Snapdragon XR2: Qualcomm bietet 5G jetzt auch in XR-Brillen an
Für das Segment der AR/MR/VR-Brillen – kurz XR – bietet Qualcomm den Snapdragon XR2 als neue Referenzplattform an. Plattform deshalb, weil es sich um mehr als nur einen neuen Chip handelt, auch Software und ein Referenzdesign gehören dazu. Der Snapdragon XR1 wird in Brillen wie der Google Glass Enterprise Edition 2 genutzt.
Qualcomm teilt seine XR-Chips künftig in zwei Klassen auf: High-End und Premium. Der Snapdragon XR1 wird nicht durch den heute zum Tech Summit vorgestellten Snapdragon XR2 abgelöst, sondern bleibt im High-End-Segment bestehen, während der neue Chip eine Klasse höher spielt. Qualcomm sieht den Snapdragon XR2 eher als Nachfolger von früheren XR-Lösungen auf Basis des Snapdragon 835 und 845.
Boundless XR mit Split-Rendering
Größte Veränderung im Vergleich zu früheren XR-Lösungen ist die Integration von 5G. Über die schnellere Mobilfunkanbindung soll das Head-Mounted-Display (HMD) mit Daten aus der Cloud gefüttert werden. Boundless XR, wie Qualcomm es nennt, setzt sich aus auf dem HMD sowie am Rand des Netzwerks gerenderten Daten zusammen. Erste Demos der Split-Rendering-Technik hatte Qualcomm zum 2018er 5G Summit in Hongkong gezeigt, damals allerdings noch mit simuliertem 5G über mmWave, indem für die Demonstration ein lokales WLAN mit 60 GHz herhalten musste. Beim Snapdragon XR2 wird das Snapdragon-X55-Modem extern angebunden.
Schon beim XR1 hat sich Qualcomm mit technischen Details zum Aufbau des Chips zurückgehalten. Deshalb fehlen zum Snapdragon XR2 genaue Angaben in Bereichen wie CPU oder GPU. Die Leistung dieser beiden Komponenten soll doppelt so hoch wie beim deutlich älteren Snapdragon 835 (Test) ausfallen. Beim Pixeldurchsatz im Bereich Video nennt Qualcomm eine Vervierfachung, für das Display die sechsfache Pixelanzahl und eine elf Mal höhere KI-Leistung von 15 TOPS. Das legt eine Verwandtschaft des Chips zum Snapdragon 865 nahe, der ebenfalls 15 TOPS bietet.
3K × 3K pro Auge und 8K-Video
Im Detail ermöglicht der Snapdragon XR2 AR/MR/VR-Brillen mit einer Auflösung von 3K × 3K pro Auge bei 90 Hz, alternativ sind 2,5K × 2,5K pro Auge mit 120 Hz möglich. Über bis zu sieben parallel nutzbare Kameras führt die Brille unterschiedliche Tracking-Funktionen des Anwenders und von Zubehör durch. Dazu zählen Head-, Eye-, Hand-, Face-, Body- und Controller-Tracking. Die Videowiedergabe auf den Displays des Referenzdesigns ist mit 8K bei 60 FPS oder 4K bei 120 FPS möglich, außerdem wird HDR10(+) unterstützt. Bei der Audioverarbeitung kommt die KI-Leistung ins Spiel, um bei externen Geräuschen die Quelle zu erkennen und im Display anzuzeigen.
Das Referenzdesign für den Snapdragon XR2 soll in den kommenden Monaten in weiteren Details von Qualcomm vorgestellt werden. Mit der neuen Chip-Plattform bietet Qualcomm auch APIs und ein Unity-Plug-in, Schemata zum Bau eigener Brillen und Designrichtlinien für Platinen und zur Abfuhr der Wärme des Chips an.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Qualcomm im Vorfeld und im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers auf Maui unter NDA erhalten. Die Kosten für An-, Abreise und Hotel wurden von Qualcomm getragen. Eine Einflussnahme des Herstellers oder eine Verpflichtung zur Berichterstattung bestand nicht.