Interview: AMD über Zen 3, Big Navi, Desktop-APUs und mehr
ComputerBase konnte gemeinsam mit Anandtech, PCWorld und Venturebeat nach der Pressekonferenz auf der CES 2020 ein paar Fragen an AMD-CEO Lisa Su richten. Dabei gab es einige klare Antworten, doch insbesondere beim Zeitrahmen für manche Produkte blieb das Unternehmen vager als in den Jahren zuvor.
Zen 3 kommt 2020
Allen voran geht natürlich die Frage nach Zen 3. Gab es in den letzten Jahren stets eine Art Roadmap im Rahmen der Pressekonferenz, blieb AMD diese zu Beginn des Jahres 2020 schuldig. Doch Zen 3 macht sich sehr gut, bestätigte Su, und wird noch in diesem Jahr nicht nur angekündigt, sondern auch vorgestellt werden. Nimmt man die Aussagen von Mark Papermaster, AMDs CTO, hinzu, dass AMD in einem Rhythmus von 12 bis 18 Monaten für neue Produkte sei, dürfte das zweite Halbjahr eine sichere Wette sein.
Mainboardhersteller verrieten auf der CES 2020, dass Zen 3 auf die bereits bestätigte Fertigungsstufe TSMC N7+ setzen wird und so die Taktrate um 100 bis 200 MHz ansteigen kann. Mit den Anpassungen am Design dürfte der Schritt nach vorn erneut deutlich ausfallen – eine Nummer nannte AMD noch nicht.
Renoir: Warum Vega und wann im Desktop?
Renoir ist zweifelsohne eine von AMDs größten Ankündigungen in diesem Jahr. Der Großangriff im Notebook erfolgt jedoch nicht nur mit neuer, sondern auch bewährter Technik. Denn die GPU hat in Form der Vega-IP schon fast drei Jahre auf dem Buckel. Unterm Strich war es jedoch eine Art Sicherheitsentscheidung, Vega ist bekannt und hatte sich deutlich weiter entwickelt in den letzten Jahren, weshalb es schon immer geplant war, Zen2 mit Vega als Lösung in den Markt zu bringen. Doch das heißt nicht, dass es keine APU mit Navi geben wird – sie kommt zu einer späteren Zeit.
Später ist auch das Stichwort für Renoir im Desktop. Der Fokus der APU liegt wie in den Jahren zuvor ganz klar auf dem Notebook-Markt, in dem AMD Intel am meisten Marktanteile abknöpfen kann. Desktop-APUs sind weiterhin nur ein Ableger und das zweite Zubrot der für das mobile Segment designten Chips. Aber es sei schließlich erst Januar im Jahr 2020 erklärte Su.
High-End Navi kommt
Auch der Frage, ob nach den ersten Grafiklösungen auf Basis von Navi, die die Mittelklasse adressieren, ein High-End-Produkt folgen werde, beantwortete AMDs Chefin diplomatisch, aber mit einem Ja. Man sollte eine High-End-Lösung erwarten, denn dieses Marktsegment sei wichtig für das Unternehmen, erklärte Su. Dass dies zutreffend ist, hat AMD bei Prozessoren zuletzt eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Doch was genau dahinter steckt, dürfte in den kommenden Wochen wieder für Spekulationen und viele Gerüchte sorgen. Fest steht, dass AMDs zweite Generation der RDNA-Architektur bereits für die kommenden Konsolenchips genutzt wird. Dort wird es Raytracing-Features sowie weitere Optimierungen geben. Es wäre demnach möglich, dass eine High-End-Lösung auch auf RDNA2 wartet und diese Features letztlich in den Desktop bringt, um dort eine Alternative zu teuren Nvidia-Grafikkarten zu haben.
Die Konkurrenz wird keinesfalls unterschätzt
Auch in weiteren Bereichen sieht sich AMD extrem gut aufgestellt. Insbesondere das Geschäft mit Konsolenchips wird im zweiten Halbjahr 2020 ein gewichtiges Standbein. In den klassischen Bereichen wird AMD trotz des aktuellen Laufs die Konkurrenz nicht unterschätzen, erklärte Su. Sie gehen mit ihren aktuellen Plänen immer davon aus, dass auch beim Mitbewerber alles optimal läuft. Denn selbst kurzfristige Probleme können schneller gelöst sein, als gedacht oder erwartet, weshalb AMD dies von vornherein einkalkuliert.