Gigaset GX290 und Cat S52 im Test: Runterfall-Smartphones in schick oder günstig
tl;dr: Während Cat Phones das Design von Outdoor-Smartphones mit dem Cat S52 mit Aluminium-Rahmen und einer Dicke unter 1 cm alltagstauglich werden lässt, überzeugt Gigasets erstes Rugged-Smartphone für 300 Euro mit enormer Akkulaufzeit – auf Kosten der Dicke und des Gewichts.
Mit dem Gigaset GX290 und dem Cat S52 sind jüngst zwei neue robuste Outdoor-Smartphones alias „ruggedized“ auf den Markt gekommen, die unterschiedliche Ansätze verfolgen. Möchte das GX290, Gigasets erstes Rugged-Smartphone überhaupt, mit einem attraktiven Preis von 299 Euro deutlich unter bisherigen Vertretern dieser Kategorie Käufer finden, schickt sich das Cat S52 an, dem dicken, klumpig wirkenden Design bisheriger Modelle den Kampf anzusagen. Damit soll das Smartphone für die breite Masse attraktiv werden, die zwar ein robustes, aber zudem auch optisch ansprechendes Mobilgerät mit guter Kamera sucht.
Im Test treten beide Android-9-Modelle direkt gegeneinander an und müssen beweisen, wer wann die Nase vorn hat und schlussendlich die bessere Wahl ist. Während das Gigaset GX290 zunächst belegen muss, dass der Hersteller überhaupt eine Alternative zu den etablierten Rugged-Smartphones von Cat Phones in diesem Bereich ist, muss das Cat S52 zeigen, ob sich Design und Robustheit nicht doch weiterhin ausschließen.
Gigaset GX290 | Cat Phones S52 | |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 9.0 Variante Android 10.0 |
Android 9.0 |
Display: | 6,10 Zoll, 720 × 1.560 283 ppi IPS, Gorilla Glass 3 |
5,65 Zoll, 720 × 1.440 285 ppi IPS, Gorilla Glass 6 |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | Touch, Fingerabdrucksensor, Status-LED |
SoC: | MediaTek Helio P23 8 × Cortex-A53, 2,00 GHz 16 nm, 64-Bit |
MediaTek Helio P35 4 × Cortex-A53, 2,30 GHz 4 × Cortex-A53, 1,80 GHz 12 nm, 64-Bit |
GPU: | Mali-G71 MP2 770 MHz |
PowerVR GE8320 680 MHz |
RAM: | 3.072 MB Variante 4.096 MB |
4.096 MB LPDDR4X |
Speicher: | 32 / 64 GB (erweiterbar) | 64 GB (erweiterbar) |
1. Kamera: | 13,0 MP, 1080p LED, f/2,00, AF |
12,0 MP, 1080p LED, f/1,80, AF |
2. Kamera: | 2,0 MP | Nein |
3. Kamera: | Nein | |
4. Kamera: | Nein | |
5. Kamera: | Nein | |
1. Frontkamera: | 8,0 MP | |
2. Frontkamera: | Nein | |
GSM: | GPRS + EDGE | |
UMTS: | Ja | HSPA+ ↓42,2 ↑11,52 Mbit/s |
LTE: | Advanced ↓300 ↑50 Mbit/s |
Ja ↓300 ↑100 Mbit/s |
5G: | Nein | |
WLAN: | 802.11 a/b/g/n | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct |
Bluetooth: | 5.0 | |
Ortung: | A-GPS, GLONASS | GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo |
Weitere Standards: | USB-C 2.0, NFC | USB-C, NFC |
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM | |
Akku: | 6.200 mAh (23,87 Wh) fest verbaut, kabelloses Laden |
3.100 mAh fest verbaut |
Größe (B×H×T): | 79,0 × 162,4 × 15,30 mm | 76,6 × 158,1 × 9,69 mm |
Schutzart: | IP68 | IP68 + MIL-STD-810G |
Gewicht: | 279 g | 210 g |
Preis: | ab 299 € / 329 € | 499 € |
Gigaset GX290 und Cat S52 im Vergleich
Bei den technischen Spezifikationen zeigen sich Unterschiede, die über das Design hinausgehen. Allerdings ist das GX290 mit einer Dicke von 15,3 mm deutlich dicker als das Cat S52 mit 9,69 mm. Die 200 Euro Aufpreis vom GX290 zum S52 machen sich jedoch auch an anderer Stelle bemerkbar. Während sich der Unterschied bei den Displays in erster Linie auf die Größe und das Seitenverhältnis bezieht und beide nicht mit einer hohen Auflösung und Pixeldichte glänzen, sind die Gegensätze bei den anderen technischen Daten deutlicher.
Denn während das Gigaset GX290 auf ein 6,1 Zoll großes IPS-Display mit Notch und 19,5:9-Seitenverhältnis setzt, das eine Auflösung von 1.560 × 720 Pixeln bietet und laut Hersteller eine typische Helligkeit von 580 cd/m² und einen Kontrast von 1.000:1 erreicht, kommt beim Cat S52 ein 5,65 Zoll großes IPS-Display mit einem Seitenverhältnis von 18:9 zum Einsatz. Dessen Auflösung liegt bei 1.440 × 720 Pixeln. Die Pixeldichte ist mit 283 ppi beim GX290 und 285 ppi beim S52 somit vergleichbar. Während das GX290 von Gorilla Glass 3 geschützt wird, verfügt das S52 über Gorilla Glass 6.
Beide Smartphones sind ab Werk mit einer Display-Schutzfolie versehen. Beim zur Verfügung gestellten Testgerät des GX290 zeigen sich allerdings unschöne Luftränder um die Frontkamera und die Sensoren, an denen die Folie nicht fest mit dem Display verbunden ist. Diese ließen sich auch nicht ausstreichen.
SoC-Mittelklasse von MediaTek
Beim Hauptprozessor setzen beide auf ein Mittelklassemodell von MediaTek. Im Cat S52 steckt mit dem Helio P35 allerdings das neuere in 12 nm gefertigte Modell, dass auf zwei Cluster mit unterschiedlich schnell taktenden Cortex-A53-Kernen setzt. Der Helio P23 im GX290 ist in 16 nm gefertigt und hat acht identische Cortex-A53-Kerne. Auch beim Arbeitsspeicher bietet das S52 mit 4 zu 3 Gigabyte etwas mehr, der interne Speicher fällt mit 64 zu 32 Gigabyte doppelt so groß aus, kann jedoch bei beiden Probanden mit einer microSD-Karte erweitert werden. Während sich diese beim GX290 den Steckplatz mit der zweiten SIM teilt, können beim S52 zwei SIM-Karten und eine microSD-Karte gleichzeitig genutzt werden.
Das S52 bietet die schnelleren Standards
Auch bei den Verbindungsstandards bietet das S52 jeweils etwas mehr als das GX290. Zwar unterstützen beide Smartphones LTE mit 300 Mbit/s im Downstream, im Upstream ist das S52 mit 100 Mbit/s jedoch schneller als die maximalen 50 Mbit/s des GX290. Beim WLAN wartet nur das S52 mit Wi-Fi 5 auf, also WLAN nach 802.11ac, während beim GX290 schon mit Wi-Fi 4, also 802.11n, Schluss ist. Wi-Fi 6 bieten beide nicht. Beide Modelle besitzen NFC, einen Fingerabdrucksensor und einen USB-C-Anschluss, wobei letzterer beim GX290 auf USB 2.0 limitiert ist.
Kunststoff-Bumper gegen Alu-Rahmen
Bei Abmessungen von 162,4 × 79 × 15,3 mm kommt das Gigaset GX290 auf ein Gewicht von 279 g und setzt auf das von Outdoor-Smartphones bekannte Design mit viel Plastik um die Hardware, um diese bei Stürzen zu schützen. Den verstärkten Metallrahmen bekommt der Nutzer nur teilweise am Rand zu Gesicht, der Rest ist großzügig vom Zwei-Komponenten-TPU-Spritzguss-Gehäuse umgeben.
Mit einem Gewicht von 210 g und Maßen von 76,6 × 158,1 × 9,69 mm ist das Cat S52 deutlich dünner und hat einen Rahmen aus Aluminium. Statt auf Glas setzt Cat bei der Rückseite aber auch auf gummiertes, rutschfestes TPU. Das Design des S52 ist sehr viel eleganter und alltagstauglicher als das des GX290 und setzt die Designlinie des Cat S61 (Test) fort, ist dabei allerdings noch weniger auf „rugged“ getrimmt.
Der Fingerabdrucksensor des GX290 sitzt auf der Rückseite des Smartphones unterhalb der Dualkamera und bietet beispielsweise mit dem Scrollen durch Bildschirmseiten weitere Funktionen, damit dies bei sicherem Griff auch mit einer Hand möglich ist. Beim S52 ist die Kamera in der oberen linken Ecke der Rückseite, der Fingerabdrucksensor aber ebenfalls mittig platziert. Er ist bei beiden gut zu erreichen, beim S52 allerdings besser zu ertasten, da er tiefer in das Gehäuse gesetzt und weniger rutschig ist. Beide Fingerabdrucksensoren erledigen ihren Dienst im Alltag problemlos und schnell.
Akku mit 6.200 mAh gegen 3.100 mAh
Das größere Volumen und mit 279 zu 210 g höhere Gewicht des Gigaset GX290 machen sich jedoch in einem Punkt deutlich bemerkbar: dem Akku. Beträgt seine Kapazität beim GX290 6.200 mAh, sind es beim S52 nur noch 3.100 mAh.
Zudem kann nur das GX290 auch kabellos nach Qi-Standard mit bis zu 15 Watt geladen werden, das S52 muss hingegen immer ans Kabel. Beim mitgelieferten Netzteil setzen beide Smartphones auf ein 18-Watt-Modell, um den Akku schnell laden zu können.
GX290 und S52 werden zur Powerbank
Doch die USB-C-Anschlüsse des GX290 und S52 können auch zum Aufladen anderer Geräte genutzt werden. Wird etwa ein anderes Smartphone mit einem passenden USB-C-Kabel verbunden, wird dieses über das GX290 und S52 aufgeladen – sie werden so zur Powerbank. Dies ist insbesondere beim großen Akku des GX290 eine nützliche Funktion. Es kann währenddessen allerdings selbst wiederum nicht per Wireless Charging geladen werden.
IP68 bei beiden, Militärstandard nur beim S52
Bei der Widerstandsfähigkeit setzen beide Smartphones auf eine IP68-Zertifizierung. Beide sind somit staubdicht und dürfen 30 Minuten in mindestens 1,5 m Tiefe unter Wasser getaucht werden. Nur das S52 von Cat Phones ist auch nach MIL-STD-810G zertifiziert. Hinter der Bezeichnung verbirgt sich eine technische Militärnorm aus den USA. Sie umfasst unter anderem Tests zu extremen Temperaturen, Feuchtigkeit, Luftdruck, Salznebel und Vibration. Die Norm als solche schreibt dem Hersteller allerdings nicht vor, dass die Tests tatsächlich alle durchgeführt werden und dass das Gerät diese auch bestehen muss. In der Praxis ist sie deshalb in erster Linie ein Anhaltspunkt dafür, dass ein Smartphone neben Wasser- und Staubdichte auch große Temperaturschwankungen übersteht und sich etwa im Winter nicht spontan ausschaltet. Cat gibt an, dass das S52 bis zu 35 Minuten in 1,5 m tiefem Wasser verweilen darf und Stürze aus 1,5 m ohne technische Beschädigung übersteht – deutliche Spuren am Gehäuse bleiben jedoch zurück. Temperaturunterschiede zwischen -30 und +65 Grad Celsius (Thermoschock) sollen dem S52 zudem nichts anhaben. Den Gefrierschrank haben im Test beide überstanden. Beim GX290 ließen sich bis zum Auftauen daraufhin keine Tasten mehr drücken und das Smartphone hatte sich bereits abgeschaltet. Das S52 schaltete sich mit dem Hinweis einer zu niedrigen Temperatur des Akkus aus, ließ sich jedoch unmittelbar wieder einschalten und benutzen.
Das GX290 setzt auf Abdeckungen auf den Anschlüssen
Beim Schutz der Anschlüsse unterscheiden sich GX290 und S52 aber auch. Denn obwohl beide nach IP68 zertifiziert sind, muss beim GX290 darauf geachtet werden, dass die Abdeckung des USB-C- und Kopfhöreranschlusses immer wieder gut geschlossen wird, damit das Smartphone tatsächlich wasserdicht ist. Beim Cat S52 ist dies nur im Bereich der SIM und der microSD-Karte nötig, auf die man weitaus seltener zugreift. Der USB-C-Anschluss im unteren Rahmen und der Klinkenanschluss am oberen Ende sind beim S52 beide auch ohne Abdeckungen wasser- und staubdicht. Wer das GX290 immer kabellos lädt und auf Bluetooth-Kopfhörer setzt, für den spielt die Abdeckung hingegen eine untergeordnete Rolle.
Dual- und Single-Kamera mit Sony-Sensoren
Bei der Dual-Hauptkamera des GX290 kommt der 13-Megapixel-Sensor IMX214 von Sony zum Einsatz, dem ein 2-Megapixel-Sensor für die Tiefenmessung zur Seite gestellt ist, um einen Bokeh-Effekt auf Fotos zu ermöglichen. Das Cat S52 setzt ebenfalls auf einen Sensor von Sony, den IMX363, der beispielsweise auch im Google Pixel 3 (Test) zum Einsatz kommt. Dieser bietet 12,2 Megapixel bei 1,4 μm Pixelgröße. Die f/1.8-Linse kommt auf eine Brennweite von 27 mm Kleinbild-Äquivalent. Der IMX214 verfügt hingegen über eine Pixelgröße von 1,12 μm und eine Blendenzahl von f/2,0. Cat verspricht die beste Kamera in einem Rugged-Smartphone zu liefern, was noch zu beweisen sein wird.
Das S52 liefert die besseren, aber übersättigte Fotos
In der Praxis liefert das S52 gute Bilder, die allerdings deutlich übersättigt sind. Insbesondere der Grünanteil ist unnatürlich hoch. Das GX290 ist beim Motiv sehr viel wählerischer und stellt die Umgebung bei hellem Himmel viel zu dunkel dar. Farben, Schärfe und Details gehen völlig verloren. Das S52 liefert in diesen Fällen ein deutlich besseres Ergebnis, auch wenn Schärfe und Details ebenfalls nicht mit High-End-Smartphones mithalten können. Bei anderen Bildern wie der Baumrinde bleibt das GX290 blass und farblos.
Der Bokeh-Effekt beim Gigaset GX290 fällt sehr unterschiedlich aus. Je nach Entfernung zum Objekt hat das Smartphone schnell mit deutlichen Abgrenzungsschwierigkeiten des Objekts und des Hintergrundes zu kämpfen. Der Porträtmodus kann somit gute Ergebnisse liefern – jedes Bild genau zu prüfen, bleibt aber nicht aus. Das S52 erzeugt einen ähnlichen Bokeh-Effekt ohne zweite Kamera und liefert dabei, wie auf Bild 28 und 29 zu sehen, mitunter das bessere Ergebnis.
Die 8-MP-Frontkamera des GX290 unterstützt zudem eine einfache Gesichtserkennung zum Entsperren des Smartphones, die sich auf das Abbild verlässt und kein umfangreiches 3D-Modell nutzt. Das Display-Licht als Blitz ist allerdings zu dunkel, um für gute Selfies bei wenig Licht zu sorgen.
Displays unter der Lupe
Gigaset verspricht beim GX290 eine typische Helligkeit von 580 cd/m² und einen Kontrast von 1.000:1. Im Test liegt die maximale Helligkeit mit 671 cd/m² deutlich darüber und ist nicht von einer direkten Sonneneinstrahlung abhängig, sondern lässt sich jederzeit über den Regler abrufen. Schwarz leuchtet mit 0,491 cd/m² vergleichsweise hell, der Kontrast ist mit 1.367:1 aber dennoch über den Angaben von Gigaset, auch wenn er nicht zu den besten unter den IPS-Displays im Testfeld zählt. Mit einem Weißpunkt von 9.800 Kelvin ist das GX290 allerdings sehr kühl abgestimmt.
Das S52 von CAT ist mit 553 cd/m² in der Spitze zwar deutlich dunkler, schneidet im Testfeld aber immer noch vergleichsweise gut und etwa auf dem Niveau eines OnePlus 7 Pro, Huawei P30 Pro oder Samsung Galaxy S10e ab. Aufgrund eines niedrigeren Schwarzwertes bei maximaler Helligkeit von nur 0,32 cd/m² bietet das S52 mit 1.728:1 den besseren Kontrast, der sich nicht vor anderen Smartphones ohne OLED-Display verstecken muss.
Die minimale Helligkeit bei der Darstellung von Weiß fällt allerdings auch sehr unterschiedlich aus. Sind die 4 cd/m² des GX290 noch in Ordnung, leuchtet das S52 mit 21 cd/m² zu hell.
Zudem zeigt sich im Test ein weiterer Unterschied: 200 cd/m² erreicht das Gigaset GX290 mit einer Einstellung bei rund 28 Prozent Display-Helligkeit. Die übrigen 70 Prozent verteilen sich somit auf die verbleibenden 571 cd/m², womit der Regler eine recht gute Gleichverteilung über das gesamte Intervall bietet. Beim Cat S52 werden die 200 cd/m² hingegen erst bei 79 Prozent der eingestellten maximalen Helligkeit erreicht. Die restlichen 21 Prozent regeln somit 353 cd/m², was eine zielgerichtete manuelle Steuerung der Helligkeit deutlich weniger genau macht.