lautsprechersystem mit vier Klanggebern und Dolby-Atmos-Unterstützung zurück. Damit einher geht aber auch die eher suboptimale seitliche Anbringung der Lautsprecher. Die Klangqualität ist für ein Tablet außerordentlich gut, die AKG-Speaker sorgen für eine nicht geringe Lautstärke und manchmal ist sogar ein geringer Bass zu erkennen. Dass dieser jedoch generell nicht überdeutlich ausfällt, ist weniger den Lautsprechern selbst, als eher der Größe beziehungsweise dem Platzangebot geschuldet.
Direkt vor dem Gesicht gehalten, sorgt das Atmos-System für eine hörbare Räumlichkeit und Breite – solange keiner der vier Lautsprecher verdeckt wird, was aufgrund der seitlichen Position oben und unten beim normalen Halten schnell passieren kann. Dieser Umstand verschlechtert den Klang aber mehr, als hätte Samsung das System von vornherein lediglich mit zwei Schallgebern versehen.
Kein Kopfhöreranschluss
Wer etwas mehr möchte, muss zwangsweise zum Kopfhörer greifen. Hier besteht das Problem wie bereits beschrieben darin, dass Samsung aus Gründen der geringen Dicke auf einen Kopfhörer-Anschluss verzichtet. Dadurch erhält der Nutzer lediglich zwei Optionen: Entweder greift er auf einen Bluetooth-Kopfhörer zurück und freundet sich mit allen typischen Begleiterscheinungen wie Abhängigkeit vom Akku, eventuell verschlechterter Klangqualität sowie Latenzen an. Oder er greift zum USB-C-Klinke-Adapter, der jedoch aufgrund der Knausrigkeit von Samsung separat erworben werden muss. Dieser sitzt dann aber mit seiner mittigen seitlichen Position so ungünstig, dass ein bequemes Halten im Querformat nicht mehr möglich ist, da der Anschluss genau in der Kuhle zwischen Daumen und Zeigefinger liegt. Dies führt darüber hinaus zu Problemen im Hochkantformat.
Latenzen verbessert
Was sich jedoch gegenüber dem S5e verbessert hat, ist der Versatz zwischen Bild und Ton bei der Nutzung von Bluetooth. Während beim S5e und bei einem Cloud Mix von HyperX der Ton den bewegten Bildern bis zu 250 ms hinterherhinkte, besteht zumindest beim neuen Tablet mit gleichem Kopfhörer absolute Lippensynchronität. Zusammen mit dem im System integrierten, aber nur umständlich erreichbaren Equalizer machen auch Musikvideos zumindest vom Klang her Spaß. An manchen Stellen macht dann das doch zu dunkle Display der Freude wiederum einen Strich durch die Rechnung, auch wenn das Bild eine tolle Farbwiedergabe bietet. Ist die Helligkeit für alltägliche Arbeiten durchaus ausreichend (wenn dann aber ohne große Reserven), wird es bei Filmen arg eng.
Laut DRM Info verfügt das S6 über „Widevine Level 1“, womit die Wiedergabe von HD-Inhalten zumindest via Netflix und Amazon kein Problem darstellen sollte. Eine Bestätigung seitens Samsung steht jedoch bisweilen noch aus.