Smart City: Kommunen sollen Digitalisierung beschleunigen
Kommunen müssen bei der Digitalisierung „raus aus der analogen Komfortzone“, erklärt Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer vom Deutschen Städte- und Gemeindebund. Selbst wenn viele Kommunen das Thema mittlerweile als wichtig einstufen würden, fehle es vielerorts noch an einer konkreten Strategie.
Konkret sind es mehr Investitionen, die Landsberg im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten fordert. Problematisch sei etwa, dass viele Verwaltungen schon beim Erarbeiten einer digitalen Strategie zu langsam sind. „Wer die Städte nach ihrer Digitalisierungsstrategie der nächsten Jahre fragt, bekommt man – von Ausnahmen abgesehen – in der Regel keine Antwort“, so Landsberg. Dabei geben rund 90 Prozent der Kommunen per se an, dass die Digitalisierung ein wichtiges Thema ist.
Es hadert also an der Umsetzung. Deswegen ist es laut Landsberg entscheidend, dass die digitale Stadtentwicklung zur Chefsache ernannt wird. Und dass Kommunen bei den Anwendungen vor allem solche Bereiche bearbeiten, bei denen dem „Bürger am meisten der Schuh drückt und wo wir ein Massengeschäft haben“ – als Beispiele nennt er Anwohnerparkplätze sowie An- und Abmeldungen.
Smart-City-Entwicklung in Deutschland
Die zwei Anwendungen, die Landsberg hier beschreibt, fallen unter den Bereich Smart City – also digitale Anwendungen für eine vernetzte Stadt. Ein Hype-Thema bei der Stadtentwicklung in den letzten Jahren. Wie unterschiedlich der Stand in den einzelnen Städten ist, verdeutlichen indes Rankings wie etwa das vom IT-Branchenverband Bitkom, das im Oktober veröffentlicht wurde. Führend ist demnach Hamburg, gefolgt von Karlsruhe und Stuttgart. Auf Rang 4 liegt Berlin, die Hauptstadt schneidet erstaunlicherweise bei der Digitalisierung der Verwaltung vergleichsweise gut ab.
Nichtsdestotrotz bleibt die Digitalisierung eine Baustelle. Laut dem DESI-Index 2019 (Digital Economy and Society Index) kommt Deutschland beim EU-Vergleich insgesamt zwar auch auf Rang 12 von 28 Mitgliedsstaaten, bei den Behördenangeboten – also E-Government – hinkt man hierzulande aber deutlich hinterher. Bei der Nutzung der Online-Behördenangebote reicht es nur zu Rang 26, lediglich 43 Prozent der Bürger nutzen solche Anwendungen. EU-weit sind es im Schnitt 64 Prozent.
Hier soll das 2017 in Kraft getretene Online-Zugangsgesetz (OZG) Abhilfe schaffen. Bis 2022, so das Ziel der Bundesregierung, sollen sämtliche Verwaltungsdienstleistungen digital angeboten werden. Viele Kommunen kämpfen aber mit der Umsetzung, sodass aktuell eher unklar ist, ob sich die Frist tatsächlich einhalten lässt.