Share-Online.biz: Polizei schaltet deutschen Filehoster ab

Update Michael Günsch
688 Kommentare
Share-Online.biz: Polizei schaltet deutschen Filehoster ab
Bild: MasterTux | CC0 1.0

Der deutsche Filehoster Share-Online.biz wurde von Ermittlungsbehörden vom Netz genommen. Den Betreibern wird Beihilfe zur gewerbsmäßigen unerlaubten Verwertung urheberrechtlich geschützter Werke vorgeworfen. Wohn- und Geschäftsräume in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden wurden durchsucht.

Über den Schlag gegen den mutmaßlich größten Filehoster Deutschlands informiert das Polizeipräsidium Aachen. Eine Mitteilung der GVU, die bereits 2017 einen Strafantrag gegen die Betreiber von Share-Online gestellt hatte, geht weiter ins Detail.

Verwertung urheberrechtlich geschützter Werke als Geschäftsmodell

Demnach wurde der Internetauftritt von Share-Online.biz am Mittwoch, den 16. Oktober gegen 14 Uhr abgeschaltet. Bei den besagten Durchsuchungen sei „umfangreiches Beweismaterial“ sichergestellt worden. Den drei Tatverdächtigen im Alter von 40, 48 und 54 Jahren wird vorgeworfen, „durch den Betrieb einer Filesharing-Plattform in einer Vielzahl von Fällen Beihilfe zur gewerbsmäßigen unerlaubten Verwertung urheberrechtlich geschützter Werke begangen zu haben“. Die Aachener Polizei spricht vom größten in Deutschland betriebenen Filehoster, der in der Szene nur allzu bekannt ist. Über Share-Online sollen „in erheblichem Umfang urheberrechtlich geschützte Werke wie Kinofilme, Serien, Erotikproduktionen oder Musikstücke zum Download angeboten worden sein“, heißt es weiter.

Erstmals stehen hier Filehoster-Betreiber im Fokus eines strafrechtlichen Urheberrechts-Verfahrens, weil sie Portalseiten und Foren wie DDL-Warez, Boerse, Movie-Blog und MyGully durch Partnerprogramme und Provisionszahlungen unterstützt und finanziert haben sollen“, erklärte Evelyn Ruttke, Geschäftsführerin der GVU.

In den von Ruttke angeführten Foren werden urheberrechtlich geschützte Inhalte mit Download-Links zu Filehostern wie Share-Online feilgeboten. Die Uploader sollen „nach Maßgabe eines detaillierten Punktesystems unter Berücksichtigung von Dateigröße und Downloadanzahl durch die Beschuldigten vergütet worden sein“, so die Polizei Aachen.

Betreiber sollen über 50 Millionen Euro eingenommen haben

Die GVU spricht bei der Abschaltung von Share-Online.biz von einem „bahnbrechenden Erfolg für ihre Mitglieder und die Kreativwirtschaft insgesamt“. Die von der Gesellschaft gelieferten Zahlen zur Größe des Filehosters untermauern das Ausmaß: Auf „mehreren Hundert Servern“ sollen „millionenfach Dateien gehostet“ worden sein und die Speicherkapazität auf den Servern habe zuletzt „im zweistelligen PetaByte-Bereich“ gelegen. Die Website habe monatlich etwa sechs bis zehn Millionen Besucher gezählt. Die Betreiber sollen mit ihrem Dienst in den Jahren 2008 bis 2017 mehr als 50 Millionen Euro an Umsätzen generiert haben.

Update

Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung haben die Ermittler auch Uploader, die urheberrechtlich geschützt Werke bei Share-Online.biz hochgeladen haben, im Visier: „Auch gegen die Uploader will man nach der Analyse der beschlagnahmten Server und Festplatten ermitteln“. Den öffentlichen Mitteilungen der Behörden ist diese Information allerdings nicht zu entnehmen.

Die Anwaltskanzlei Wilde Beuger Solmecke schreibt in einem Artikel, dass die Staatsanwaltschaft zumindest erwägt, die Ermittlungen gegen Up- sowie Downloader der Plattform auszuweiten. Im Fokus würden aber vor allem die „Top-Uploader“ stehen.