Apple MacBook Pro 16 Zoll im Test: Akkulaufzeit und Fazit
3/3In dem marginal größeren Chassis bringt Apple neben aufgewerteter Hardware und besserer Kühlung einen größeren Akku unter. Der ist mit 99,8 Wh gerade so noch im Rahmen der Regeln der US-Bundesluftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Administration) und kann deshalb im Flugzeug transportiert werden. Der Akku ist damit 5 Prozent größer als im 2012 eingestellten MacBook Pro 17 Zoll sowie satte 16,2 Wh leistungsfähiger als im direkten Vorgänger, dem 2019 erschienenen MacBook Pro 15 Zoll.
Der 100-Wh-Akku sorgt dafür, dass die Laufzeiten trotz des großen Displays mit hoher Auflösung sehr gut ausfallen. Im redaktionellen Alltag bestätigten sich die von Apple angegebenen 11 Stunden Laufzeit für drahtloses Surfen als annähernd realistisch, wobei im Test eher 9 bis 10 Stunden Arbeit im CMS über Safari und Bildbearbeitung mit Gimp dem häufigsten Szenario entsprechen.
Über 12 Stunden Videostreaming
Die den Herstellerangaben nahen Messwerte treffen auch auf die Laufzeiten im multimedialen Bereich zu, denn mit deutlich über 12 Stunden Spielzeit in YouTube sortiert sich das Notebook weit oben in der Rangliste ein. Nur das Surface Book 2 mit 86 Wh und das bewusst aufgrund der Akkulaufzeit mit Full-HD-Display getestete Dell XPS 13 (9380) schneiden besser ab.
Unter den Power-Notebooks der 15- und 16-Zoll-Klasse war Apples Schritt zu einem etwas größeren, aber weiterhin eleganten Gehäuse mit Platz für einen 99,8-Wh-Akku genau der richtige und angesichts der Konkurrenz im Windows-Lager ein rechtzeitiger Konter. Denn mit Asus, Dell, HP, Lenovo und Razer gibt es bereits mehrere Anbieter, die ihre Creator-, Gaming- und Workstation-Flaggschiffe mit 95 Wh und mehr ausrüsten.
Apples Laufzeitangaben beinhalten keinerlei Anwendungen für den professionellen Bereich, auch nicht für Apps von Apple. Dass sich 100 Wh abseits von Office- und Multimedia-Apps deutlich schneller leeren lassen, zeigen die Benchmarks zur Leistungsfähigkeit unter Dauerlast im Batteriebetrieb. Wer mit Software wie Cinema 4D von Maxon rendert, wie es beim Cinebench R15 vorkommt, kann in 10 Minuten Volllast auf allen 8 Kernen auch schnell 15 Prozent der Akkuladung verbrauchen.
Das MacBook Pro 16 Zoll ist üblicherweise kein Office-Notebook, sodass Nutzer von Final Cut, Premiere Pro, Photoshop oder eben auch Programmen wie Cinema 4D mit kürzeren Laufzeiten rechnen müssen. Wenn 8 Kerne und eine GPU unter Volllast laufen, zieht das auch im noch so effizientesten und mit dem größten Akku ausgestatteten Notebook die Laufzeiten in den Keller. Creator müssen sich darüber im Klaren sein, dass Rendering-Jobs mit 10, 11 oder 12 Stunden Dauerlast doch besser unter Verwendung des Netzteils gestartet werden sollten. Das USB-Typ-C-Netzteil ist mit 96 Watt über USB-PD ebenfalls leistungsstärker geworden. Unverändert ist hingegen das 2 m lange USB-Typ-C-Kabel, das Apple dem Notebook beilegt.
Fazit
Ist Apple mit dem MacBook Pro 16 Zoll in gewissen Bereichen tatsächlich zum Altbewährten zurückgekehrt und hat vermeintliche Verbesserungen der letzten Jahre rückgängig gemacht? Genau das trifft es sehr gut, denn es sind Bereiche wie die Tastatur und das größere Gehäuse, die das MacBook Pro mit vermeintlichen Rückschritten nach vorne katapultieren. Die neue Tastatur ist das, was Anwender seit Jahren verlangen. Endlich hat Apple auf die Nutzer gehört und sich mit der Rückkehr zum Scherenmechanismus einen Fehler eingestanden und diesen zugleich korrigiert. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis das gesamte Portfolio umgestellt wird. Jeder Refresh bestehender Apple-Notebooks muss fortan die neue Tastatur mit sich bringen.
Das Plus an Tastenhub wird erst durch die Zugewinne beim Gehäuse möglich. Diese Maßnahme hat an drei weiteren Stellen Auswirkungen auf das MacBook Pro. Ein größerer Kühler und neue Lüfter mit bei Bedarf höheren Drehzahlen sorgen dafür, dass Apple diesmal die auf dem Papier zur Verfügung stehende Leistung in der Praxis ausliefert. Nachdem mit der letzten Generation die Turbo-Taktfrequenzen des Prozessors noch für Frust bei einigen professionellen Anwendern sorgten, fällt die Leistung diesmal durch die Bank hoch und stabil aus. Und während aufseiten des Prozessors noch die gleichen CPUs mit jetzt besserer Kühlung zum Einsatz kommen, steht bei den GPUs AMDs leistungsfähige Navi-Generation zur Auswahl. Die liefert in Profi-Apps und Spielen deutlich mehr Leistung als zuvor Polaris und Vega. Und auch wenn die Preise fürs Aufrüsten erneut hoch ausfallen, stellt Apple mit bis zu 64 GB RAM und 8 TB SSD-Speicher Optionen zur Auswahl, die in einem Großteil des professionellen Umfelds keine Kompromisse mehr darstellen.
Und auch beim Akku weiß Apple das zusätzliche Gehäusevolumen sinnvoll zu nutzen und verbaut mit 100 Wh genau das, was in der Luftfahrtbranche gerade noch erlaubt ist. Arbeitende Reisende ohne Steckdose am Sitzplatz können daher sogar Langstreckenflüge entspannt auf sich zukommen lassen. Im Arbeitsalltag mit dem MacBook Pro herrschte nie Akkuknappheit, doch muss hier klar zwischen den Workloads unterschieden werden. Wer ständig Videos oder 3D-Szenen rendert, intensiv in Photoshop arbeitet, Musik am laufenden Band produziert oder dauernd am Spielen ist, wird auch den großen Akku leer bekommen – und das nicht zu langsam.
Verbesserung Nummer 3, die mit dem größeren Gehäuse einhergeht, sind die sehr guten Lautsprecher, die zwar kaum ein Musiker für das finale Abmischen eines Tracks verwenden wird, aber dennoch sehr laut werden können und dabei stets eine sehr gute Qualität behalten, ohne auf den höheren Stufen zu scheppern, zu verzerren oder zu vibrieren.
Von diesen Punkten abgesehen bringt das MacBook Pro bewährte Qualitäten früherer Modelle mit, darunter die exzellente Verarbeitung, das riesige Trackpad und den sehr guten Bildschirm. Der ist mit 16 Zoll etwas größer geworden, löst etwas höher auf und kommt mit schmaleren Rändern, ist hinsichtlich Pixeldichte, Helligkeit, Kontrast und Farbraum aber ein Bekannter.
Was gibt es also zu meckern am MacBook Pro? Wenig, muss man sagen, denn die Notebook-Neuauflage ist Apple wirklich gelungen. Preis und mangelnde Anschlussvielfalt sind noch am ehesten Angriffsvektoren, wobei den Preis im professionellen Umfeld wahrscheinlich nur wenige Personen scheuen werden. Bei den heutzutage verwendeten Speichermedien in Digitalkameras reichen nur Thunderbolt 3 und kabellose Methoden noch nicht aus. Hier hätte Apple aus dem größeren Gehäuse ebenso einen Nutzen ziehen und wieder mehr Ports anbieten können. Vielleicht wären die dann aber dem Akku oder anderen Bauteilen in die Quere gekommen.
Das MacBook Pro 16 Zoll ist das Notebook für Creator, vor allem solche, die im macOS-Umfeld schon länger nach einem deutlich besseren Nachfolger ohne größeren Makel suchen. Es ist das Notebook, das bereits das letzte Modell hätte sein müssen, aber nicht war – und dann noch ein bisschen mehr. Die Hardware ist Spitzenklasse und einen langjährigen Software-Support mit macOS erhalten Apple-Käufer ebenso. Jetzt muss Apple mit der kleineren Varianten mit 13 Zoll und den anderen Serien nachlegen.
ComputerBase wurde das MacBook Pro 16 Zoll leihweise von Apple zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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