Windows 7: Abschied auf Raten und Handlungsoptionen

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Jan-Frederik Timm
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Einschränkungen gab es schon länger

Microsoft verabschiedet sich heute nicht abrupt von Windows 7, der Abschied auf Raten wurde schon vor Jahren eingeleitet. So erhielt Windows 7 wie Windows 8.1 und Windows 10 zwar bis dato noch Sicherheitsupdates zum monatlichen Patchday, echte funktionale Updates gab es allerdings bereits seit dem 13. Januar 2015 nicht mehr. Das hatte zuletzt zur Folge, dass aktuelle Hardware schon heute nicht, nur über Umwege oder nur noch eingeschränkt mit Windows 7 zusammenarbeitet.

Auf Systemen mit AMD Ryzen ließ sich das Betriebssystem von USB-Sticks beispielsweise oft nur noch über einen Trick installieren, weil das BIOS der AM4-Platine lediglich USB 3.0 ohne Legacy Support bietet – die Installationsroutine von Windows 7 beherrscht USB 3.0 aber noch nicht. Für aktuelle Intel-Plattformen galt dasselbe.

Anleitung: Windows 7 auf AMD Ryzen (AM4) installieren
Anleitung: Windows 7 auf AMD Ryzen (AM4) installieren

Doch auch bei den ab sofort ebenfalls nicht mehr gewährten Sicherheitsupdates gab es seit zwei Jahren eine Einschränkung: Auf Rechnern mit AMD Bristol Ridge, Ryzen oder Intel Kaby Lake und neuer werden sie nicht mehr bereitgestellt. Microsofts Begründung: Wenn das Betriebssystem eine Architektur in Ermangelung eines Funktionsupdates nicht mehr unterstützt, erhält es auch keine Sicherheitsupdates mehr. Die Abfrage konnte allerdings umgangen werden.

Auch neuen Microcode gegen die CPU-Sicherheitslücken Meltdown und Spectre verteilte Microsoft nur noch für Windows 10, Rechner mit Windows 8.1 und Windows 7 waren hingegen auf BIOS-Updates der Mainboard-Hersteller angewiesen – das gerade auf älteren Platinen oft nicht mehr verteilt wurde.

Umso stärker verwundert hatte im letzten Jahr deshalb Microsofts Entscheidung, DirectX 12 grundsätzlich auch unter Windows 7 zu ermöglichen – die API gab es bisher exklusiv für Windows 10. Genutzt haben die Option bisher aber wenige Entwickler, denn sie muss auf Spiele-Ebene umgesetzt werden. Dass Microsoft dem System so kurz vor dem Aus noch einen Vorteil aus Windows 10 verpasst hat, passte trotzdem nicht zur Strategie.

In Zukunft warnt Windows 7 vor sich selbst

Mit dem Patch KB4530734 hat Microsoft Windows 7 Ende 2019 beigebracht, nach dem heutigen Support-Ende mit einem Vollbild-Hinweis vor sich selbst zu warnen. Sicherheitsupdates gibt es dann nur noch für denjenigen (im Wesentlichen Unternehmen), der dafür zahlt.

Ab dem 15. Januar 2020 warnt Windows 7 vor sich selber
Ab dem 15. Januar 2020 warnt Windows 7 vor sich selber (Bild: Zero_Point)

Privaten Endanwendern von Windows 7 bleiben ab sofort zwei empfehlenswerte Möglichkeiten: Sie wechseln auf Windows 8.1 oder Windows 10, oder sie erkaufen sich ein Jahr zusätzlichen Support mit Sicherheitsupdates. Windows 7 einfach so weiter zu nutzen ist zumindest auf mit dem Internet verbundenen Rechnern nicht mehr anzuraten.

Kostenloses Upgrade auf Windows 10

Offiziell gab es das kostenlose Upgrade von Windows 7 und Windows 8(.1) auf Windows 10 nur im ersten Jahr nach Verfügbarkeit, also bis 29. Juli 2016. Doch noch heute gestattet Microsoft den Wechsel – ohne Zusatzkosten. Das ist zwar nicht mehr über das Betriebssystem selber, aber über Installationsassistenten wie das Windows 10 Media Creation Tool oder den Windows 10 Update Assistant möglich. Hintergrund ist, dass die Installationsroutine von Windows 10 bis heute auch Keys von Windows 7 und Windows 8(.1) akzeptiert.

Teilweise müssen Anwender bei der Installation von Windows 10 gar keinen Key eingeben, weil er von Windows 7 im UEFI des Mainboards hinterlegt wurde, ist das nicht der Fall, reicht die Eingabe des Keys aus der alten Windows-Version. Die erforderlichen Tools sind am Ende dieses Artikels verlinkt. Offiziell erwähnt Microsoft diese Möglichkeit nicht.

Das kostenlose Upgradeangebot für Windows 10 ist am 29. Juli 2016 abgelaufen. Um Windows 10 zu erhalten, müssen Sie entweder ein neues Gerät oder, falls Sie einen kompatiblen PC besitzen, eine Vollversion der Software zum Upgraden des vorhandenen Geräts erwerben. Es wird empfohlen, Windows 10 nicht auf einem älteren Gerät zu installieren, da einige Windows 7-Geräte nicht mit Windows 10 kompatibel sind oder die Verfügbarkeit von Funktionen eingeschränkt sein kann.

Microsoft

Erweiterten Support kaufen

Wie bei Windows XP hat sich Microsoft auch bei Windows 7 dazu entschieden, gegen Bezahlung noch bis zu drei Jahre länger Sicherheitsupdates auszuliefern. Und während es zu Anfang hieß, dass diese Option nur Inhabern einer Volumenlizenz zur Verfügung steht, können mittlerweile auch kleine und mittelständische Unternehmen die Laufzeitverlängerung (Extended Security Update Program (ESU)) erwerben. Das sollte aber eigentlich über Microsofts Cloud Service Provider (CSP) erfolgen.

Mittlerweile bietet aber auch Software-Express.de das Paket an. Gekauft werden kann die Verlängerung aktuell für das erste Jahr, die Kosten liegen bei 70 Euro. Die Gebühr wird pro Gerät erhoben und die Bestellung setzt voraus, dass Nutzer einen so genannten Microsoft Tenant (eine Domain, die auf onmicrosoft.com endet) vorweisen können. Alle Details zum Bestellvorgang und der Installation hält ebenfalls Software-Express.de parat.

Muss es immer Windows sein?

Wer jetzt eh wechseln muss, kann sich allerdings auch die Frage stellen, ob es wirklich immer Windows sein muss. Sicher, gerade Spieler kommen um Windows auch weiterhin nicht herum. Aber wer in der Regel nur im Browser unterwegs ist und private Korrespondenz oder Fotos auf dem Rechner abwickelt, der dürfte auch mit einer schlanken Linux-Distribution glücklich werden. Grafisch ansprechende Oberflächen haben mittlerweile alle bekannten großen Desktop-Umgebungen.

MX Linux 19 „Patito Feo“
MX Linux 19 „Patito Feo“ (Bild: MX Linux)

Windows 7 tritt ab

Über die letzten viereinhalb Jahre hat Windows 10 auch am Marktanteil von Windows 7 geknabbert. Auf ComputerBase nutzen das alte Betriebssystem aktuell nur noch 6,1 Prozent. Damit ist es allerdings noch stärker vertreten als Windows XP zu seinem Aus im April 2014: 3,5 Prozent der Nutzer setzten es damals noch ein.

Weltweit sieht es laut NetMarketShare hingegen anders aus: Unter den Desktop-Betriebssystemen hat Windows 7 auf mit dem Internet verbundenen Rechnern nur noch einen Anteil von knapp 27 Prozent, bei Windows XP waren es damals 30 Prozent.

Viele Anwender dürften bisher aus Bequemlichkeit oder gar Unwissenheit noch nicht auf Windows 10 gewechselt sein und in den kommenden Monaten jetzt das Update vollziehen. Denn anders als zum Aus von Windows XP im Frühling 2014 gibt es mit Windows 10 ein Betriebssystem, das viele eingefleischte Windows-7-Nutzer zwar nicht als würdigen Nachfolger erachten werden, aber auch nicht so verabscheut wird wie vor knapp sechs Jahren das aktuelle Windows 8.

Mit dessen Ende am 10. Januar 2023 steht der nächste Abschied von einem Microsoft-Betriebssystem an. Er dürfte allerdings noch leichter fallen als der von Windows Vista vor drei Jahren, denn schon heute nutzt Windows 8(.1) kaum noch wer. Weltweit sind es laut NetMarketShare.com noch vier Prozent, auf ComputerBase noch 1 Prozent.

Neben Windows 7 treten heute auch Windows Server 2008 und Windows Server 2008 R2 ab. Alle drei Systeme erhalten zum heutigen Patchday (immer der 2. Dienstag im Monat) ein letztes Mal Updates.

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Downloads

  • Windows 10 ISO Download

    3,9 Sterne

    Mit den ISO-Dateien von Windows 10 lassen sich bootfähige Installationsmedien erstellen.

    • Version 22H2 (Build 19045.2965) Deutsch
  • Windows 10 Media Creation Tool Download

    4,4 Sterne

    Das Windows 10 Media Creation Tool erstellt bootfähige USB-Sticks oder updatet Windows.

    • Version 22H2 (Build 19045.2965) Deutsch
  • Windows 10 Update Assistent Download

    3,8 Sterne

    Der Windows 10 Update Assistent unterstützt bei der Installation von Windows 10 aus 7/8(.1) heraus.

    • Version 22H2 Build 1.4.19041.2183, Win 10 Deutsch
    • Version 20H2 Build 1.4.9200.23258 Deutsch