Cyberkriminalität: Bundeskriminalamt stellt Bundes­lage­bild 2018 vor

Sven Bauduin
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Cyberkriminalität: Bundeskriminalamt stellt Bundes­lage­bild 2018 vor
Bild: BKA

Wie das BKA in seinem Bundeslagebild „Cybercrime“ 2018 konstatiert, resultiert die immer schneller voranschreitende Digitalisierung in Deutschland auch in sukzessive steigenden Zahlen von Cyberangriffen und virtuellen Straftaten. Während die Anzahl der virtuellen Verbrechen weiterhin zunimmt, wurden die Schäden reduziert.

Mehr Cyberkriminalität im Vergleich zum Vorjahr

Wie das Bundeskriminalamt mitteilt, ist es im Jahr 2018 zu insgesamt 87.000 Fällen von Cyberkriminalität in Deutschland gekommen – ein Anstieg von rund einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2017. Durch die immer weiter voranschreitende Digitalisierung in Deutschland biete „die steigende Anzahl digitaler Geräte Cyberkriminellen immer neue potenzielle Ziele“, so das BKA.

In 271.864 weiteren Fällen wurde das Internet als Tatmittel genutzt – ein Anstieg von rund fünf Prozent im Vergleich zum Jahr 2017. Auch das Gesamtaufkommen der 2018 festgestellten Schadsoftware, welche beispielsweise für sogenannte DDoS-Attacken genutzt wird, stieg auf Grund der Vielfalt an digitalen Angriffszielen erneut an.

Cyberkriminalität als Dienstleistung

Als Ursache hinter den steigenden Zahlen nennt das Bundeskriminalamt „Marktplätze im Clearnet, Deepweb und im Darknet“, auf denen gegen Bezahlung eine Vielzahl illegaler Angebote gemacht werden, um Angriffe auf Firmennetzwerke und Webseiten durchzuführen oder Viren und Trojaner programmieren zu lassen. „Crime-as-a-Service“ nennt das BKA diese Geschäftsmodelle, bei denen neben der eigentlichen Schadsoftware auch gestohlene Daten und Anonymisierungsdienste verkauft werden würden.

Als Beispiel für einen solchen illegalen Marktplatz nennt die dem Bundesministerium des Innern nachgeordnete Bundesoberbehörde die Plattform „Webstresser“, welche sich darauf spezialisiert haben soll, im Auftrag ihrer Kunden so genannte DDoS-Attacken auf Webseiten durchzuführen. Bereits im April 2018 konnten Ermittler das weltweit größte Portal für DDoS-Angriffe webstresser.org vom Netz nehmen wie Europol seinerzeit berichtete. Auch das BKA war an den gemeinsamen Ermittlungen beteiligt.

Weniger Schaden als noch 2017

Verursachte Cyberkriminalität im Jahre 2017 noch einen Schaden in Höhe von rund 71,4 Millionen Euro, war diese Zahl im Jahr 2018 stark rückläufig. Im abgelaufenen Jahr war virtuelle Kriminalität laut dem BKA Lageplan 2018 für einen Schaden in Höhe von rund 60 Millionen Euro verantwortlich, was einen Rückgang von ungefähr 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Die Dunkelziffer soll laut BKA allerdings weitaus höher liegen.

Tatsächlich dürfte sich der Schaden für Unternehmen auf über 100 Milliarden Euro belaufen, wie Schätzungen aus der Wirtschaft im Betrachtungszeitraum 2018/2019 zeigen. Die enorme Differenz erklärt sich auch durch das hohe Dunkelfeld in diesem Phänomenbereich. Insbesondere Unternehmen zeigen Fälle von Cybercrime und damit verbundene materielle Schäden nach wie vor vergleichsweise selten an. Die Furcht vor einem Vertrauensverlust bei Partnern und Kunden steht dabei dem Interesse, die Tat strafrechtlich verfolgen zu lassen, entgegen.

Peter Henzler, Vizepräsident beim Bundeskriminalamt

Phishing im Online-Banking geht stark zurück

Mit insgesamt 723 gemeldeten Fällen von Phishing im Online-Banking ist diese Zahl um nahezu 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Was sich das BKA damit erklärt, „dass die Banken ihre TAN-Verfahren weiterentwickelt und bekannte Sicherheitslücken geschlossen haben“ und „präventive Sicherheitsmaßnahmen für Geräte und Prozesse ergriffen wurden“.

Für 2019 geht das Bundeskriminalamt allerdings von weiter steigenden Fallzahlen im Bereich Cyberkriminalität aus, zuletzt konnte das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz einen Bunker mit zweihundert Servern vom Netz nehmen, auf denen unter anderem der „Wall Street Market“, der mit rund 41 Millionen Euro Umsatz zweitgrößte Drogenumschlagplatz im Darknet, gehostet wurde.

Die Behörde gibt auf ihrer Website Präventions- und Verhaltenstipps in Bezug auf die gängigsten Delikte der Internetkriminalität und hat zudem eine Anlaufstelle für Internet­kriminalität/Cyber­crime eingerichtet.

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