Viper Ultimate im Test: Sensorik, Verbindung, Akku und Software

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Fabian Vecellio del Monego
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Die Viper Ultimate verfügt über einen Mikro-Controller und einen internen Speicher, um fünf erstellte Profile autark sichern und anwenden zu können. Letzteres ist eine deutliche Verbesserung zur kabelgebundenen Viper, deren Speicher lediglich Platz für dpi-Konfigurationen bot. Die Verzögerung beträgt bei einer maximalen USB-Abfragerate von 1.000 Hertz eine Millisekunde, optional werden zudem Polling-Raten von 500 und 125 Hertz unterstützt. Die Latenz steigt dabei reziprok proportional.

Sensorik mit guten sowie nicht spürbaren Verbesserungen

Schon die Viper setzte auf einen angepassten PixArt PMW-3389, den Razer unter dem Namen „Razer 5G“ vermarktet. Die Viper Ultimate setzt ebenfalls auf ein Derivat des populären High-End-Sensors, die Unterschiede fallen jedoch erheblich größer aus.

Weniger interessant sind dabei allerdings die abermals inflationär ansteigenden Parameter: Der nunmehr als „Razer Focus+“ beworbene und seit 2016 in Kooperation zwischen Razer und PixArt entwickelte PAW-3399 bietet zwar erstmals eine native Sensorauflösung von 20.000 Punkten pro Zoll und kann Geschwindigkeiten von bis zu 16,5 Metern pro Sekunde messen, doch sind beide Werte weit abseits des als Mensch praktisch Nutzbaren. Schon die Spezifikationen des altgedienten PMW-3360 stellen diesbezüglich keine Einschränkung dar.

PixArt PMW-3331 PixArt PMW-3360 PixArt PMW-3389 PixArt PAW-3399 Logitech Hero 16K
Sensorik Optisch
Auflösung 100–8.500 dpi 200–12.000 dpi 100–16.000 dpi 100–20.000 dpi 100–16.000 dpi
Geschwindigkeit 7,6 m/s 6,3 m/s 10,2 m/s 16,5 m/s 10,2 m/s
Beschleunigung 343 m/s² 490 m/s² > 392 m/s²
Lift-off-Distance ~ 2,8 mm ~ 1,2 mm ~ 1,5 mm ~ 1 mm

Dass Razer überdies behauptet, mit dem neuen Sensor sogar noch höhere Geschwindigkeiten verarbeiten, dies aber nicht mehr objektiv messen zu können, darf folglich als technisch beeindruckend, nicht aber als relevant betrachtet werden. Eine der Präzision in menschlicher Verwendung tatsächlich zuträgliche Besonderheit ist hingegen die Tatsache, dass der PAW-3399 über das gesamte Auflösungsspektrum hinweg ohne Glättung und Software-Nachbearbeitung auskommt – auch wenn höhere vier- oder gar fünfstellige dpi-Werte ohnehin gemieden werden sollten, weil Mäuse schlichtweg zu sensibel und Eingaben folglich unkontrollierbar werden.

Synchronisation sorgt für frischere Daten

Wirklich interessant sind derweil zwei andere Anpassungen. Die erste betrifft die Effizienz des PAW-3399, die die eines PMW-3389 oder PMW-3360 übertrifft. Die Effizienz von Logitechs Hero-Sensor bleibt zwar unerreicht, aber dennoch kann die Viper Ultimate bei gar leichterem Gewicht eine vergleichbare Akkulaufzeit erreichen. Die zweite Neuerung bewirbt Razer unter dem Namen „Motion Sync“ und verspricht ein gleichmäßigeres Tracking. Dahinter verbirgt sich eine Synchronisation der vom Sensor erfassten Frames, der Verarbeitung durch den Mikro-Controller der Viper Ultimate und der anschließenden Datenübertragung zum Rechner.

Zur vereinfachten Erklärung kann hier eine Analogie zu AMDs FreeSync oder Nvidias G-Sync gezogen werden: Die Maus schnürt die an den Rechner zu übermittelnden Datenpakete mit neuen Sensorik-Informationen genau so, dass sie zum Ende eines Intervalls der USB-Abfragerate vorliegen. Letztere stellt selbst bei den unter Gaming-Mäusen üblichen 1.000 Hertz oftmals den Flaschenhals dar: Je nach Zeitpunkt von Datenerfassung und -übermittlung kann im schlechtesten Fall knapp eine Millisekunde vergehen, sofern immer die neuesten Daten berücksichtigt werden.

Konkret versucht die Viper Ultimate, die vom Rechner angefragten Bewegungs­informationen immer aus dem zeitlich letzten Prozent des vorangegangenen Intervalls zwischen der letzten und der eingehenden Abfrage zu beziehen. Bei 1.000 Hertz entspricht das einer maximalen Verzögerung von zehn Mikrosekunden. Grundsätzlich neu ist dieser Ansatz derweil nicht, Logitech beispielsweise etablierte eine ähnliche Technik bereits vor einigen Jahren – allerdings bislang nur bei kabelgebundenen Mäusen. Die Viper Ultimate schafft es nun erstmals auch drahtlos.

Razer selbst ist sich jedoch bewusst, dass die bisherigen Sensor-Platzhirsche bereits zu akkurat arbeiten, als dass die gleichmäßigere Datenausgabe des PAW-3399 mit dem bloßen Auge erfasst werden könnte. In Diagrammen führt „Motion Sync“ jedoch zu einer geringeren Varianz unter zeitlich nahe beieinanderliegenden Messungen, sodass auch der Schnitt der einzelnen Datenpakete – also die letztendliche Bewegung des Mauszeigers – glatter ausfällt. Zudem erklärt sich auf diesem Wege die von Razer beworbene, in Relation zur G Pro Wireless rund 25 Prozent niedrigere Latenz. In absolute Zeit umgerechnet, liegt dieser Wert jedoch klar unterhalb einer Millisekunde und damit auch unterhalb des Rahmens menschlicher Wahrnehmung.

Automatische Kalibrierung und asymmetrische Lift-off-Distance

Zwei weniger bedeutsame, aber einfacher spürbare Neuerungen sind die Möglichkeiten einer automatischen Sensorkalibrierung sowie einer für das Abheben und Aufsetzen der Maus getrennt einstellbaren Lift-off-Distance. Letzeres lässt sich indes nicht frei konfigurieren: Wenn die asymmetrische Lift-off-Distance aktiviert wird, liegt der Kontaktpunkt beim Absetzen der Viper Ultimate stets einen oder zwei Zentimeter unterhalb des Abschneide-Abstands beim Anheben. Letztere lässt sich manuell auf einen, zwei oder drei Zentimeter festlegen.

Abermals beeinflusst wird diese Distanz jedoch von der automatischen Oberflächen­kalibrierung des Sensors. So war es bei der kabelgebundenen Viper lediglich möglich, die Maus manuell an verschiedene Unterlagen anzupassen; nun geschieht das fließend und ohne Zutun des Nutzers. Die Viper Ultimate lässt sich dementsprechend mehr oder minder gleichermaßen gut auf einem Stoff-Mauspad und einem Holztisch verwenden, ohne dass die Synapse-Software zur Kalibrierung konsultiert werden muss. Ein Ergebnis dessen ist wiederum die nach Möglichkeit weiter abgesenkte Lift-off-Distance, sodass die kabellose Viper bei optimalen Bedingungen gar noch früher abschneidet.

Razer Focus+ / PixArt PMW-3399 (1.000 Hertz, Mikrofaseruntergrund)
Razer Focus+ / PixArt PMW-3399 (1.000 Hertz, Mikrofaseruntergrund)

Razer behält somit tatsächlich Recht , wenn der Hersteller behauptet, mit dem Focus+ den derzeit besten Maussensor anzubieten – weder Logitechs Hero noch ältere PixArt-Derivate reichen vollends an die Leistung des PAW-3399 heran. Die Unterschiede sind allerdings so gering, dass ein Mensch keine Vorteile daraus ziehen kann; lediglich die automatische Kalibrierung und die niedrige Lift-off-Distance können einen rein praktischen – aber nicht zwangsläufig die Präzision verbessernden – Nutzen haben.

Anschluss und Stromversorgung

Auch bei der drahtlosen Verbindung per 2,4-GHz-Funk-Dongle sieht sich Razer überlegen und bewirbt mit „HyperSpeed“ einen schnelleren Datenaustausch, als ihn konkurrierende Mäuse bieten, darunter auch die G Pro Wireless mit Logitechs „Lightspeed“. Die Abfragerate solle ebenfalls stabil bei 1.000 Hertz liegen, während der Hersteller auf den Konkurrenten zeigt und der G Pro Wireless vorwirft, leicht darunter zu liegen. In der Praxis verschwimmen diese Unterschiede – falls vorhanden – aber ohnehin, da die wenigsten Nutzer ihre Mäuse in einer optimalen Umgebung ohne störende Signale und geographische Hindernisse verwenden.

So liegt die Abtastrate der G Pro Wireless langfristig tatsächlich eher bei 999,7 Hertz statt der angestrebten und glatten 1.000 Hertz. Die Viper Ultimate hingegen erreicht im Schnitt 999,8 Hertz. Schon die Zeitersparnis durch die verbesserte Sensorik ist gering, doch bei der Funkverbindung sind folglich keine Abweichungen außerhalb des Rahmens von Messungenauigkeiten ersichtlich.

Laden per Kabel oder Dock

Nutzern ist es freigestellt, ob sie die Viper Ultimate zum Ladevorgang an das USB-A-auf-Micro-USB-Kabel anschließen oder auf das „Charging Dock“ setzen. Auf letzterem wird die Maus magnetisch fixiert und lädt über zwei bewegliche und abgerundete Kontakte. Sofern die Ladestation nicht nur mit einem Netzadapter – der ohnehin nicht im Lieferumfang enthalten ist –, sondern mit dem Rechner verbunden ist, bietet sie zwischen den Ladezyklen einen USB-A-Port als Pass-Through und visualisiert während des Ladens farblich den Akkustand der Viper Ulitmate.

Zur Verbindung dient das Mauskabel. Drittanbieter-Kabel mit Micro-USB-Anschluss müssen jedoch nicht unbedingt ebenfalls passen, da die Buchse des Docks in einem rund zwei Zentimeter langen und schmalen Gang platziert wurde. Gleiches gilt in weniger ausgeprägter Form auch für die Viper Ultimate, deren Anschluss auf der Unterseite sich ebenfalls nicht leicht zugänglich auf Höhe des Mausrads befindet. Doch auch die USB-A-Buchse des Docks ist schwer zu erreichen, sodass nur beispielsweise sehr schmale USB-Sticks eingesteckt werden können.

Die G Pro Wireless bietet somit letztendlich zwei Vorteile: Einerseits dauert der Ladevorgang dank des deutlich kleineren Akkus weniger lang – Logitechs Maus ist nach circa anderthalb Stunden bei 100 Prozent, während Razers Maus ungefähr doppelt so viel Zeit benötigt. Andererseits lässt sich die G Pro Wireless auch während der Verwendung induktiv laden, sofern Nutzer über ein PowerPlay-Mauspad (Test) verfügen. Bei Razer ist diese Annehmlichkeit der Mamba Hyperflux vorbehalten.

Aktivierte Beleuchtung senkt die Laufzeit drastisch

Der verbaute Lithium-Ionen-Akku der Viper Ultimate besitzt eine Kapazität von 450 Milliamperestunden. Bei deaktivierter Beleuchtung kommt das Eingabegerät dadurch laut Razer auf eine Laufzeit von 70 Stunden, im Test waren es geringfügig weniger. Wenn die Leuchtdioden bei der ab Werk konfigurierten Helligkeit von 33 Prozent bleiben, reduziert sich die Laufzeit auf rund 45 Stunden. Die maximale Helligkeit führte im Test abermals zu einer deutlichen Minderung der Laufzeit, bietet aber gegenüber dem Standard keinen beachtenswerten Mehrwert.

Der Vergleich zur G Pro Wireless offenbart recht deutlich, dass Razer trotz der Verbesserungen am Sensor nicht annähernd Logitechs Effizienz erreicht: Der Konkurrent bringt es mit einem lediglich 240 Milliamperestunden starken Akku auf eine in der Praxis gar leicht längere Laufzeit: Die Viper Ultimate verbraucht offenbar im Stillstand mehr Strom als die G Pro Wireless. Letztere wacht zudem bei plötzlicher Bewegung schneller aus dem nach inaktiver Zeit eintretenden Energiesparmodus auf, doch auch Razers Maus benötigt dazu nicht mal eine Sekunde.

Die umfangreiche Software muss nicht mehr immer laufen

Den größten Kritikpunkt an der kabelgebundenen Viper fand ComputerBase in deren unzureichenden internen Speicher, der lediglich den wichtigsten Sensor-Einstellungen Platz bietet. Wollen weitere Annehmlichkeiten der umfangreichen Software genutzt werden, muss diese partout im Hintergrund laufen. Dass Razers Synapse 3 nach wie vor alles andere als schlank ausfällt, macht die Situation nochmals unerfreulicher. Der Hersteller hat aber offenbar daraus gelernt: Die Viper Ultimate kann sämtliche Sensorikparameter und einfache Tastenzuweisungen autark in fünf Profilen sichern, wobei vier davon komplett manuell konfigurierbar sind.

Sogar komplexere Tastaturmakros der „Hypershift“ genannten Sekundärbelegung lassen sich somit verwenden, ohne dass Synapse im Hintergrund aktiv ist. Lediglich direkte Software-Einbindungen bedürfen des laufenden Programms, lassen sich aber meist gut umgehen: Wird in Synapse die Tastenaktion „Apps durchgehen“ ausgewählt, funktioniert diese nicht autark; ein manuell konfiguriertes Makro der entsprechenden Tastatureingaben, Windows und Tabulator, allerdings schon.

Nach wie vor auf Synapse angewiesen ist jedoch die RGB-Beleuchtung von Maus und Ladestation. Beide Geräte behalten beim Beenden der Software nur die Helligkeit der Leuchtdioden, nicht aber die gewählten Farben oder Effekte, sodass stets eine RGB-Farbschleife die Folge ist. Es sei denn, die Helligkeit wurde so niedrig wie nur möglich konfiguriert – dann bleibt die Beleuchtung aus.

Verarbeitung auf hohem Niveau

Hinsichtlich der Verarbeitungsqualität entspricht die Viper Ultimate ihrem hohen Preis – die Spaltmaße sind durchweg akkurat und temporär eindrücken lässt sich das Gehäuse selbst bei erhöhtem Kraftaufwand kaum. Auch ein Knarzen bleibt bei normaler Verwendung aus, ein Klappern beim Schütteln der Maus ist auf das Mausrad zurückzuführen. Die gummierten Seiten und einige wenige glänzende Oberflächen sind darüber hinaus potentiell anfällig für Abrieb und Kratzer, dazu kam es in rund eineinhalb Wochen alltäglichen Gebrauchs jedoch nicht.