Mobile 15-Watt-CPUs im Test: AMD Picasso gegen Intel Ice Lake gegen Comet Lake
tl;dr: Ende 2019 wetteifern drei CPU-Architekturen um die Gunst der Käufer im Ultrabook: Intel Ice Lake und Comet Lake sowie AMD Picasso. Intel vereint beide in der 10. Generation der Core-Serie, AMD lässt sie als Ryzen 3000U firmieren. Der Vergleich gibt Einblicke in Stärken und Schwächen jeder Plattform.
Intel Ice Lake & Comet Lake im Überblick
Über Ice Lake und Comet Lake wurde schon viel auf ComputerBase geschrieben, deshalb soll es an dieser Stelle nur einen kurzen Überblick zur Einordnung geben.
Ice Lake ist Intels erste in Serie gefertigte 10-nm-CPU und nutzt gleichzeitig eine komplett neue CPU- und GPU-Architektur. Comet Lake wird wiederum weiterhin in 14 nm gefertigt und basiert auf der bekannten Architektur, die mit Skylake im Jahr 2015 ihre Premiere gefeiert hat. Comet Lake sind damit quasi aktuelle Desktop-CPUs vom Typ Coffee Lake im Notebook-Trim, Ice Lake hingegen eine ganz eigene Art, von der es kein Desktop-Pendant gibt.
Im Test vertreten ist jeweils das theoretisch zweitgrößte Modell. Bei Ice Lake ist das der Core i7-1065G7 mit 15 Watt TDP bei maximal 3,9 GHz, aber mit der größten neuen iGPU „G7“, bei Comet Lake der i7-10510U mit vier Kernen und maximal 4,9 GHz Takt sowie der altbekannten iGPU vom Typ (U)HD Graphics. Die Comet-Lake-CPU hat auf dem Papier also 1,0 GHz mehr Takt zur Verfügung, für Ice Lake sprechen derweil die höhere IPC, die deutlich bessere neue iGPU sowie die Integration von Thunderbolt 3 und in Teilen Wi-Fi 6, was es OEMs ermöglicht, beide Standards kostengünstiger umzusetzen.
Modell | Kerne/Threads | Basistakt | Turbo (1 Kern) | L3 | GPU | TDP | TDPup |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Intel „Ice Lake“ | |||||||
Core i7-1068G7 | 4/8 | 2,3 GHz | 4,1 GHz | 8 MB | G7 | 28 W | ? |
Core i7-1065G7 | 4/8 | 1,3 GHz | 3,9 GHz | 8 MB | G7 | 15 W | 25 W |
Core i5-1035G7 | 4/8 | 1,2 GHz | 3,7 GHz | 6 MB | G7 | 15 W | 25 W |
Core i5-1035G4 | 4/8 | 1,1 GHz | 3,7 GHz | 6 MB | G4 | 15 W | 25 W |
Core i5-1035G1 | 4/8 | 1,0 GHz | 3,7 GHz | 6 MB | G1 | 15 W | 25 W |
Core i3-1005G1 | 2/4 | 1,2 GHz | 3,4 GHz | 4 MB | G1 | 15 W | – |
Intel „Comet Lake“ | |||||||
Core i7-10710U | 6/12 | 1,1 GHz | 4,7 GHz | 12 MB | UHD | 15 W | 25 W |
Core i7-10510U | 4/8 | 1,8 GHz | 4,9 GHz | 8 MB | UHD | 15 W | 25 W |
Core i5-10210U | 4/8 | 1,6 GHz | 4,2 GHz | 6 MB | UHD | 15 W | 25 W |
Core i3-10110U | 2/4 | 2,1 GHz | 4,1 GHz | 4 MB | UHD | 15 W | 25 W |
fett = im Test |
Die getesteten CPUs stehen nur in der zweiten Reihe, weil es jeweils noch ein Modell darüber gibt. Bei Comet Lake ist das der Core i7-10710U mit erstmals sechs Kernen in der 15-Watt-Klasse, der aktuell aber nur sehr selten zum Einsatz kommt. Bei Ice Lake handelt es sich dabei um den Core i7-1068G7, der mit 28 Watt TDP die 4,0-GHz-Marke beim Turbo-Takt brechen soll. Diese CPU ist bis heute aber nicht einmal in Intels CPU-Datenbank Ark angekommen. Dass sie wirklich auf den Markt kommt, darf bezweifelt werden.
Bis auf den Core i3 mit Ice Lake dürfen alle CPUs mit bis zu 25 Watt TDP betrieben werden. Wie der Test zeigen wird, gehen einige OEMs aber sogar noch darüber hinaus.
AMD Picasso im Überblick
CPUs der Serie Picasso waren Anfang 2019 die ersten, die von AMD in die neue Ryzen-3000-Serie eingegliedert wurden. Sie basieren im Kern aber noch auf der Zen+-Architektur und werden in 12 nm gefertigt. Der CPU-Part entspricht damit quasi dem der Ryzen 2000 für Desktop-PCs. Die Vega-Grafikeinheit wurde vom mobilen Vorgänger Raven Ridge sogar 1:1 übernommen, nur die Taktraten fallen etwas höher aus.
Modell | Kerne/Threads | Basistakt | Turbo (1 Kern) | L3 | GPU | TDP | TDPup |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Ryzen 7 3750H | 4/8 | 2,3 GHz | 4,0 GHz | 4 MB | Vega10 Mobile | 35 W | – |
Ryzen 5 3550H | 4/8 | 2,1 GHz | 3,7 GHz | 4 MB | Vega8 Mobile | 35 W | – |
Ryzen 7 3700U | 4/8 | 2,3 GHz | 4,0 GHz | 4 MB | Vega10 Mobile | 15 W | 35 W |
Ryzen 5 3500U | 4/8 | 2,1 GHz | 3,7 GHz | 4 MB | Vega8 Mobile | 15 W | 35 W |
Ryzen 3 3300U | 4/4 | 2,1 GHz | 3,5 GHz | 4 MB | Vega6 Mobile | 15 W | 35 W |
Ryzen 3 3200U | 2/4 | 2,6 GHz | 3,5 GHz | 4 MB | Vega3 Mobile | 15 W | 35 W |
Die Ryzen 3000U dürfen offiziell auch mit bis zu 35 Watt TDP betrieben werden. Ryzen 5 3500U und Ryzen 7 3700U werden so quasi zu Ryzen 5 3550H und Ryzen 7 3750H.
Lenovos Notebooks im Überblick
ComputerBase hat AMD Picasso, Intel Ice Lake und Intel Comet Lake in drei Notebooks von Lenovo getestet, die allerdings alle aus einer anderen Serie stammen. Auf Tests zur Akkulaufzeit wurde deshalb verzichtet, eine verlässliche Aussage zum Einfluss der CPU ließe sich daraus ohnehin nicht ableiten.
Der Intel Core i7-1065G7 („Ice Lake“) kam im Lenovo Yoga C940 zu uns, das von Intel installierte Windows wurde durch eine eigene Installation der Redaktion ersetzt. Die Konfiguration verfügte über 16 GB LPDDR4-3733 (Dual-Channel) und eine 1 TB große NVMe-SSDs. Der Preis liegt bei knapp 1.900 Euro.
Der Intel Core i7-10510U („Comet Lake“) wurde von Lenovo im Yoga C640 zur Verfügung gestellt. Die genutzte Konfiguration setzt ebenfalls auf 16 GB DDR4-2400 (Dual-Channel), bietet allerdings nur 512 GB SSD-Speicherplatz. Der Preis fällt mit 1.099 Euro deutlich niedriger aus. Den Klassenunterschied sieht man Display und Gehäuse an, das Chassis ist aber ebenfalls steif und die Darstellung gut. Die Eingabegeräte geben sich nichts.
Noch eine Klasse tiefer hat Lenovo das IdeaPad S540 mit AMD Ryzen 7 3700U („Picasso“) positioniert. Es bietet in der getesteten Konfiguration 8 GB DDR4-2400 (Dual-Channel) und eine 512 GB große SSD. Der Preis: 699 Euro.
Zwei Leistungsprofile ab Werk
Alle drei Notebooks von Lenovo bieten zwei Leistungsprofile über die Software Lenovo Vantage an: „Leise“ und „Leistung“. Interessanterweise ist ab Werk immer „Leise“ aktiv. Welches Profil gewählt wird, hat einen deutlichen Einfluss auf Leistung und Lautstärke, wie die per HWiNFO ausgelesenen Messwerte zur CPU-Package-Power bereits andeuten.
Im Yoga C940 gestattet Lenovo der Ice-Lake-CPU im Modus „Leistung“ mit 25 Watt eine Leistungsaufnahme, wie beispielsweise auch Razer sie in der Mercury Edition des Razer Blade Stealth konfiguriert hat – der Wert entspricht der offiziellen „config TDP up“. Auch die 9 Watt im Modus „Leise“ sind vom Stealth bekannt, dort liegen sie im Modus „Stromsparend“ an. Einen Mittelwert bei 15 Watt, der offiziell von Intel für die CPU vorgesehenen TDP, gibt es im C940 nicht.
CPU | Modus | Verlauf CPU-Package-Power | ||
---|---|---|---|---|
kurzfristig | langfristig | |||
Yoga C940 | i7-1065G7 | Leistung | 35 Watt | 25 Watt |
Yoga C940 | i7-1065G7 | Leise | 25 Watt | 9 Watt |
Yoga C640 | i7-10510U | Leistung | 35 Watt | 20 Watt |
Yoga C640 | i7-10510U | Leise | 25 Watt | 15 Watt |
IdeaPad S540 | R7 3700U | Leistung | Auslesen nicht möglich | |
IdeaPad S540 | R7 3700U | Leise | Auslesen nicht möglich |
Anders sieht das beim Yoga C640 mit Comet Lake aus. Hier gibt es im Modus „Leistung“ dauerhaft 20 Watt, wobei es wohl 25 Watt (die offizielle „config TDP up“) wären, wenn nicht neben dem TDP-Limit auch die CPU-Temperatur eine Rolle spielen würde. Und im Modus „Leise“ sind es 15 Watt.
Im Profil „Leistung“ geht das Ice-Lake-C940 also mit mehr elektrischer Leistung in den Vergleich mit dem Comet-Lake-C640.
Beim IdeaPad S540 lassen sich über Tools keine verlässlichen Informationen zum Verbrauch der CPU auslesen und Ryzen Master ist auch Ende 2019 noch nicht zur U-Serie kompatibel.