Kampf gegen Funklöcher: Bund will rund 5.000 Sendemasten errichten
Montag will das Bundeskabinett die neue Mobilfunkstrategie offiziell beschließen. Das Ziel: Den LTE-Ausbau beschleunigen und Funklöcher schließen. Dafür will der Bund in den kommenden Jahren 1,1 Milliarden Euro bereitstellen, erklärte nun der Staatssekretär im für die digitale Infrastruktur zuständigen Verkehrsministerium.
Bis 2024 will die Bundesregierung „die benötigten 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung [stellen], um so gut wie alle Funklöcher in Deutschland zu schließen“, sagte Staatssekretär Steffen Bilger (CDU) den Stuttgarter Nachrichten. Das Geld kommt von dem Sondervermögen Digitale Infrastruktur.
Milliarden für Förderprogramme und staatliche Mobilfunkmasten
Verwendet werden soll das Geld für Förderprogramme sowie eine staatliche Mobilfunk-Infrastruktur. Fördergelder sollen nach den aktuellen Plänen an die Netzbetreiber fließen, die wenig lukrative Standorte ausbauen. Angedacht ist dafür eine „Weiße-Flecken-Auktion“ – damit will der Bund ermitteln, welcher Anbieter die geringsten Zuschüsse für einen bestimmten Standort benötigt. Dieser soll dann den Zuschlag erhalten.
Wenn das nicht ausreicht, soll der Staat selbst Masten aufstellen. Es geht also um Regionen, in denen der Ausbau für die privaten Netzbetreiber nicht rentabel ist. Dafür wird eine staatliche Mobilfunk-Infrastrukturgesellschaft gegründet, die nach aktueller Schätzung rund 5.000 Sendemasten erbauen soll. Beim Personal kalkuliert der Bund mit rund 100 Mitarbeitern, für die Gründungsphase im kommenden Jahr ist ein Budget von 5 Millionen Euro veranschlagt.
Die Summe wurde in der Haushaltsbereinigungssitzung des Bundestags bestätigt. Staatssekretär Bilger ist mit diesem Schritt zufrieden. In den Stuttgarter Nachrichten erklärte er, die Infrastrukturgesellschaft soll künftig dort Sendemasten errichten, wo „Privatunternehmen außerhalb der bestehenden Ausbauverpflichtungen und Vereinbarungen nicht tätig werden“. Mit dieser Strategie will die Bundesregierung auch die Grundlage für den 5G-Ausbau schaffen.
Trotz Fortschritten bleiben Funklöcher ein Problem
Der Mobilfunk-Ausbau schreitet zwar voran, trotzdem bleiben Funklöcher ein Problem. Kürzlich vermeldete etwa die hessische Landesregierung, dass 99 Prozent der Haushalte mit LTE abgedeckt sind. Im Bericht der Stuttgarter Nachrichten ist von 98 Prozent der bundesdeutschen Haushalte die Rede, die mit LTE versorgt sind.
Es sind allerdings Zahlen, die den Mobilfunk-Alltag in Deutschland nur bedingt wiedergeben. Vor allem in ländlichen Regionen sind Nutzer noch mit Funklöchern und schlechtem Empfang konfrontiert. Außerdem hängt es oftmals davon ab, welches Netz gerade verfügbar ist – manche Gebiete werden nur von einem einzelnen der Netzbetreiber abgedeckt. Einen Überblick liefert hier die Funkloch-Karte der Bundesnetzagentur, die auf Messungen der Nutzer basiert.
Viele Funklöcher zeigen sich zudem, wenn man eine längere Strecke reist. An dieser Stelle werden die Probleme beim Konzept der Haushaltsabdeckung deutlich. Durch den Fokus auf Haushalte sind vor allem Ortschaften versorgt, der Ausbau im Land bleibt zurück. Wie die Stuttgarter Nachrichten berichten, bedeutet etwa der LTE-Ausbau von 98 Prozent der Haushalte, dass nur etwa 67 Prozent der Fläche versorgt sind.
Netzbetreiber-Kooperation als gutes Signal
Fortschritte verspricht sich Staatssekretär Bilger zudem von dem Mobilfunk-Pakt, den die Mobilfunk-Netzbetreiber Deutsche Telekom, Telefónica Deutschland und Vodafone Anfang dieser Woche verkündet haben. Die Anbieter wollen zusammen 6.000 neue Mobilfunk-Standorte koordiniert aufbauen und gemeinsam nutzen. 1&1 Drillisch als viertem 5G-Netzbetreiber wurde ebenfalls angeboten, sich an der Aktion zu beteiligen. Angesichts dieser Pläne erklärte Bilger, die „Bürger werden schon sehr bald besseren Empfang haben“.