be quiet! Dark Rock Pro 4 im Test: Messergebnisse und Fazit
2/2Testsystem und Methodik
Für den Test des Dark Rock Pro 4 wird die AM4-Plattform für Kühlertests genutzt. Dabei kommt ein AMD Ryzen 7 1700X (Test) zum Einsatz, der im geräumigen Thermaltake Suppressor F51 untergebracht wird. Messungen werden sowohl mit Basistakt als auch bei übertaktetem Prozessor durchgeführt. Alle Details zu dem Testsystem und der Methodik hält der Artikel „So testet ComputerBase CPU-Luftkühler“ bereit.
Messergebnisse
Um verschiedene CPU-Kühler sinnvoll miteinander vergleichen zu können, werden die Konkurrenten nicht bei gleicher Drehzahl, sondern in Relation zum Schalldruckpegel dargestellt. Diese Variante berücksichtigt eine unterschiedliche Anzahl an Lüftern ebenso wie verschiedene Lüfterformate. Im Diagramm wird die Temperaturdifferenz zwischen CPU- und Raumtemperatur auf der Y-Achse gezeigt, während auf der X-Achse der zugehörige Schalldruckpegel des jeweiligen Kühlers aufgetragen wird.
Ein Kühler ist umso leistungsstärker, je weiter unten sich seine Kurve im Diagramm befindet, und umso leiser, je weiter links die Kurve verläuft. Temperaturdifferenzen werden in Kelvin angegeben. Zum Übertragen auf den heimischen PC kann der entsprechende Wert einfach auf die Raumtemperatur in °C addiert werden, um die Prozessortemperatur in °C zu erhalten. Die Farbkodierung im Diagramm zeigt die Kühlerklasse: Kompaktwasserkühlungen sind in Blau, Doppelturm-Luftkühler in Schwarz, größere Tower-Kühler in Orange, mittlere Tower-Kühler in Grün und Topblow-Kühler in Grau dargestellt. Das neue Testmuster ist in Rot abgebildet. Per Klick auf eine Linie im Diagramm wird der entsprechende Legenden-Eintrag hervorgehoben und via Klick auf selbigen die zugehörige Linie ein- oder ausgeblendet.
Hinweise zur Darstellung der Daten
Es gilt zu beachten, dass beinahe übereinanderliegende Linien in diesem Plot bedeuten, dass die Kühler quasi gleich sind. Eine noch feinere Unterscheidung ist aufgrund der üblichen Messungenauigkeiten nicht sinnvoll, weshalb eine höher aufgelöste Darstellung bewusst nicht verfügbar ist. Wie an den Daten der Kühler beim Standardtakt des Prozessors ablesbar ist, spielt es ohne Übertaktung ohnehin kaum eine Rolle, welcher der (größeren) Luftkühler eingesetzt wird, da die Kühler kaum gefordert werden. Erst bei übertakteter CPU trennt sich die Spreu vom Weizen.
be quiet! legt den Dark Rock Pro 4 auf leisen Betrieb aus: Bereits bei 36 dB(A) ist Schluss. Das sorgt dafür, dass der Kühler nicht an der Spitze mitspielen kann. Bezogen auf den Schalldruckpegel erzielt der Proband aber ein gutes Ergebnis, denn im niedrigen Lautstärke-Bereich erreicht er fast die beiden führenden Luftkühler Noctua NH-D15 (Test) und Deepcool Assassin III (Test).
Wie bei allen großen Kühlern lohnt sich auch beim Dark Rock Pro 4 der Vergleich bei nicht übertakteter CPU nicht: Für die überschaubare Abwärme des Ryzen 7 1700X ohne Übertaktung reichen bereits deutlich kleinere Kühler aus und Doppelturm-Luftkühler sowie Kompaktwasserkühlungen rutschen so nahe zusammen, dass Unterschiede zwischen den einzelnen Kontrahenten zu vernachlässigen sind.
Kein Test mit Referenzlüftern
Die Serienlüfter des Dark Rock Pro 4 setzen auf ein proprietäres Rahmendesign und die Lüfterklammern wurden daran angepasst. Folglich lässt der Kühler keinen Einsatz von alternativen Lüftern anderer Hersteller zu – sofern nicht mit improvisierten Halterungen gearbeitet wird. Deshalb wird auf Messungen mit Referenzlüftern verzichtet.
Ein Montagsmodell
ComputerBase hat insgesamt drei Muster des Dark Rock Pro 4 getestet, denn das erste Exemplar wurde den von be quiet! erwarteten Resultaten nicht gerecht. Ein Nachtest mit einem weiteren Modell desselben Kühlers kommt bisweilen vor: So wurden in letzter Zeit beispielsweise auch der Thermalright Silver Arrow T8 (Test) und der Deepcool Assassin III (Test) zweifach getestet. Bei diesen Modellen befanden die Hersteller ebenso, dass das Ergebnis nicht so gut ausgefallen ist, wie sie es erwartet hätten, und um sicherzugehen, dass es nicht an einem defekten Einzelfall liegt, wurde ein zweites Testmuster analysiert.
Die Problematik liegt auf der Hand: Kühler werden nicht mit jeder erhältlichen CPU vom Hersteller getestet und auch die verschiedenen Hardware-Tester greifen auf unterschiedliche Plattformen und Messbedingungen zurück. So verwundert es nicht, dass die Resultate nicht nur von einem Tester zum anderen unterschiedlich ausfallen, sondern manchmal auch auf den Hersteller überraschend (schlecht?) wirken.
Während beim Assassin III und Silver Arrow T8 die Ergebnisse der zweiten Testmuster (im Rahmen der Messungenauigkeiten) identisch zu den jeweiligen Daten der ersten Muster waren, sieht der Fall beim Dark Rock Pro 4 anders aus: Testmuster 1 wurde von kleineren Kühlern wie dem Noctua NH-U12A (Test) und dem Scythe Fuma 2 (Test) überholt, während Exemplar 2 gut 5 Kelvin bessere Temperaturen erreicht. Dass Testmuster 1 schlechter als erwartet arbeitet, hat be quiet! im Nachgang selbst bestätigt, denn auch in internen Tests des Herstellers schnitt es messbar schlechter ab, als ein durchschnittlicher Dark Rock Pro 4 sein sollte.
Um sicherzugehen, dass Testmuster 1 ein Montagsmodell war und nicht Testmuster 2 als „Golden Sample“ besonders gut funktioniert, hat ComputerBase zudem einen dritten Dark Rock Pro 4 getestet – dieses Muster wurde von der Redaktion unabhängig im Einzelhandel erstanden. Nummer 3 landet eine Punktlandung auf den Ergebnissen von Exemplar 2, woraus geschlussfolgert wird, dass etwas mit dem ursprünglichen Testmuster nicht stimmt: Es ist vermutlich als Montagsmodell durch die Qualitätskontrolle gerutscht.
be quiet! leistet noch Aufklärungsarbeit
be quiet! will das erste Testmuster genauer untersuchen um festzustellen, weshalb es zu schlecht abgeschnitten hat. Sobald ComputerBase eine Rückmeldung erhält, wird der Test ein Update mit diesen Informationen erhalten. Immerhin: Der hin und wieder aufkeimende Vorwurf, Hersteller würden besonders gute, selektierte Ware an Tester verschicken, kann in diesem Fall eindeutig als unbegründet abgewiesen werden. Für die Wertung des Kühlers wird auf die Resultate des zweiten Exemplars zurückgegriffen.
Fazit
Der be quiet! Dark Rock Pro 4 ist ein hervorragend verarbeiteter Doppelturm-Luftkühler, der (von einem Montagsmodell abgesehen) eine seiner Größenklasse angemessene, nämlich sehr gute CPU-Kühlung liefert. Wie beim Dark Rock 4 (Test) halten sich optische Änderungen des Kühlers im Vergleich zu Generation 3 in engen Grenzen: Wer die dunklen Kühler von be quiet! mag, findet im Dark Rock Pro 4 den passenden Prozessorkühler.
Mit den Design-Entscheidungen gehen allerdings Nachteile bei der Montage des Kühlers einher, die andere aktuelle Prozessorkühler zu umgehen wissen. Daran gemessen ist ein Modell wie der Scythe Fuma 2 (Test) mit seinem bemerkenswert einfachen Montagesystem klar im Vorteil.
Der Dark Rock Pro 4 ist im niedrigen Schallpegelbereich zuhause, denn ihm fehlen nach oben hin im Vergleich zu Konkurrenten wie dem Noctua NH-D15 (Test) und dem Deepcool Assassin III (Test) die Reserven: be quiet! legt die Lüfter des Kühlers ausschließlich für leisen Betrieb aus. Das passt zum Firmenmotto von be quiet! und auch zum üblichen Betrieb eines Prozessorkühlers – es sollte jedoch bei der Jagd nach Übertaktungsrekorden im Hinterkopf behalten werden.
Preislich liegt der Dark Rock Pro 4 in der Mitte zwischen Scythe Fuma 2 für knapp 50 Euro und Noctua NH-D15 beziehungsweise Deepcool Assassin III für knapp 90 Euro. Auch leistungstechnisch siedelt er sich zwischen diesen Konkurrenten an. Ein Kühler vom Kaliber eines Fuma 2 reicht in den meisten Fällen auch für übertaktete Prozessoren problemlos aus. Wer ans absolute Limit möchte, kommt um NH-D15 oder Assassin III nicht herum. Der Dark Rock Pro 4 buhlt in der Nische zwischen beiden um die Gunst der Käufer.
- Sehr gute Kühlleistung
- Hervorragende Verarbeitung
- Leise Serienlüfter
- Unpraktische Montage
ComputerBase hat den be quiet! Dark Rock Pro 4 zweimal vom Hersteller zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA. Einen dritten Dark Rock Pro 4 hat die Redaktion auf eigene Kosten im Handel erstanden.
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