Neue Roadmap: Western Digital plant Jahre mit „ePMR“ vor MAMR oder HAMR
Eine neue Roadmap von Western Digital sieht Festplatten mit MAMR- oder HAMR-Technik frühestens für das Jahr 2023 vor. Die Verschiebung der MAMR-HDDs hatte sich bereits angedeutet. Als Zwischenlösung springt „Energy-Assist PMR“ (ePMR) ein, das zumindest einen Teil der MAMR-Forschung nutze.
Die besagte Roadmap hat Western Digitals Vice President Carl Che auf dem Storage Field Day 19 im Rahmen einer Präsentation zur Zukunft der HDD-Technologien gezeigt, wie die Website Blocks and Files berichtet.
Für Überraschung und Verwirrung hatte Western Digital bei der Vorstellung der ersten Festplatten mit 18 TB und 20 TB Speicherkapazität im vergangenen Herbst gesorgt: Statt der laut vorherigen Roadmaps erwarteten MAMR-Technik, nutzen diese eine andere Form des „Energy assisted Magnetic Recording“, mit dem bisher vorwiegend MAMR und HAMR betitelt wurden. Hauptziel dieser Techniken ist die weitere Erhöhung der Speicherkapazitäten von Festplatten.
ePMR soll die Zeit bis MAMR oder HAMR überbrücken
Statt MAMR nutzen die Festplatten Ultrastar DC HC550 mit 18 TB und Ultrastar DC HC650 mit 20 TB das besagte ePMR, das laut Che praktisch im Laufe der Forschungen an MAMR nebenbei entdeckt worden war und nun relativ kurzfristig als Zwischenlösung zu MAMR oder HAMR einspringt. „Als wir an MAMR arbeiteten, stellten wir fest, dass es ein neues physikalisches Phänomen gibt, das wir nutzen können. Durch die Kombination dieser Phänomene haben wir ein neues Aufzeichnungsschema namens ePMR erstellt, das für Energy-Assist PMR steht“, erklärte Che.
Was sich genau hinter der Technik verbirgt, wollte er jedoch trotz diverser Nachfragen anwesender Medienvertreter nicht verraten und vertröstete auf den Marktstart der ersten ePMR-Festplatten, der noch im frühen 2020 erfolgen soll. Gegenüber ComputerBase hatte der Hersteller auf Nachfrage lediglich erklärt, dass der Spin-Torque-Oscillator als wesentlicher Bestandteil von MAMR noch nicht zum Einsatz kommt. Bei HAMR wird wiederum ein Laser genutzt.
When we worked on MAMR we found there is a new physical phenomenon we can utilise. And by combining this phenomena we created a new recording scheme called ePMR; standing for energy-assist PMR.
Carl Che, Ph.D., Vice President, HDD Technology bei Western Digital
Die gezeigte Roadmap legt nahe, dass Western Digital noch mindestens bis zum Jahr 2023 auf ePMR setzen wird, bevor MAMR oder aber HAMR zum Einsatz kommen. Inzwischen ist nicht mehr so sicher, ob der Hersteller zunächst MAMR den Vorzug geben wird oder aber wie Seagate dann doch direkt auf HAMR setzen wird. Seagate will nach diversen Verspätungen in diesem Jahr endlich die ersten Serienprodukte mit HAMR herausbringen. Western Digital sieht die Zeit noch nicht reif dafür und will sich mit ePMR noch bis etwa 24 TB respektive 30 TB mit überlappenden Datenspuren (SMR) über Wasser halten. Erst danach sollen MAMR oder HAMR Festplatten mit 50 oder 60 TB in Laufe dieser Dekade ermöglichen.
Das Motto „Right Product / Right Time“, also das richtige Produkt zur richtigen Zeit, wurde in der Präsentation von Western Digital erneut hervorgehoben. ePMR dürfte aber vor allem noch eine kostengünstige Steigerung der HDD-Kapazität bedeuten, bevor MAMR mit höheren Kosten und HAMR mit wohl noch höheren Kosten auf den Markt kommen.
SMR soll mehr Speicherplatz bringen
Zum Thema SMR hat Western Digital am Rande Optimierungen in Aussicht gestellt: Mit Hilfe von „Track-based ECC on-the-fly“, also direkt in die Spuren integrierten Code für die Fehlerkorrektur, soll die Datendichte nochmals gesteigert werden. Während aktuell 18 TB mit herkömmlicher Aufzeichnung (Conventional Magnetic Recording, CMR) möglich sind, und die Nutzung von Shingled Magnetic Recording (SMR) mit überlappenden Datenspuren 20 TB, also rund 11 Prozent mehr Speicherplatz ermöglicht, soll der Einsatz von SMR in den kommenden Jahren einen größeren Vorteil bieten. Im Jahr 2023 würde laut der Prognose 24 TB mit CMR und 30 TB mit SMR eine Steigerung von 25 Prozent bedeuten. Potenziell bleibt aber der Geschwindigkeitsnachteil durch die überlappenden Spuren, weshalb SMR vorwiegend für selten beschriebene Medien genutzt wird.
Ganz ähnlich wie Seagate mit der Mach.2-Technik will auch Western Digital künftig Dual-Aktuator-Einheiten einsetzen, um der stetigen Abnahme der IOPS pro TB etwas entgegen zu setzen. Wann mit Produkten zu rechnen ist, ließ der Hersteller aber offen. Anders sieht es bei den Triple-Stage-Aktuatoren aus, die laut Che im Frühjahr in ersten HDDs ausgeliefert werden sollen. Diese sollen für eine genauere Ansteuerung der Köpfe bei nochmals engerer Spurdichte sowie allgemeine Leistungssteigerungen sorgen.
Eine Aufzeichnung der Präsentation ist auf YouTube oder auf Vimeo abrufbar.