Mobilfunk: Deutsche Telekom will LTE primär in Städten ausbauen
Der Technik-Chef der Deutschen Telekom, Walter Goldenits, hat sich Fragen aus dem Netz rund um die Themen Mobilfunkversorgung, 5G und LTE, Inbetriebnahme von Mobilfunkmasten, Fiber to the Home, Überbrückung der letzten Meile und Versorgung von ländlichen Gebieten, die derzeit noch ADSL mit 16 Mbit/s nutzen müssen, gestellt.
Wer im ICE unterwegs ist, kennt das Problem der eingeschränkten Mobilfunkversorgung, die unabhängig vom Mobilfunkanbieter immer wieder negativ in Erscheinung tritt. Am Beispiel der Bahnstrecke Hamburg - Berlin etwa sucht die Deutsche Telekom derzeit 34 Standorte, um die Versorgung signifikant zu verbessern, so Goldenits. Auf der Strecke habe das Unternehmen bereits ausgemacht, wo die Kunden ein schlechtes Kundenerlebnis haben. Der Technik-Chef nennt jedoch Komplikationen bei der Standortfindung und Probleme bei den Genehmigungen. Auf der Strecke gebe es einen Bannwald, in dem keine Mobilfunkstationen gebaut werden dürfen. „Wenn der Bannwald höher priorisiert wird als der Mobilfunk, gibt es eben keine Versorgung“, so Goldenits.
LTE wird in Städten weiter ausgebaut
Beim Thema Mobilfunkausbau erklärt der Technik-Chef, dass die Deutsche Telekom auch nach 2021 weiter in LTE investieren werde. Der Aufbau des 5G-Netzes und die Weiterentwicklung von LTE sollen Hand in Hand gehen. Jeder neu aufgebaute Standort werde in der Lage sein, auch 5G zur Verfügung zu stellen. Erneuerungen der Infrastruktur müssten grundsätzlich auch 5G-tauglich sein, um bei Bedarf per Software auf 5G zu wechseln. Beim LTE-Ausbau liegt der Fokus allerdings auf den Städten. Goldenits sagte: „Wir werden natürlich, wenn wir in den Städten noch mehr Kapazität bringen, nicht nur 5G-Kapazität bringen, sondern auch viel 4G-Kapazität.“ Für den Aufbau neuer Mobilfunkmasten vergehe allerdings viel Zeit, weil nach dem Aufbau der passiven Infrastruktur aus Beton und Stahl weitere Schritte wie die Anbindung an das Stromnetz und Glasfasernetz sowie die Integration in das Netz der Telekom folgten. Goldenits wünsche sich zwar, dass es schneller gehen würde, will aber auch qualitativ hochwertige Arbeit abliefern.
Kooperationen für Nutzung von Mobilfunk-Infrastruktur
Um die Mobilfunkversorgung auf dem Land zu verbessern, spricht sich Goldenits für Kooperationen bei der Nutzung vorhandener Infrastruktur anderer Anbieter aus. „Wir bieten auch unseren Mitbewerbern unsere Infrastruktur an. Wir sehen hier eine Win-Win-Situation.“ In unwirtschaftlichen Gebieten könne so Wirtschaftlichkeit hergestellt werden, außerdem stünde den Anwohnern so Mobilfunk von bis zu drei Anbietern zur Verfügung.
5G-Frequenzen sollen ohne Auktion vergeben werden
Die zukünftige Vergabe weiterer 5G-Frequenzen, die für 2025 erwartet wird, soll nach Vorstellung der Deutschen Telekom der Vergabe in Skandinavien ohne Versteigerung folgen. Immer wieder betonen Netzbetreiber und Netzausrüster, dass das für die Auktionen ausgegebene Geld beim Netzausbau fehle. „Stattdessen wird den Netzbetreibern dort [Skandinavien] nahegelegt, etwas Gutes für die Bevölkerung zu tun. Und statt Auktionsgeld einzunehmen, wird einfach ins Netz investiert.“ Diese Methode sollte Goldenits zufolge auch in Deutschland in Betracht gezogen werden.
Letzte Meile mit Funk überwinden
Die letzte Meile im Festnetz will die Deutsche Telekom in Zukunft auch mit Funk überwinden. Zwar habe Fiber to the Home (FTTH) Priorität, doch bei einem Pilotversuch in Bad Honnef wird die Übertragung mit Hilfe einer Gigabit-fähigen Außenantenne getestet. Diese Technik wird Wireless to the Home genannt (WTTH). Die Deutsche Telekom hatte eine solche Lösung zum MWC 2018 auch via 5G als „Virtual Fiber“ in Aussicht gestellt. Die Funk-Lösung nutzt hingegen 26 GHz und 60 GHz und zeigt sich laut Goldenits anfällig für Störungen: „Man braucht zwischen dem Sender und dem Empfänger eine direkte Sichtverbindung. Man muss nur ein Löschblatt dazwischen halten, und schon geht die Bandbreite runter und verschwindet irgendwann bei Null. Das heißt, da gibt es ein paar technische Herausforderungen, die man meistern muss.“
Auf dem Land hat die Wirtschaftlichkeit Priorität
In Neubaugebieten will die Deutsche Telekom hingegen möglichst nur noch FTTH verlegen. Bis zu zwei Millionen Haushalte sollen pro Jahr mit FTTH erschlossen werden. Eine Einschränkung gibt es aber für jüngst mit Super Vectoring erschlossene Neubaugebiete. Dann werde die letzte Meile für bis zu VDSL 250 auch in absehbarer Zukunft noch mit Kupfer überwunden. Auf dem Land will die Deutsche Telekom ihr Hybrid-Produkt aus Festnetz-Internet und Mobilfunk weiter vermarkten. Das sei aber nur ein Zwischenschritt, so Goldenits, denn zusätzlich setze das Unternehmen auf Förderprogramme des Bundes oder der Länder. Hier spielt erneut die Wirtschaftlichkeit des Ausbaus eine Rolle: „Genau wie andere Unternehmen bewirbt sich auch die Telekom um solche Förderungen – die es dann ermöglichen, auch Gegenden ans schnelle Festnetz anzubinden, in denen das bisher aus finanziellen Gründen nicht möglich war.“