C:\B_retro\Ausgabe_9\: Legendäre GPUs v2.0
Auf vielfachen Wunsch hin wirft C:\B_retro\ noch einmal einen Blick auf die besonders legendären GPUs der letzten drei Jahrzehnte. Unvergessene Grafikbeschleuniger von ATi, Matrox und – nicht zuletzt – 3dfx geben sich in Ausgabe 9 die Ehre. Der Rückblick auf die legendären Retro-GPUs v2.0 – legendärer wird's nicht!
Jeden Sonntag wirft C:\B_retro\ einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und die Entwicklung der Computerszene: Was geschah in den letzten 30 Jahren zwischen 1980 und 2010 in der Informationstechnik? Geschichten von Mythen, Meilensteinen und Meisterwerken: C:\B_retro\.
C:\B_retro\Ausgabe_9\
Legendäre Retro-GPUs v2.0
Nachdem sich bereits C:\B_retro\Ausgabe_8\ mit historischen Multi-GPU-Grafikkarten wie der ATi Radeon HD 3870 X2 (Test) und Nvidia GeForce GTX 295 (Test) beschäftigt hat, widmet sich Ausgabe 9 – auf vielfachen Wunsch aus dem Forum – noch einmal ganz besonderen Grafikkarten, die ihrer Zeit voraus waren und neue Maßstäbe setzen konnten. Eine von ihnen sollte sogar nie offiziell erscheinen.
C:\B_retro\Ausgabe_9\Legendäre Retro-GPUs v2.0\
C:\...\3dfx Voodoo 5 6000\
Sie besitzt keinen offiziellen Eintrag bei Wikipedia und erreichte vor dem Ende von 3dfx nicht mehr rechtzeitig den Markt. Defekte Prototypen dieser Grafikkarte wurden bereits 2007 für mindestens 500 Euro gehandelt, funktionstüchtige Exemplare mit der finalen „Revision 3700-A“ für nicht weniger als das Dreifache – heutzutage ist es beinahe undenkbar, an dieses legendäre Stück Hardwaregeschichte zu gelangen.
Echte Kenner wissen spätestens jetzt – die Rede ist von der 3dfx Voodoo 5 6000 auf der Basis des Grafikprozessors 3dfx VSA-100 mit dem Codenamen „Napalm“, dessen herausragende Eigenschaft darin besteht, dass 32 Stück dieser Grafikprozessoren zusammenarbeiten können. Dabei wird per SLI die Berechnung der einzelnen Bildzeilen auf jeden einzelnen dieser Chips verteilt. Die Voodoo-4-Serie besaß einen dieser Chips, die Voodoo-5-Serie – die sich zuerst verschob und dann in Form der Voodoo 5 5500 AGP als letztes Spitzenmodell aus dem Hause 3dfx für rund 750 DM den Markt erreichte – besaß derer gar zwei VSA-100, die Voodoo 5 6000 sollte vier besitzen – wohlgemerkt – sollte.
C:\...\3dfx Voodoo 5 6000\Spezifikationen\
Der Grafikprozessor VSA-100, der schlussendlich nur auf der Voodoo 4 4500 und Voodoo 5 5500 zum Einsatz kommen sollte, besaß die folgenden Spezifikationen:
- 183 MHz Chiptakt
- 350 MHz RAMDAC
- 128-Bit-Speicheranbindung
- 250-nm-Herstellungsprozess
- Unterstützung für SDR-SGRAM/SDRAM
- Unterstützung für Texturkompression mit S3TC und FXT1
- Rotated Grid Supersampling (RGSS) 2×, 4×, 8× (nur auf der Voodoo 5 6000)
- 32 MB SDRAM (Voodoo 4 4500)
- 64 MB SDRAM (Voodoo 5 5500)
- 128 MB SDRAM (Voodoo 5 6000)
C:\...\3dfx Voodoo 5 6000\Der_Anfang_vom_Ende\
Als 3dfx die Voodoo 5 6000 Anfang 1999 auf der Comdex erstmalig der Weltöffentlichkeit präsentiert, schlägt die Grafikkarte ein wie eine Bombe – doch sie sollte es nie zur Marktreife schaffen. Angefangen bei der ursprünglichen 2×2-Chipanordnung, die nie auch nur annähernd funktionstüchtig war, über Probleme beim Layout des PCB bis hin zu Instabilitäten bei hoher Last – einem Bug, der sich im PCI-Subsystem versteckt, wird die Voodoo 5 6000 nie der erhoffte große Wurf, den sich 3dfx von der Grafikkarte versprochen hat.
Wahnwitzige Entwicklungskosten verbunden mit wiederholt enttäuschenden Quartalsergebnissen führten dazu, was nicht mehr abzuwenden war: Am 13. November 2000 gab 3dfx Interactive bekannt, sich aus dem Geschäft mit Grafikkarten zurückzuziehen, obwohl es noch im Juli 2000 hieß, die Voodoo 5 6000 erscheint im Sommer des Jahres 2000. Kurz darauf gingen die letzten Patente von 3dfx an Quantum3D, die mit der AAlchemy 8164 sogar noch eine Profi-Grafikkarte mit acht VSA-100-Chips für bis zu 40.000 US-Dollar auf den Markt brachten und bereits am 15. Dezember 2001 erschien, auf ComputerBase der Nachruf zum ersten Todestag von 3dfx.
Weltweit existieren heute noch maximal rund 200 Prototypen der legendären Grafikkarte, von denen weniger als die Hälfte funktionstüchtig sein sollen.
Was die 3dfx Voodoo 5 6000 zu leisten im Stande war, zeigen einige Benchmarks in Max Payne 2, Ultima IX und Unreal Tournament von 3DCenter aus dem Jahr 2007. Unter anderem skalierte die GPU sehr ausgeprägt mit der Taktfrequenz der CPU.
C:\...\ATi Rage Fury MAXX\
Die ATi Rage Fury MAXX ist gleich in mehrerer Hinsicht eine ganz besondere Grafikkarte. Zum einen war die Mutter aller modernen Multi-GPU-Grafikkarten im Grunde nur eine Notlösung, da ATi der GeForce-256-Serie etwas entgegensetzen musste und die erste „Radeon“ noch nicht fertig war. Zum anderen war die Möglichkeit, AFR zu nutzen bereits von Anfang an im Grafikchip vom Typ Rage 128 Pro verankert. So machte ATi aus der Not schlussendlich eine Tugend und entschloss sich, zwei Rage 128 Pro miteinander zu verheiraten und Hand in Hand arbeiten zu lassen.
C:\...\ATi Rage Fury MAXX\Spezifikationen\
ATi entschloss sich im Jahre 1999, die Rage Fury MAXX mit den folgenden Spezifikationen zum Preis von rund 600 DM auf den Markt zu bringen:
- Grafikchip: 2× ATi Rage 128 Pro GL
- Videospeicher: 2× 32 MB SDRAM mit 7ns Zugriffszeit
- Chiptakt: 125 MHz
- Speichertakt: 143 MHz
- Speicherbandbreite: 4,6 GB/s
- 350MHz RAMDAC
- AGP 4×/2×
- DirectX 7
Ein rund zehnminütiges Video des bereits aus den vorangegangenen Ausgaben von C:\B_retro\ bekannten Spezialisten für Retro-Hardware PhilsComputerLab gibt noch einmal einen schönen Einblick in die Technik der ATi Rage Fury MAXX und liefert zudem aussagekräftige Benchmarks der wütenden „Furie“.
C:\...\Matrox Millennium G400 MAX\
Bereits mit der ersten Millennium und der Mystique auf Basis des G200-Grafikprozessors konnte sich Matrox Graphics – unter Computerspielern kurz Matrox genannt – einen hervorragenden Ruf im Bereich der dedizierten Grafikkarten erarbeiten. Die Millennium G400 MAX mit ihrem im 250-nm-Fertigungsverfahren hergestellten G400-Grafikchip (Codename: Toucan) gilt noch heute für viele als die Krönung der Schöpfung aus dem Hause Matrox.
Im September 1999 vorgestellt, markierten die Millennium G400 und die G400 MAX auch den Anfang vom Ende von Matrox' Bemühungen auf dem immer wenig profitablen 3D-Spielemarkt und sollten die letzten wirklich relevanten 3D-Grafikbeschleuniger des Unternehmens sein, bevor dieses sich immer mehr in die Nische für Profi-Grafikkarten mit Multi-Monitor-Unterstützung zurückzog.
Die Millennium G400 MAX war eine nach Geschwindigkeit und Güte selektierte Version der regulären Millennium G400 mit 166 MHz Chip- und 200 MHz Speichertakt, was in etwa 30 Prozent über den Werten des Standard-G400 lag (125/166 MHz) und auch den RAMDAC hatte Matrox auf 360 MHz angehoben, während sich die G400 mit 300 MHz begnügen musste. Zu Preisen von 400 DM für die Variante mit 16 MB sowie 500 DM für den doppelten Speicherausbau lieferte die Millennium G400 MAX zudem eine 2D-Darstellung, die seinerzeit ihresgleichen suchte. Beim damals höchsten True-Color-Format in 24-Bit und mit 2.048 × 1.536 Bildpunkten konnte die Grafikkarte Bilder auf entsprechenden Monitoren mit 80 Hz wiedergeben. Zudem besaß die G400 MAX das mit 3,2 GB/s schnellste Speicherinterface bis zur Vorstellung der Nvidia GeForce 256.
C:\...\Matrox Millennium G400 MAX\Spezifikationen\
Ende September 1999 brachte Matrox die Millennium G400 MAX mit den folgenden Spezifikationen auf den Markt:
- 250-nm-Herstellungsprozess
- 150 MHz Chiptakt
- 200 MHz Speichertakt
- 16 MB/32 MB SGRAM
- 128-Bit Speicherinterface mit 3,2 GB/s Bandbreite
- 360 MHz RAMDAC
- AGP 4×/2×
Mit diesen Eckdaten schaffte es Matrox, die Millennium G400 MAX auf Augenhöhe mit der Nvidia Riva TNT 2 Ultra zu positionieren und diese – vor allem in 32-Bit – auch öfters hinter sich zu lassen. Eine kleine Sensation zu der damaligen Zeit, hatte man Matrox doch ein wenig zu früh abgeschrieben. Vor allem in der Auflösung 1.024 × 768 Pixel mit einer Farbtiefe von 32-Bit konnte sich die Grafikkarte mit so gut wie jedem Kontrahenten ihrer Zeit messen.
Erneut ist es PhilsComputerLab, der mit einem ausführlichen Video diesmal die Matrox Millenium G400 MAX bis ins kleinste Detail beleuchtet, absolut sehenswert.
C:\B_retro\Review\
An dieser Stelle finden sich die bisherigen Themen der vorangegangenen Ausgaben von C:\B_retro\ in chronologischer Reihenfolge.
- C:\B_retro\Ausgabe_1\: Intel i486, Sound Blaster 1.0 und Cebit 1999
- C:\B_retro\Ausgabe_2\: Windows 1.0, Pentium II und GeForce 8800 GTX
- C:\B_retro\Ausgabe_3\: Commodore 64, 3dfx Voodoo Graphics und Voodoo²
- C:\B_retro\Ausgabe_4\: Die Amiga Story
- C:\B_retro\Ausgabe_5\: Der legendäre AMD Athlon (K7)
- C:\B_retro\Ausgabe_6\: Die legendären Mainboards von Abit
- C:\B_retro}Ausgabe_7\: Die Anfänge von World of Warcraft
- C:\B_retro\Ausgabe_8\: Historische Multi-GPU-Grafikkarten
C:\B_retro\Feedback\
Was haltet ihr von C:\B_retro\ und welche Themen wünscht ihr euch in der nächsten Ausgabe? Die Redaktion freut sich über konstruktive Kritik, Lob, aber auch Vorschläge, um die neue Serie zukünftig noch stärker an den Wünschen der Leserschaft ausrichten zu können. Mit diesem Lesestoff im Gepäck wünscht die Redaktion einen erholsamen Sonntag, schöne Festtage und frohe Weihnachten!
C:\B_retro\Links\
- Im Test vor 15 Jahren: SLI-Premiere mit Nvidia GeForce 6600 und 6800
- Im Test vor 15 Jahren: Die GeForce 6800 GT mit DDR1 von Asus
- Im Test vor 15 Jahren: Der erste Lasernager hieß Logitech MX1000
- Im Test vor 15 Jahren: AGP ohne Nachteile für die GeForce 6600 GT
- Im Test vor 15 Jahren: Der Pentium M machte dem Pentium 4 die Hölle heiß
- Im Test vor 15 Jahren: DDR400 mit hoher Leistung zu noch höheren Preisen
- Im Test vor 15 Jahren: Ein ATi-Chipsatz für den AMD Athlon 64
- Im Test vor 15 Jahren: Intels Pentium 4 Extreme Edition mit schnellerem FSB
- Im Test vor 15 Jahren: Mainboards mit Sockel 775 von Abit hatten das Nachsehen
- Im Test vor 15 Jahren: Athlon 64 4000+ und FX-55 hatten die Nase vorn
- Im Test vor 15 Jahren: Ein Apple-Gehäuse für jedermann
- Im Test vor 15 Jahren: ATi Radeon X700 XT als Konter zur GeForce 6600 GT
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