Neue mechanische Taster: Cherrys Viola für Tastaturen unter 100 Euro
Mechanische Viola-Taster von Cherry sind nicht nur anders abgestimmt als MX-Taster, sondern auch billiger. Sie sollen das untere Preissegment sowie den Einsteiger-Bereich besetzen, in dem sich überwiegend Rubberdome-basierte Produkte tummeln.
Die neuen Taster werden von Cherry als „vollwertige mechanische Lösung“ angepriesen, weil sie auf Gummimembranen und Leiterfolien verzichten. Um eine Variante der MX-Taster handelt es sich ebenso wenig; den Viola liegt ein neues Design zu Grunde, das im Bereich der Kontakte vereinfacht wurde, aber aufgrund der Kreuzaufnahmen zu bisherigen Tastenkappen kompatibel bleibt.
Bei MX-Tastern werden zwei vergoldete Metallplättchen beim Eindrücken miteinander verbunden, die wiederum auf dem PCB mit Kontaktpunkten verlötet werden, was Cherry bei MX-Modellen „Cross Point“ nennt. Viola-Taster besitzen nur noch ein einziges, Bronze-Kontaktplättchen, das hier in L-Form ausgeführt wird. Dieser wird durch die Feder direkt auf die Leiterpunkte der Platine gedrückt. Ein (aufwändiges) Verlöten des Tasters wird deshalb überflüssig, Viola sind Hot-Swap-fähig und können nach belieben ohne Werkzeugeinsatz getauscht werden. Grundsätzlich erinnert das Design vage an Cherrys MY-Taster.
Aufbau macht die Abstimmung
Auch bei der Abstimmung geht Cherry neue Wege. Beschrieben wird der Viola als „CrossLinear“. Gemeint ist, dass der Widerstand nicht bis zum Anschlag gleichmäßig ansteigt, sondern in zwei jeweils linearen Phasen ansteigt. Bis zum Signalpunkt bei 45 Gramm bleibt der nötige Kraftanstieg gering, danach steigt er deutlich stärker, aber ebenfalls linear.
Aus dieser Eigenheit ergibt sich eine schnellere Rückstellung des Tasters, woraus Cherry eine höhere Eignung für das „Gaming“-Segment ableitet. Darüber hinaus wird über die Stärke des Widerstands deutlicher, wann der Signalpunkt überschritten ist, einen haptisches Feedback geben Viola aktuell noch nicht.
Bedingt wird diese Abstimmung allerdings auch durch die technische Basis. Während der ersten Phase des Eindrückens bestimmt die Feder den Widerstand, danach kommt der Kontakt hinzu, der schon nach zwei von vier Millimetern Hub die Kontakte auf dem PCB erreichen muss, um sie zu verbinden. Damit trägt er zum stärkeren Anstieg des nötigen Kraftaufwandes bei, weil nun das Kontaktplättchen ebenfalls gegen einen Widerstand – die Platine – gedrückt werden muss.
Ein paar Fragezeichen
Die Spezifikation der Lebensdauer liegt noch im unklaren. Wesentlicher allerdings ist die Einordnung. Cherry selbst sieht den Viola als Option für Tastaturen im Preissegment unter 100 US-Dollar beziehungsweise Euro. Dort soll er mit klassischen Rubberdome-Tastern sowie „Mecha-Membran“-Lösungen konkurrieren. Bei diesen Tastern werden Gummiglocken und Leiterfolien in das Gehäuse mechanischer Taster gesteckt, was den Anschein teurer Modelle erweckt.
Nicht erwähnt wird in der Produktpräsentation, dass es in diesem Preisbereich eine große Anzahl mechanischer Tastaturen mit Tastern von anderen Herstellern gibt, die sich an MX-Modellen von Cherry orientieren, aber auch einzelne Tastaturen mit MX-RGB-Tastern. Rubberdome-Technik ist in diesem Bereich insofern nicht der primäre Gegner, sondern bereits weitgehend abgelöst worden. Sofern der Viola nicht in das Low-Cost-Segment unterhalb von 50 Euro rutscht, ist seine Konkurrenz primär dort zu suchen. Dort allerdings trifft er auch auf hausgemachte Rivalen: Cherrys MX Board 1.0 gibt es ebenfalls ab rund 55 Euro mit MX-Tastern.
Cherry Viola | Cherry MX Red | |
---|---|---|
Charakteristik: | cross-linear | linear |
Hubweg: | 4,0 mm | |
Position des Signalpunktes: | 2,0 mm | |
Widerstand am Signalpunkt: | 45 g | |
Widerstand am Druckpunkt: | – | |
Lebensdauer (Anschläge): | ? | 100 Mio. |