Google Nest WiFi im Test: Übertragungsraten, Leistungsaufnahme und Fazit
2/2Übertragungsraten im Vergleich
Die Messungen zu den Übertragungsraten folgen denen im Test zu den Mesh-WLAN-Systemen von devolo, eero, Netgear und TP-Link. Die Übertragungsraten im Netzwerk werden erneut mit iPerf gemessen, wobei sechs parallele Datenströme gestartet werden. Im Test werden beide Richtungen der Datenübertragung getestet, vom als iPerf-Server fungierenden Rechner zum Client und vom Client zum Server.
Maximale Übertragungsraten bei optimalen Bedingungen
Im ersten Test wird das Mesh-WLAN-System Google Nest WiFi mit Router und Access-Point in einem einzigen Raum ohne Hindernisse zwischen den Komponenten aufgebaut. Dieser Test symbolisiert die maximal mögliche Datenübertragungsrate im Idealfall und dient eher als theoretische Orientierung für das, was unter sehr guten Bedingungen möglich ist. Client- und Server-PC sind, wenn möglich, an den Mesh-Komponenten per LAN-Kabel angeschlossen. Beim Nest WiFi von Google ist dies nur am Router möglich, der Client muss hingegen immer per WLAN angesprochen werden, da er keinen LAN-Anschluss bietet.
Bei optimalen Bedingungen liegen die Übertragungsraten des neuen Nest WiFi deutlich vor denen des Vorgängers, können jedoch nicht ganz mit den schnellsten Systemen im Testfeld mithalten. Als erstes System zeigt Nest WiFi allerdings einen deutlichen Unterschied beim Up- und Download, wobei der Upload vom Client zum Server, also per WLAN über den Access-Point zum per LAN angeschlossenen Router, langsamer als der Download vom Server ist.
Geschwindigkeit durch 5 Trockenbauwände über 15 Meter hinweg
Beim zweiten Testaufbau werden die Netzwerkkomponenten jedes Systems im Büro verteilt, wobei zwischen Server und Client rund 15 Meter liegen und das WLAN-Signal fünf Trockenbauwände mit Metallständerwerk überwinden muss. Da beim Nest WiFi nur ein Router und ein Access-Point für den Test zur Verfügung stehen, kann das WLAN nicht durch einen in der Mitte positionierten Access-Point verstärkt werden.
Da Client- und Server-PC mit den Access-Points jeweils per LAN-Kabel verbunden sind, entfällt dieser Test bei Googles neuem Mesh-WLAN-System, da der Access-Point keinen LAN-Anschluss besitzt.
Im nächsten Test ist der Testaufbau identisch, der Client-PC wird nun aber per WLAN mit einem Abstand von rund vier Metern zum nächsten Access-Point in das Netzwerk integriert. Der Server ist weiterhin per LAN-Kabel an das 15 Meter entfernte Netzwerkgerät des jeweiligen Mesh-Systems angeschlossen. Dieser Test ist somit auch mit dem Nest WiFi möglich.
Wie alle Systeme verliert auch Googles Nest WiFi deutlich an Übertragungsrate, wenn es eine längere Distanz durch Wände zu überwinden gilt. Auch wenn es nicht das schnellste System im Testfeld ist, hat Google die Übertragungsrate im Vergleich zum Vorgänger um mehr als ein Drittel steigern können, obwohl im Test beim Nest WiFi ein Access-Point weniger zum Einsatz kommt als bei Google WiFi.
Übertragungsrate im Einfamilienhaus über je drei Etagen und Decken hinweg
Auch Nest WiFi muss sich einem zweiten Testaufbau in einem Einfamilienhaus über mehrere Etagen stellen. Der Nest-WiFi-Router steht im Erdgeschoss und der Access-Point in der zweiten Etage. Das WLAN-Signal muss somit drei Decken und einen Höhenunterschied von rund 14 Metern in einem Haus aus den 1960er-Jahren überbrücken. Die beiden Komponenten sind auf den Etagen zentral platziert. Client und Server sind, sofern das Mesh-WLAN-System dies ermöglicht, für diese Messungen erneut über ein LAN-Kabel mit den Mesh-Komponenten verbunden, um deren Übertragungsgeschwindigkeit zu ermitteln – beim Google Nest WiFi ist der Client somit erneut lediglich per WLAN mit dem Access-Point verbunden, befindet sich jedoch in unmittelbarer Nähe zu diesem ohne Hindernisse dazwischen.
Drei Etagen im Einfamilienhaus mit massiven Decken sind zu viel für Googles Nest WiFi und die Datenübertragungsrate fällt auf den letzten Platz im Testfeld ab. Verantwortlich hierfür sind zwei Aspekte: Einerseits nutzt Nest WiFi lediglich Dual-Band-WLAN, kann für die Übertragung zwischen den Mesh-Komponenten also nicht auf ein eigenes Funkband zurückgreifen, sondern muss entweder das 2,4- oder 5-GHz-WLAN nutzen, wodurch dieses für die verbundenen Endgeräte wegfällt. Andererseits besteht das Set nur aus zwei Komponenten, so dass ein Repeater in der ersten Etage fehlt, der etwa dem Google WiFi der ersten Generation trotz Dual-Band-WLAN zu einer höheren Übertragungsgeschwindigkeit verhilft. Das Netgear Orbi Voice setzt zum Vergleich ebenfalls nur auf einen Router und einen Access-Point in der zweiten Etage und ohne Repeater in der ersten Etage, nutzt aber Tri-Band-WLAN und hat somit ein eigenes Funkband zur Verbindung der beiden Komponenten.
Beim Nest WiFi ist es aufgrund der Dual-Band-WLAN-Technik somit bei schwierigen Umgebungsbedingungen unerlässlich, durch zusätzliche Access-Points für eine ausreichend starke Funkverbindung zwischen den Komponenten zu sorgen, um die Geschwindigkeit nicht zu stark abfallen zu lassen.
Leistungsaufnahme im Vergleich
Zu guter Letzt muss sich auch Googles Nest WiFi bei der Leistungsaufnahme im Leerlauf und bei aktiver Datenübertragung beweisen. Gemessen wird die Leistungsaufnahme des einzelnen Access-Points.
Zwar liegt Googles Nest WiFi leicht über dem Vorgänger, dennoch kann das System in diesem Punkt erneut überzeugen und verbraucht teils deutlich weniger als die Konkurrenz.
Mesh-WLAN-Preise im Vergleich
Preislich unterscheiden sich die Mesh-WLAN-Systeme im Testfeld deutlich, was auch an Dual-Band- und Tri-Band-WLAN liegt.
Das Set aus Router und einem Access-Point kostet beim Google Nest WiFi 259 Euro. Ein weiterer Access-Point für das Nest WiFi kostet 139 Euro, so dass ein 3er-Set mit insgesamt 398 Euro zu Buche schlägt. Dies ist ein im Vergleich zum TP-Link Deco P9 für ein Dual-Band-WLAN-System vergleichsweise hoher Preis, der sich auch durch den Nest Mini im Access-Point nicht vollständig relativiert.
Fazit
Einrichtung und Inbetriebnahme des Google Nest WiFi sind ebenso unproblematisch und reibungslos wie bei den anderen, zuvor getesteten Mesh-WLAN-Systemen. Nutzer des ersten Google WiFi werden allerdings die eigenständige Google-WiFi-App vermissen, da diese eine speziell auf das WLAN ausgerichtete, bessere Struktur bietet. Google verspricht, dass alle Funktionen aus der WiFi-App nach und nach in die Home-App übertragen werden sollen. Zudem kann die Google-WiFi-App nach der Einrichtung über die Google-Home-App parallel installiert und für den Zugriff auf das Nest-WiFi-System genutzt werden, um Einschränkungen der Home-App vorläufig selbst auszugleichen. An dieser Stelle ist die Verschmelzung aus Google-Assistant-Lautsprecher und Mesh-WLAN-System noch nicht gut vom Hersteller umgesetzt.
Nur mit Google Assistant
Mit dem Nest Mini im Access-Point, der so den Google Assistant ohne zusätzliches Gerät in einen beliebigen Raum bringt, geht Google einen guten Weg, sofern man denn auch beide Komponenten einsetzen möchte. Möchte man keinen smarten Lautsprecher, sondern lediglich ein Mesh-WLAN-System installieren, nimmt sich Google Nest WiFi allerdings so selbst aus dem Rennen. Auch all jene, die nicht auf den Google Assistant als digitalen Sprachassistenten setzen, sondern bereits Siri über Apples HomePod oder Alexa via Echo-Lautsprecher nutzen, werden das Nest WiFi mit Google Assistant voraussichtlich nicht zusätzlich installieren, sondern stattdessen auf ein anderes System setzen, das ausschließlich Mesh-WLAN bietet.
Kein LAN am Access-Point
Google setzt beim Nest WiFi ganz auf WLAN und bietet nur noch am Router neben einem WAN-Port einen normalen LAN-Anschluss. Der Access-Point mit Google-Assistant-Lautsprecher hat hingegen keinen einzigen LAN-Anschluss mehr, obwohl Google beim alten Google WiFi bei jedem Access-Point noch zwei davon bot. Uneingeschränkt zu begrüßen ist der Wegfall der LAN-Anschlüsse nicht, sondern wird vielfach für Kritik sorgen, denn der durchaus realistische Anwendungsfall, dass ein PC über LAN mit dem Access-Point verbunden wird, der auf dem Schreibtisch gleichzeitig als smarter Lautsprecher dient, ist so nicht mehr möglich.
Die Lösung: Zwei Router und kein Access-Point
Eine Lösung für beide oben angeführten Punkte bietet der Erwerb von zwei Google-Nest-WiFi-Routern ganz ohne Access-Point. Denn auch dieses Setup ist bei dem System von Google grundsätzlich möglich. So bieten alle Komponenten zwei LAN-Anschlüsse und es muss kein Google Assistant eingesetzt werden. Allerdings ist dies aufgrund der technischen Überlegenheit des Routers gegenüber dem Access-Point zugleich auch die teuerste Lösung, denn ein Router allein kostet 159 Euro.
Das 2er-Set reicht nicht immer aus
Dem Versprechen, dass ein 2er-Set von Google Nest WiFi so gut ist wie ein 3er-Set der ersten Google-WiFi-Generation, kann der Hersteller im Test allerdings nicht immer gerecht werden. Beim Testaufbau im Büro mit Trockenbauwänden schlägt sich Nest WiFi tatsächlich besser und liefert trotz eines Access-Points weniger die höhere Überragungsrate, Beim Aufbau im Einfamilienhaus stößt das Dual-Band-WLAN-System mit zwei Komponenten dann jedoch an seine Grenzen und die Übertragungsrate des WLANs bremst selbst schnelle Internetzugänge aus.
Einen Grund, von einem vorhandenen Mesh-WLAN-System oder dem ersten Google WiFi auf Nest WiFi umzusteigen, liefert Google nicht. Umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten in Bezug auf das Netzwerk, wie man es etwa bei Netgear findet, bietet Google bei Nest WiFi nicht, denn Google Nest WiFi soll in erster Linie ein einfach zu bedienendes und simpel einzurichtendes Mesh-WLAN-System sein – ein Ansatz, den der Konzern mit Nest WiFi erfüllt. Betrachtet man Nest WiFi ohne den Google Assistant im Access-Point, gibt es hingegen bessere und günstigere Alternativen wie etwa das TP-Link Deco P9 (Test).
ComputerBase hat Nest WiFi leihweise von Google unter NDA zum Testen erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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