Smartphones: Apple will einheitlichen Anschluss zum Laden verhindern
Bereits seit geraumer Zeit versucht die EU, die Ladegeräte und die Anschlüsse am Endgerät zum Aufladen von Smartphones und Tablets zu vereinheitlichen und einen gemeinsamen Standard vorzuschreiben. Apple will das weiterhin verhindern und sieht seine „Innovationsfähigkeit gefährdet“.
Während Apple bei den eigenen Netzteilen inzwischen auf USB-A oder USB-C als Verbindungsanschluss zum Ladekabel setzt, wird nur bei den aktuellen MacBooks und iPad Pro auch USB-C für das Laden genutzt. Beim iPhone und manchen iPads nutzt Apple hingegen den 2012 eingeführten Lightning-Connector.
Nachdem das Thema über lange Zeit nicht mehr in der Öffentlichkeit präsent war, führt eine Rede des Vizepräsidenten der EU-Kommission, Maroš Šefčovič, am 13. Januar in Straßburg dazu, dass die Thematik von der Presse wieder aufgegriffen und sich Apple schlussendlich sogar zu einem Statement gezwungen sieht. Šefčovič hatte angekündigt, in Kürze die Ergebnisse einer Studie zur Möglichkeit der Einführung eines einheitlichen Standards für Ladegeräte veröffentlichen zu wollen. Zudem werde die Kommission erneut prüfen, welche Möglichkeiten zur Durchsetzung eines solchen Standard innerhalb der EU bestehen. Ziel der Pflicht ist es seit jeher, die Umwelt zu schützen, weniger Elektroschrott zu produzieren und Vorteile für den Verbraucher zu erzielen.
Apple stands for innovation and deeply cares about the customer experience. We believe regulation that forces conformity across the type of connector built into all smartphones stifles innovation rather than encouraging it, and would harm consumers in Europe and the economy as a whole.
Apple
In der Stellungnahme erklärt Apple, dass ein einheitlicher Standard „Innovation behindern, statt dazu zu ermutigen“ würde. Im Jahr 2009 sah die EU noch Micro-USB als verpflichtenden Standard vor, was Apple nun erneut aufgreift, um die Einschränkungen dieser Verpflichtung aufzuzeigen. USB-C und Lightning hätten niemals umgesetzt werden können, hätte es eine Pflicht zu Micro-USB gegeben. Die Hersteller konterten mit einer Selbstverpflichtung, an den Ladegeräten selbst USB zu nutzen, und entkamen der Pflicht. Fraglich an einer EU-Regulation ist indes, wie schnell ein veralteter Standard gegen einen neuen ersetzt werden würde, wenn dieser direkt von allen Herstellern genutzt werden muss. Hier sieht sich Apple ausgebremst.
Zudem verweist Apple darauf, dass man schon mehr als eine Milliarde Geräte mit Lightning verkauft habe, Dritthersteller weitere Millionen. Durch eine Pflicht etwa zu USB-C würde all dies Zubehör für die Zukunft inkompatibel – wie es Apple selbst beim Wechsel vom 30poligen Stecker auf Lightning vollzogen hat.
Da sich die Industrie ohnehin auf die flächendeckende Nutzung von USB-C zubewege, bedürfe es keiner Verpflichtung mehr, so Apple. Apple selbst würde so aber die Option behalten, Geräte ohne USB-C anzubieten, wie etwa die iPhones.
We do not believe there is a case for regulation given the industry is already moving to the use of USB Type-C through a connector or cable assembly. This includes Apple’s USB-C power adapter which is compatible with all iPhone and iPad devices. This approach is more affordable and convenient for consumers, enables charging for a wide range of portable electronic products, encourages people to re-use their charger and allows for innovation.
Prior to 2009, the Commission considered mandating that all smartphones use only USB Micro-B connectors which would have restricted the advancement to Lightning and USB Type-C. Instead, the Commission established a voluntary, industry standards-based approach that saw the market shift from 30 chargers down to 3, soon to be two — Lightning and USB-C, showing this approach does work.
We hope the Commission will continue to seek a solution that does not restrict the industry’s ability to innovate and bring exciting new technology to customers.
Eine Pflicht zu USB-C, das minimal größer als Apples Lightning-Anschluss ist, könnte aber auch ein zukünftiges iPhone verhindern, dass nur auf Wireless Charging setzt und gar keine mechanische Schnittstelle mehr aufweist.
Das EU-Parlament hat gestern mit 582 Für- und 40 Gegenstimmen eine Resolution verabschiedet, in der die EU-Kommission aufgefordert wird, bis Juli 2020 regulatorische Maßnahmen für die Umsetzung einheitlicher Ladegeräte und Anschlüsse innerhalb der EU umzusetzen oder diese zumindest vorzuschlagen. Wann die Pflicht letztlich in Kraft treten soll, ist demnach noch offen. Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber schlug an Apple gerichtet vor, dass das Unternehmen übergangsweise einen kostenlosen Adapter anbieten könne. Eine freiwillige Umsetzung eines gemeinsamen Standards habe in den letzten zehn Jahren nicht zum Erfolg geführt, weshalb es nun eine verbindliche Lösung bedürfe.