Arctic Liquid Freezer II im Test: Frostig günstige AiO in zweiter Generation
tl;dr: Arctic beerbt die Kompaktwasserkühlung Liquid Freezer mit dem Liquid Freezer II. Die neue Generation bietet eine gute Kühlleistung zum niedrigen Preis und überzeugt mit durchdachtem Konzept. Die wenigen Kritikpunkte sind dem Preis geschuldet und stören den positiven Gesamteindruck kaum.
Arctic hat Ende 2015 mit dem Liquid Freezer begonnen, im Markt für Kompaktwasserkühlungen mitzumischen. Der Ansatz: eine günstige AiO-Kühlung mit hohem Kühlvermögen anzubieten. Um das umzusetzen, wurde auf Spielereien wie Beleuchtung, Display und Software-Gimmicks verzichtet, dafür aber auf eine Doppelbestückung mit Lüftern gesetzt. So konnte sich der Liquid Freezer 240 im Test als Preis-Leistungs-Sieger hervortun.
Für den niedrigen Kaufpreis musste Arctic aber auch Kompromisse eingehen. So waren die vier Lüfter auf dem Liquid Freezer 240 nicht frei von Nebengeräuschen und wie bei den meisten Kompaktwasserkühlungen wurde ein Radiator aus Aluminium eingesetzt, der in Kombination mit einem kupfernen CPU-Kühler langfristig zu Problemen wegen Korrosion führen kann. Fairerweise muss gesagt werden, dass auch die meisten hochpreisigen Konkurrenten auf diesen Materialmix setzen: Kupferne Radiatoren sowie eine Nachfüllmöglichkeit, um einer AiO-Kühlung zu einem möglichst langen Leben zu verhelfen, gibt es nur vereinzelt.
Den Materialmix aus Kupfer und Aluminium behält Arctic beim Liquid Freezer in Generation II bei. Neue Lüfter versprechen jedoch einen leiseren Betrieb und über einen zusätzlichen kleinen Ventilator auf der Kühler-/Pumpeneinheit soll auch die Kühlung der Spannungswandler auf dem Mainboard nicht zu kurz kommen. Dennoch bleibt der Kaufpreis für die AiO-Wasserkühlung mit 240-mm-Radiator niedrig: Gerade einmal 60 Euro werden aktuell aufgerufen, womit der Liquid Freezer zu den günstigsten Vertretern seiner Zunft gehört. Im Test muss die AiO-Kühlung zeigen, ob sich Generation II des Liquid Freezer erneut mit guter Leistung zu niedrigem Preis hervortut oder ob sich dieser Preis in der Qualität bemerkbar macht.
Arctic Liquid Freezer II (240) | |
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Radiator (L × B × H): | 277 × 120 × 38 mm |
Radiator-Material: | – |
Anschlüsse: | geschlossenes System |
Schlauchlänge: | 450 mm |
Ausgleichsbehälter: | – |
Drehzahl Pumpe: | 800 – 2.000 U/min |
Lebensdauer Pumpe (MTBF): | – |
Anschluss Pumpe: | 4-Pin-PWM |
Position Pumpe: | in Kühler integriert |
Verbrauch Pumpe: | 2,7 Watt |
Lüfter: | 2 × 120 × 120 × 25 mm Öldrucklager 200 – 1.800 U/min 95,7 m³/h 2,2 mm H₂O 4-Pin-PWM Entkopplung?, Shroud? |
Lüftersteuerung: | – |
Kompatibilität: | AMD: Sockel AM4 Intel: LGA 2011(-3)/2066/115x/1200 |
Preis: | ab 120 € |
Arctic Liquid Freezer II im Detail
Arctic setzt auf ein klassisches AiO-Design: Die Pumpe sitzt auf dem CPU-Kühler und die Kompaktwasserkühlung ist ein geschlossenes System. Der Liquid Freezer II wirkt schlicht, aber durchdacht: Auf Zusätze wie Beleuchtung verzichtet der Hersteller nach wie vor. Dafür werden die Anschlusskabel der Lüfter unter dem Textilmantel der Schläuche durchgeführt und von der Pumpeneinheit übernommen. Das verhindert Kabelsalat und ermöglicht sowohl die gesamte Stromversorgung als auch die Steuerung der Kühlung mit nur einem 4-Pin-Lüfteranschluss.
Der Aluminium-Radiator ist in klassischem Schwarz gehalten und verfügt als Zierelemente an den Seiten über das Logo des Herstellers. Er ist mit 38 mm etwas dicker als klassenüblich (30 mm) und sehr sauber verarbeitet, denn es sind keine verbogenen Lamellen zu finden. Praktisch: Die Radiatorlüfter sind bereits ab Werk vorinstalliert.
Beim Liquid Freezer II greift Arctic nicht mehr auf ein Asetek-Design wie beim Vorgänger zurück, sondern hat selbst eine Pumpe entwickelt. Sie sitzt im kupfernen CPU-Kühler, der in einem futuristisch anmutenden Design verpackt wird. Dazu gesellt sich ein kleiner 40-mm-Radiallüfter, der die CPU-Spannungswandler des Mainboards mit einem kühlenden Luftstrom versorgen soll. Eine Drehzahl zum kleinen Ventilator lässt sich nicht angeben, da er mitsamt der Pumpe angesteuert wird und nur das Tachosignal der Pumpe ausgelesen wird.
Serienlüfter und Lieferumfang
Die beiden 120-mm-Lüfter des Liquid Freezer II stammen aus der P-Serie, die Arctic für Radiatoren und Kühlkörper entwickelt hat. Die Lüfter verfügen über ein hydrodynamisches Gleitlager und decken ein sehr breites Drehzahlspektrum ab: Zwischen 150 U/min und 1.800 U/min sind per PWM einstellbar. Dabei arbeiten die Lüfter im niedrigen Drehzahlbereich ohne nennenswerte Nebengeräusche, sodass sie auch für Silent-PCs geeignet sind: Es gibt keinen Grund, den Liquid Freezer II mit anderen Lüftern anstelle der Serienlüfter zu betreiben.
Der Lieferumfang der Kompaktwasserkühlung ist schnell beschrieben. Arctic verzichtet auf eine gedruckte Montageanleitung und verweist stattdessen auf die Online-Version, auf die per QR-Code verlinkt wird. Es gibt die notwendigen Schrauben und Haltebügel, eine Backplate für Intel-Systeme sowie ein kleines Tütchen mit Wärmeleitpaste. Damit wird lediglich das notwendige Minimum geboten. Beigaben wie eine separate Anschlussmöglichkeit für die Lüfter oder auch ein Spatel zum Verteilen der Wärmeleitpaste fehlen. Das ist angesichts des aufgerufenen Preises des Liquid Freezer II nachvollziehbar, aber dennoch erwähnenswert.
Montage im Testsystem
Weniger gelungen ist die Montage der Kühlung. Auch hier setzt Arctic auf ein minimalistisches System: Es kommt die beim AM4-Mainboard beiliegende Backplate zum Einsatz, mit der die Kühler-/Pumpeneinheit des Liquid Freezer II direkt verschraubt wird. Letzteres heißt, dass Backplate und Pumpeneinheit gleichzeitig fixiert werden müssen, um die Schrauben einzufädeln und anschließend festzudrehen. Ohne ein weiteres Paar helfende Hände sind bei bereits im Gehäuse verbautem Mainboard einige Versuche notwendig, bis die Schrauben in Position sind. Eine vorherige Fixierung der Backplate über verschraubte Abstandshalter oder Montagerahmen (wie das bei der Konkurrenz üblicherweise umgesetzt wird) würde die Arbeit erleichtern.
In Sachen Kompatibilität gibt es beim Liquid Freezer II nichts zu beanstanden. Mit den 45 cm langen Schläuchen kann der Radiator auch in der Gehäusefront verbaut werden und durch die versteckten Kabelführungen in den Schläuchen wirkt alles sehr aufgeräumt. Lediglich der Radiator, der mit 38 anstelle von 30 mm etwas tiefer als üblich ist, muss berücksichtigt werden, falls das Gehäuse nicht viel Raum dafür bereitstellt.