Lieferprobleme bei Intel: Dell kassiert Prognosen ein und schickt Aktie auf Talfahrt
Dell bekommt die Lieferprobleme bei Intel nun deutlich zu spüren – an gleich mehreren Fronten. Die Auswirkungen scheinen so groß, dass das Unternehmen in der Nacht sowohl seine Prognose für das aktuelle Quartal als auch das gesamte Finanzjahr nach unten korrigieren musste. Daraufhin gab die Aktie deutlich nach.
Dell kämpft bereits seit Monaten und bis dato erfolgreich an mehreren Fronten, doch nun kommt ein weiterer Dämpfer dazu. Der Handelsstreit mit China belastet das Server-Geschäft, die DRAM-Preise sind ein Dauerthema, dazu kommen Veränderungen im SSD-Markt – und nun auch noch Intel mit Lieferproblemen bei Prozessoren, die anstatt besser zu werden, erst einmal noch zunehmen sollen. Zu viel der negativen Einflüsse, der Branchenriese kassiert seine bisherige Prognose ein. Die neue Hochrechnung für das aktuelle Finanzjahr 2020 ist mit zwei Milliarden US-Dollar weniger Umsatz veranschlagt als zuvor.
And finally Intel CPU shortages have worsened quarter-over-quarter the shortages are now impacting our commercial PC and premium consumer PC Q4 forecasted shipments.
Dell
An ein schnelles Ende glaubt Dell nach den Erfahrungen der letzten Quartale mit ähnlichen Problemen nicht. Bereits für das gesamte erste Halbjahr des kommenden Jahres wird weiterhin mit Engpässen gerechnet. Der Börse gefiel das erwartungsgemäß nicht, die Aktie gab zwischenzeitlich über fünf Prozent nach, obwohl Dell ansonsten ein solides drittes Quartal ausweisen konnte.
Intels Lieferprobleme noch größer als gedacht?
Dem überraschenden supply letter von Intel vor einer Woche, in dem der Hersteller Lieferprobleme offiziell einräumte, könnte letztlich viel mehr Bedeutung zukommen als bisher gedacht. Dass der Hersteller nicht direkt alle Einzelheiten in die Öffentlichkeit trägt, das Thema eher blumig ausschmückt, wäre der Regelfall.
Intel-Kritiker Charlie Demerjian hat sich das Schreiben noch einmal genauer zur Brust genommen und lässt kein gutes Haar daran. Vor allem Formulierungen wie „the impact of any production variability, which we have experienced in the quarter“ seitens Intel (PDF) lassen bei ihm Alarmglocken erschrillen. Wenngleich einige Dinge in der Analyse auf SemiAccurate überspitzt formuliert sind, dürfte am Ende deutlich mehr hinter der gesamten und durchaus komplexen Thematik stecken, als Intel bisher offen kommuniziert hat.
Dells CFO Tom Sweet hat in dieser Woche erklärt, mehr AMD-Chips evaluieren zu wollen, nachdem er auf Intels Lieferprobleme angesprochen worden war. Dell habe bereits AMD im Programm sagte Sweet – die Auswahl ist jedoch extrem spärlich. Dells Finanzchef machte weiterhin klar, dass vor dem zweiten Halbjahr 2020 nicht mit einer Entspannung seitens Intel zu rechnen sei.